Kapitel 2: Die erste Begegnung

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Die Nacht konnte ich nicht richtig schlafen und war weit vor dem Wecker wach. Irgendwann stand ich auf, ging duschen und machte mich fertig. Nachdem ich fertig war hatte ich immer noch massig Zeit, also beschloss ich meine Taschen auszupacken und dann noch irgendwo was frühstücken zu gehen. Das Zimmer bei Jessi hatte ich möbliert übernommen, praktisch, so hatte ich keinen riesigen Umzug zu leisten. Ich hab meine alten Möbel einfach an Freunde verschenkt oder über Ebay Kleinanzeigen verkauft, so ein bisschen zusätzliches Geld ist auch ganz nett.

Nachdem alles erledigt war trank ich in der Küche einen Tee. Jessi kam mit verstrubbelten Haaren aus ihrem Zimmer. "Morgen, Du bist ja schon früh wach:" "Ja ich konnte nicht gut schlafen", sagte ich. "Aufgeregt wegen dem ersten Tag, hm? Keine Angst, das wird schon." Sie machte sich einen Kaffee und setzte sich zu mir. "Wie lange musst Du denn heute arbeiten?", fragte sie. "Noch nicht so lange, ich bekomme heute nur alles gezeigt, morgen geht es dann richtig los", sagte ich. "Wenn Du magst dann können wir nachher zusammen einkaufen gehen, hast ja gesehen der Kühlschrank ist fast leer. Und ich kann Dir ein bisschen die Umgebung zeigen." "Gerne", sagt ich. Wir schnackten noch ein bisschen, dann ging sie ins Bad um sich fertig zu machen. Jessi ist echt ne Nette, ich hab das Gefühl wir können gute Freundinnen werden. Als ich erneut auf die Uhr schaute war es  07.30h. Immer noch viel zu früh, um 9.00h sollte ich mich auf der Orthopädie melden.

Ich beschloss schon  mal loszufahren und in einem Café, dass ich damals in der Nähe der Klinik gesehen hatte, zu frühstücken. Ich schnappte meinen Rucksack und lief zum Bus. Knapp 30 Min Fahrtzeit bis zur Klinik, das passte ja wunderbar. Blieb noch über ne halbe Stunde Zeit zum frühstücken. Am Cafe angekommen bestellte ich mir ein Käsebrötchen und eine Apfelschorle und machte mich dann los zur Klinik.

Auf dem Weg dorthin bekam ich irgendwas in die Augen. Es juckte und brannte. Ich rieb mir die Augen und betrat dabei die Klinik durch die Notaufnahme. RUMMS.  Ich stieß mit jemandem zusammen. Noch immer rieb ich mir die Augen. Verschwommen sah ich einen jungen Arzt vor mir stehen. Seine Unterlagen lagen auf der Erde. "Entschuldigung, ich hab Sie gar nicht gesehen", sagten wir beide zur gleichen Zeit und mussten lächeln. Ich kniete mich hin und half ihm seine Unterlagen aufzuheben. Offenbar hatte er beim Gehen darin gelesen und mich deswegen nicht kommen sehen. "Alles in Ordnung?", fragte er. "Ja, ich hab nur gerade was in die Augen bekommen und Sie deshalb nicht gesehen." "Ist ja nicht schlimm, vielleicht sollte ich mir auch angewöhnen beim Gehen nicht ständig Patientenakten zu zu lesen, dann wäre das auch nicht passiert.", grinste er.

Er sah echt gut aus. Ich schätze ihn auf  30 Jahre, er hatte blonde zurückgegelte Haare, wunderschöne große, haselnussbraune Augen und eine interessante Brille. In diese Augen konnte man sich verlieren. "Hallo, ich fang hier heute neu an und heiße Ramona Müller", stellte ich mich nerös vor. Sein Blick war einfach atemberaubend "Alles klar, schön Dich kennen zu lernen. Ich muss jetzt weiter, hier wirds gleich voll", sagte er und verschwand. Hmpf, nicht mal vorgestellt hatte er sich...Naja wer weiss vielleicht war er ja wirklich im Stress. Ich ging zu den Informationsschildern  und guckte wo sich die Orthopädie befand. Sie war im 3ten Sock. Dort angekommen fragte ich ich im Schwesternzimmer nach dem Zimmer des Oberarztes. Eine Schwester kam auf mich zu. "Hallo,Du bist bestimmt Ramona Müller, die neue Assistenzärztin. Ich bin Charlotte Adam, die Pflegedienstleitung. Wir sagen hier alle Du zueinander. Schön Dich kennenzulernen." "Dito", grinste ich. Charlotte trat aus dem Zimmer. "Ich bring Dich zu Dr. Heinemann. " Danke, das ist nett," sagte ich.

"Keine Ursache, ich werd Dich nachher ein wenig hier herumführen. Eigentlich sollte das  Dr. Seehauser, der andere Assistenzarzt machen, doch der ist gerade nicht abkömmlich." Sie klopfte an die Tür vom Oberarztzimmer und wir traten ein.

Frederiks Sicht:

Himmel was für ein Morgen. Erst hab ich verschlafen und es gerade noch so pünktlich zum Dienst geschafft und jetzt kam gerade die Meldung herein: Massenanfall an Verletzten, großer Auffahrunfall mit Beteiligung von LKWs auf der A1. Wir sollten uns bereit halten so viele Verletzte wie möglich aufzunehmen. Was bedeutete dass auf sämtlichen Stationen die Assistenzärzte zum Dienst in der Notaufnahme abgezogen wurden. Dr. Heinemann informierte mich dass ich die Einteilung der Ärzte und Patienten übernehmen sollte. Er konnte mir als Oberarzt nicht zur Verfügung stehen weil er die neue Assistenzärztin unserer Station in Empfang nehmen musste. Bei Fragen oder Unklarheiten sollte ich mich an Martin Flemming aus der Pädiatrie wenden, er würde statt Konstanze Herzinger mit in der Notaufnahme sein um mir im Notfall zur Seite zu stehen.

Gott sei Dank hatte ich nen Ansprechpartner, ich hab sowas noch nie gemacht, noch nie einen Katastrophenfall eingeteilt  mit so vielen Schwerverletzten auch. In Gedanken versunken machte ich mich runter auf den Weg zur Notaufnahme, da erst bemerkte ich dass ich immer noch die Patientenakten aus der Orthopädie in der Hand hielt, denn eigentlich sollte ich ja heute die Visite machen und hinterher nur die Neue auf der Station herumführen, während der Chef ihr vorher die gesamte Klinik zeigen würde. Ich guckte von wem ich die Akten dabei hatte um gleich kurz auf Station anzurufen dass jemand kam um sie in der Notaufnahme abzuholen. RUMMS. In meiner Hektik und Unaufmerksamkeit stieß ich mit jemandem zusammen und die Akten landeten auf der Erde.

Vor mir stand eine blonde sehr hübsche Frau, etwas jünger als ich und rieb sich ihre verschwollenen, roten Augen. "Entschuldigung, ich hab Sie nicht gesehen", sagten wir zur selben Zeit und mussten lächeln. Ich fragte sie besorgt ob alles in Ordnung wäre. Sie sah echt wunderschön aus, trotz der geröteten Augen. Nein Freddy, auf so eine Idee darfst Du jetzt gar nicht kommen, gleich wird hier die Hölle los sein, die ganze Notaufnahme wird voller Patienten mit roten und gelben Verletztenanhängekarten sein, Du musst Dich jetzt konzentrieren! Ich schob den Gedanken beiseite und begann die Akten aufzuheben. Sie half mir dabei und sagte noch irgendwas aber das bekam ich schon gar nicht mehr so richtig mit, in Gedanken war ich schon bei der Patienteneinteilung. Dann verabschiedete ich mich und ging zum Empfang.

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt