Hermines Sicht
Ich höre ein warmes Lachen neben mir und drehe mich in die Richtung, aus der es kommt. Harry sieht mich, wie ein Honigkuchenpferd grinsend, an. "Mine, mach den Mund zu. Wenn Luna jetzt da wäre würde sie dir sagen, dass du damit nur noch mehr Schlickschlupfe anlockst!", kichert er und Ginny stimmt mit ein. Sowas schimpft sich Freunde, toll. Doch wirklich böse sein kann ich ihnen nie, selbst wenn ihre Witze auf meine Kosten gehen.
Immer noch verdattert, aber nun mit geschlossenem Mund, reiche ich meinem besten Freund den kleinen Gegenstand, den ich bis jetzt fest, mit meinen, vor Aufregung schwitzigen, Fingern umschlossen gehalten habe. Vor fünf Minuten haben wir alle mit bebenden Händen unseren Umschlag geöffnet und zwei beschriebene Pergamentblätter zum Vorschein gebracht. Für eine Weile hätte man sogar eine Stecknadel in der Küche der Weasleys fallen hören können. Als wir dann gelesen haben, dass die Restaurationsarbeiten rund um unsere ehemalige Schule, dank der Magie, abgeschlossen sind, war die Freude logischerweise riesig. Es ist kaum zu fassen. Nach allem, was passiert ist, dürfen wir wieder nach Hogwarts zurück. Wir dürfen wieder nach Hause! Wir dürfen unser letztes Schuljahr, dass wir, durch die Jagd nach Horkruxen und den Krieg, verpasst haben, nachholen. Ein Glücksballon stieg in meiner Brust an, als ich den, fein säuberlich geschriebenen, Brief von Prof. McGonagall las. Erst dann merkte ich, dass neben diesem Schreiben und der Liste mit den Dingen, die ich für das kommende Schuljahr brauche, noch etwas in dem Umschlag lag.
Dieses etwas hält nun Harry in seiner Hand und schaut es nicht minder ehrfurchtsvoll an, als ich. Ginny ist die Erste, der bewusst wird, was es ist. Zum dritten Mal an diesem Morgen kommt sie auf mich zugewuselt und zieht mich in eine herzliche Umarmung. Harry, der es schließlich auch versteht, tut es seiner Freundin gleich und zum Schluss schließt sich, etwas zögerlich, auch noch Ron an, löst sich jedoch fast sofort wieder aus der Umarmung, als hätte er sich verbrannt. Ich vermeide es, ihn anzusehen und lächele stattdessen dem Schwarzhaarigen entgegen. "Mine, herzlichen Glückwunsch! Du bist Schulsprecherin, aber eigentlich war das vorauszusehen. Ich hatte schon so ein Gefühl, als ich meinen eigenen Brief gelesen habe und mir klar wurde, dass wir wieder zurückkehren! Wer sonst hätte es werden sollen?! Und, ist das nicht toll? Wir fahren wieder nach Hause!" Ich kann nicht anders, als ihm zuzustimmen. Auch für Harry, der so früh schon seine Eltern verloren hat, ist Hogwarts vom ersten Schuljahr an ein Zuhause gewesen. Doch plötzlich erstirbt mein Lächeln und der Ballon in meiner Brust zerplatzt, als mir bewusst wird, welcher Tag heute ist. "Leute, ist euch klar, dass heute Sonntag ist? Und nicht nur das! Heute ist der 31. August, das heißt morgen ist der erste September und das wiederum heißt, dass wir eigentlich schon lange gepackt haben sollten, aber wir haben ja noch nicht mal unsere Schulsachen gekauft!". Ich verfalle komplett in Panik und, mit meiner Aufregung, stecke ich gleich noch Ginny mit an. "Mine, oh mein Gott, du hast Recht. Die haben sich dieses Jahr aber verdammt viel Zeit gelassen mit den Briefen, so spät kamen sie ja noch nie an! Muss wohl an den Restaurationen liegen. Jungs worauf wartet ihr?! Holt eure Rucksäcke, ich sage Mum Bescheid. In fünf Minuten treffen wir uns auf dem Hof! Macht schon!"
Glücklicherweise unterscheiden sich die Öffnungszeiten der Zauberer im wesentlichen von denen der Muggel, sonst hätten wir heute schwarz ausgesehen. So aber kommt es, dass wir pünktlich fünf Minuten später alle hippelig auf dem Hof stehen. Molly und Arthur Weasley hasten mit Ginny auf unsere kleine Gruppe zu, die sich bereits versammelt hat, und scheuchen so links und rechts die Hühner auf, die anfangen wild gackernd umher zu laufen. Die mollige Frau herzt mich und gratuliert mir, genau wie ihr Mann, zum neuen Amt der Schulsprecherin. Kurz darauf spüre ich wieder das bekannte Ziehen hinter meinem Nabel und schon sind wir alle zusammen direkt in den kleinen Hinterhof des 'Tropfenden Kessels' appariert. Ginny ist Anfang August 17 geworden und kann nun auch endlich den Ort innerhalb von Sekunden wechseln. Mr Weasley hält immer noch seinen Zauberstab gezückt und klopft auf ein paar Backsteine in der Mauer, die zur Winkelgasse führt. Einen Augenaufschlag später, stehen wir vor dem Torbogen zu einer langen Gasse, in der es von Hexen und Zauberern, unterschiedlichen Alters, nur so wimmelt, die sich die Nasen an den Schaufenstern platt drücken und von einem Geschäft zum anderen wuseln.
Das letzte Mal, als ich hier war, habe ich mit Harry, Ron und dem Verräter Griphook eine Bank überfallen und anschließend sind wir überstürzt, aber triumphierend und ohne Kobold, mit dem Hufflepuff- Becher- Horkrux, aus Gringotts geflohen. Wohl gemerkt, auf dem Rücken eines Drachen. Das muss man sich mal vorstellen. Manchmal kann ich das alles noch immer nicht ganz realisieren. Seit dem Untergang Voldemorts Herrschaft hat sich viel verändert. Der Schock durch den Krieg und die, damit verbundenen, Verluste sitzt allen immer noch tief in den Knochen, aber solche kleinen alltäglichen Dinge vertreiben die Dunkelheit Stück für Stück aus unserem Inneren. Ich bemerke, wie mir eine kleine Freudenträne über die Wange rollt, als ich sehe, dass die Winkelgasse wieder in ihrem ursprünglichen Glanz protzt. Die Fenster sind unbeschädigt, die Farben der Ladenschilder leuchten förmlich, nirgends hängt auch nur ein Plakat, von dem ein gesuchter Todesser herablassend auf die Passanten unter ihm starrt und es gibt keinen Menschen der nicht wenigstens ein Lächeln aufgesetzt hat. Es ist herrlich, genau wie vor meinem ersten Schuljahr.
Ginny unterbricht mich in meinem Gedankengang, indem sie sich bei mir unterhakt und mich mit sich zieht. Im Gehen ruft sie den Anderen noch über die Schulter zu: "Wir treffen uns in drei Stunden vor Florean Fortescues Eissalon!" Florean ist in meinem sechsten Schuljahr von Todessern entführt und schließlich getötet wurden. Doch sein Sohn hat es nicht übers Herz gebracht, die Eisdiele zu schließen und hat sie schließlich übernommen. Inzwischen hat mich Ginny geradewegs in die kauflustige Menge gezogen. Jetzt ist erstmal Shoppen angesagt!
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Wie Licht und Schatten
FanfictionZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...