Kapitel 107: Voll wie ein Dreimaster

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Milas Sicht:

Ich fuhr bei Ramona und Freddy vor um ihr frische Klamotten zu holen und wollte auch ein paar Takte mit Frederik reden, hören was er zu der ganzen Geschichte zu sagen hatte. Mir tat Ramona so leid echt. Aber irgendwie konnte ich mir das nicht erklären. Dieses Verhalten passte so gar nicht zu Frederik. Ich hätte nie gedacht dass er so was tun würde, ich mein seitdem Ramona da war schwebte er auf Wolke 7. Die Tage hatte ich schon versucht mit ihr darüber zu reden, aber richtig durchgekommen bin ich nicht. Aber andererseits: Wieso lag dann so ein Geschenk mit so einer eindeutigen Nachricht im Briefkasten? Deswegen wollte ich gerne Freddys Version dazu hören. Ich schloss unten die Haustür auf und stieg die Treppen nach oben. Oben klingelte ich für den Fall dass er da sein sollte. Nach einiger Zeit wurde die Tür auf gerissen.

"Mein Schatz dabisdujawieder! Schliebädisch!" Freddy taumelte mir entgegen. Urgh! Ich fuhr heftig zurück. Er hatte eine Fahne die Tote auferwecken könnte und so wie er roch hatte er mindestens drei Tage lang nicht geduscht. Gerade noch rechtzeitig merkte er dass ich nicht sein Schatz war. "Nee dubisjagarnichmeinschass."  Er hielt sich am Türrahmen fest. "Hallo Freddy, ich wollte für Ramona ein paar neue Klamotten holen", sagte ich sachte. "Ischhabsenichbetrogn..."heulte er. "Ist ja schon gut, komm wir gehen erst mal rein", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er fing an zu schwanken und ich hielt ihn fest damit er nicht um fiel. Puh...In der Wohnung roch es wie im Raubtierkäfig und überall  standen leere Flaschen und Fastfood-Kartons rum.

Ich legte mir Freddys Arm über die Schulter und half ihm zurück in die Wohnung. "Ischabsenichbetrogn isch liebe se doch!"heulte er erneut. Schlagartig empfand ich  tiefes Mitleid. "Komm, wir gehen erst mal nach oben." "Ischwillnisch nach obn, isch will su meim Schassi", lallte er. "Isch vamiss sie so!" "Doch komm mal mit Freddy, das wird dir gut tun." Ich bugsierte ihn die Treppe hoch ins Bad, schob ihn mit dem Oberkörper über die Badewanne und verpasste seinem Kopf eine kalte Dusche. Nach ein paar Minuten stellte ich die Dusche ab. Er wurde ein klein wenig klarer im Kopf. "Huch Mila was machsn du hier?" Erstaunt sah er mich an. Aber er schwankte nicht mehr ganz so stark. "Ich wollte für Ramona neue Klamotten holen. Mensch Freddy!" "Ischabsenischetrogn. Ischliebsedoch!" "Ist ok Freddy. Komm du steigst jetzt mal unter die Dusche und ich mach uns nen starken Kaffee." "Hmmmmh?"  Er tat mir echt leid. "Geh mal unter die Dusche Freddy. Ich mach uns nen Kaffee. Soll ich dir Klamotten raus suchen oder schaffst du das allein?" "Schaffschallein", nuschelte er. "Ok."

Ich ging nach unten, setzte nen starken Kaffee auf und riss alle Fenster auf. Es roch echt wie in einer Raubtierhöhle. "Und vergiss das Zähneputzen nicht!", rief ich nach oben. Hoffentlich brach er sich in der Dusche nicht den Hals, so voll wie er war...Während der Kaffee durchlief sammelte ich die leeren Flaschen und Fastfood Verpackungen ein. Nachdem ich damit fertig war machte ich ihm zwei Brote und ging dann wieder nach oben nach ihm sehen. Das Duschen hatte er ohne Unfall geschafft. "Brauchst du Hilfe? Nur um es klar zu stellen, ich helf dir nicht deine Unterhose anzuziehen, dass musst du allein machen. Über den Rest können wir reden."

Die Schlafzimmertür ging auf. "Huch Mila was machsn du hier?" Oh man, er kriegte echt gar nix mehr zusammen. Das T-Shirt hatte er auch verkehrt rum an, aber das war egal. "Ich hole für Ramona neue Sachen Freddy." "Ich habsenischbetrogn. IschkennkeineAngela!" heulte er erneut. Er musste sich wieder festhalten. "Andrea", berichtigte ich ihn. "Häh?" "Andrea." "Wersandrea?" Verwirrt sah er mich an. Oh man... "Nicht wichtig, komm lass uns nach unten gehen, ich hab dir nen Kaffee gemacht." "SchwillkeinKaffee. Schwillmeinschassi" "Doch, der macht dich wieder klar im Kopf! Aber warte an der Treppe, ich hol schnell die Sachen für Ramona. Nicht dass du Dir auf der Treppe den Hals brichst!"

Ich ging ich ins Schlafzimmer und griff wahllos ein paar Sachen aus dem Schrank. Frederik  machte derweil Anstalten die Treppe nach unten zu gehen. "Freddy, ich hab doch gesagt du sollst warten!" Schnell lief ich hinterher und hielt ihn auf der einen Seite fest, während er sich am Geländer nach unten hangelte. Er torkelte zur Couch und lies sich darauf nieder. Ich brachte ihm den Kaffee und die Brote. "Dubissoliebsumia!", lallte er. "Alles klar Freddy." Ich wartete bis er die Brote gegessen und zwei Tassen Kaffee getrunken hatte, dann wurde er müde und schlief ein.  Ich holte ihm von oben seine Bettdecke, legte ihn richtig hin,  deckte ihn zu und schloss die Fenster wieder, bevor ich mich auf den Weg nach Hause machte. Oh Mann!

Zuhause angekommen  gab ich Ramona die Sachen. "Hör mal, mich hab mich gerade echt erschrocken als ich bei euch war. Frederik ist in einem erbärmlichen  Zustand." Ramona sah mich erstaunt an. "Er ist komplett abgestürzt ich hab ihn noch nie so kaputt gesehen und so betrunken. Er war voll wie ein Dreimaster und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er  war kaum zu verstehen, hat Zusammenhänge nicht geblickt, die ganze Zeit gelallt dass er nichts mit einer anderen hat und dass er dich liebt. Er hat geheult und die Wohnung sah aus...überall leere Bier - und Schnapsflaschen und Fastfood Packungen. Er hat gerochen als ob er ne Woche nicht geduscht hat und die Wohnung hat gestunken wie sonst was. Ich hab ihm den Kopf kalt abgebraust und ihn dann unter die Dusche geschickt und währenddessen gelüftet und etwas sauber gemacht."

Sie sagte nichts, sah mich aber betroffen an. "Er war so verzweifelt, echt. Und immer wieder hat er gelallt dass er nichts mit einer anderen hat. Hast du dir schon mal überlegt dass er vielleicht recht haben könnte?", fragte ich vorsichtig. "Dass es vielleicht jemanden gibt der euch aus einander bringen will weil er oder sie was von dir oder von ihm will?"

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt