Kapitel 48: Wie soll es weiter gehen?

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Frederiks Sicht:

Gut dass sie drüber geredet hat, das befreit ungemein. Nacghdem sie in meinen Armen eingeschlafen war fuhr ich schnell einkaufen. Ich wollte sie momentan ungern allein lassen während sie wach war, damit sie sich nicht alleine fühlte, sondern spürte dass ich für sie da war. Als ich den Einkauf erledigt hatte schlief sie immer noch. Also bestellte ich uns chinesische Bratnudeln und machte schnell den Haushalt bis das Essen kam. Nachdem ich den Lieferanten bezahlt weckte ich sie vorsichtig. Verwirrt schaute sie mich an. "Du bist eingeschlafen Schatz", sagte ich zärtlich. "Ich hab uns was zu Essen bestellt, das wird sonst kalt." Sie reckte und streckte sich und gähnte laut. "Uff, war ich fertig. Das Erzählen und das alles noch einmal zu erleben war so anstrengend. Was gibt es denn?" "Ja das glaub ich. Ich hab für uns beide gebratene Nudeln mit Gemüse bestellt. Für dich zusätzlich mit Hühnerfleisch, für mich mit Krabben. Ich wusste nicht ob du Krabben magst." "Ich liiiiiiiiiebe Krabben, aber Hühnerfleisch ist auch lecker." "Ok dann weiss ich Bescheid fürs nächste Mal." 

Sie gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze und krabbelte von der Couch. "Bleib sitzen, ich dachte wir essen hier und schauen nebenbei nen Film, hast du Lust?" Oh ja, klasse Idee." Ich holte das Essen und dann machten wir es uns gemütlich.

Ramonas Sicht:

Im Laufe des Tages ging es mir immer besser, das Erzählen hatte sehr befreit. Am Abend war es schon wieder echt gemütlich, Freddy hatte Essen bestellt und wir schauten einen Film. Ich konnte mich sogar wieder darauf konzentrieren. Am Nächsten Morgen fuhren wir zusammen in die Klinik. Ich war nervös vor dem Gespräch mit Urs, was sollte ich ihm sagen wenn er mich fragen würde wie es nun weiter geht? Ich glaube ich kann keine Ärztin mehr sein, es ist einfach zu schlimm den Angehörigen die Nachricht überbringen zu müssen dass ihr geliebter Mensch verstorben war, ich ihn nicht retten konnte. Ich hätte nie gedacht dass mich das so umhauen würde, immerhin war mir schon vorher klar gewesen dass solche Situationen auch vorkommen würden und wir wurden auch im Studium drauf vorbereitet. Wie sollte es bloß weiter gehen? Ich hatte keine Ahnung.

 Auf dem Parkplatz angekommen gab Freddy mir einen Kuss und schaute mich aufmunternd an, dann verschwand er in Richtung OPs. Ich seufzte und machte mich auf den Weg in die Orthopädie. Im Schwesterzimmer machte ich mir erstmal einen Tee, ich hatte noch 15 Minuten Zeit. Mila hatte den Nachtdienst. Sie kam auf mich zu und drückte mich erstmal. Wir setzten uns zusammen und schnackten ne Runde. Um kurz vor 6 kam Urs ins Schwesternzimmer. "Ah gut Ramona, du bist schon da. Wollen wir?" Ich nickte unsicher. Er schnappte sich einen Kaffee und wir gingen in sein Zimmer. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Was wollte er von mir?

 Ich setzte mich auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch und wartete nervös ab. Er bemerkte meine Nervosität. "Du musst nicht nervös sein, ich wollte einfach nur mal mit dir reden, hören wie es dir so geht. Wie du das Ereignis wegsteckst, was dir für Gedanken durch den Kopf gehen und dann wollte ich dir von meinem ersten Mal erzählen. Dachte das hilft dir vielleicht. Du bist nicht allein, durch diese Situation mussten wir alle durch." Ich nickte erleichtert.  Er sah mich an. "Wie waren denn die letzten 2 Tage für dich?" "Der Tag wo es passiert ist und der nächste Vormittag waren am schlimmsten. Alles was passiert war lief die ganze Zeit wie ein Film in meinem Kopf ab. Als Jannik und Du mit mir geredet habt vorgestern - das ist kaum durchgedrungen." 

Er nickte. "Ja das hab ich mir gedacht, das war bei mir damals auch so." "Bei Freddy auch, er hat mir von seinem ersten Mal erzählt. Das hat mir sehr gut getan, er dachte und fühlte genau das gleiche wie ich. Das hat mich ganz ungemein beruhigt. Dieses Gefühl dass ich damit nicht alleine bin." "Das ist gut. Genau deshalb wollte ich heute auch noch einmal mit dir sprechen. Du bist nicht allein, und du kannst mir mir über alles reden was dir Sorgen bereitet." Er sah mich aufmunternd an. Ich hatte Vertrauen zu ihm. "Urs, ich weiss nicht ob ich weiter Ärztin sein kann. Mich hat das so fertig gemacht, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Gerade auch das Gespräch mit den Angehörigen, ihnen sagen zu müssen, dass ihr Angehöriger, ein gelieber Mensch, verstorben war." 

Urs nickte verständnisvoll. "Ja, das hab ich mir schon gedacht. Das geht vielen beim ersten Mal so, inklusive mir. Ich wollte damals auch nicht weiter machen." Ich sah ihn erstaunt an. "Das hätte ich jetzt nicht gedacht." "Doch, es war so." Urs erzählte mir von seinem ersten Mal. Auch wenn es für ihn schlimm gewesen war, es tat gut davon zu hören, ich merkte immer mehr dass ih nicht allein war. Wir redeten über die Situation, meine Gefühle und was mir durch den Kopf ging. Aber ob ich weiterhin Ärztin sein wollte oder konnte wusste ich immer noch nicht. Ich war unsicher. Urs sah mich an. 

"Ich verstehe deine Unsicherheit und gebe Dir auch die nächsten 2 Tage frei. Ich dränge dich nicht zu einer Entscheidung, aber ich möchte mich in 2 Tagen wieder mit dir treffen, und ich möchte dass du bis dahin über folgende Frage nachdenkst: Warum wolltest du Ärztin werden und hast dieses schwierige Studium auf dich genommen?" Ich nickte. "Gut, dann sehen wir uns in 2 Tagen. Wie hat Frederik da Dienst?" "Nacht," "Ok, dann würde ich sagen sehen wir uns in 3 Tagen, selbe Uhrzeit wie jetzt in meinem Büro." "Ok." Ich sah ihn an. "Urs?" "Ja?" "Danke." "Keine Ursache, ich weiss doch wie es Dir jetzt geht. Dafür bin ich als dein Menthor da. Du kannst immer zu mir kommen wenn was ist." 

"Ich weiss, trotzdem danke." Ich gab ihm die Hand, verließ das Büro und setzte mich für einen Moment ins Schwesternzimmer wo ich mir einen Tee machte. Birgit und Linda kamen rein und setzten sich zu mir. Fragend schauten sie mich an. Ich seufzte, sah sie an und sagte: "Ich weiss noch nicht wie es weiter geht." Die beiden nickten besorgt. Ich lenkte das Gespräch schnell auf was anderes, was auch gut funktionierte. Wir schnackten eine Weile, hinterher ging ich in der Stadt ein bisschen bummeln und fuhr dann mit den Öffis  zu Freddy. Das Bummeln und die Fahrt taten gut um den Kopf frei zu bekommen. Noch immer wusste ich nicht wie ich mich entscheiden sollte.

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt