Schrecken in der Bibliothek

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Sams Sicht

"Autsch, kannst du nicht aufpa- oh, du bist es! Sorry Kleiner." "T- tut mir leid Da- Malfoy! Ich habe dich gar nicht gesehen und-" 

Gerade bin ich um eine Ecke gebogen, und, wie sollte es auch anders kommen, in jemanden reingelaufen. Ich weiß schon, wie man Freunde findet. Am liebsten würde ich mich in meinen Schlafsaal verkriechen und meine Nase in ein Buch stecken, aber leider geht das im Moment nicht. 

Beinahe hätte ich mich auch noch gegenüber Draco verplappert und da ist die Tatsache, dass ich nur  in ihn hineingelaufen bin, noch ziemlich erträglich. Gerade, als ich mich überschwänglich entschuldige, ich will mich ja nicht schon an meinem ersten Schultag unbeliebt machen, unterbricht mich der großgewachsene Slytherin. 

"Hey, schon okay, Sam. Ich habe dich mit jemandem verwechselt, der mich heute früh schon fast umgehauen hätte. Irgendein komischer Viertklässler, der nichts besseres zu tun hat, als Tag und Nacht nur durch die Schule zu rennen. Das ist zwar, laut Hausordnung verboten, aber wenn du unseren Hausmeister Filch kennenlernst, wirst du merken, dass er Schüler nicht ausstehen kann und auch ziemlich streng ist, dank seiner, nicht vorhandenen, Zauberkräfte, jedoch nicht viel unternehmen kann. Die 'Gonagall passt schon auf, dass die Dokumente mit der Einverständniserklärung für Daumenschrauben und Peitschen und so einen Müll genau da bleiben, wo sie hingehören und zwar auf dem Boden der untersten Schrankschublade dieses Squibs. Naja, du solltest trotzdem nichts anstellen, sonst landet dein Name in einer der unzähligen Schülerakten und du bekommst Nachsitzen. Das ist an sich nicht übermäßig schlimm, aber ich bin sicher, dass du deine Freizeit lieber anderweitig gestalten würdest. Dieser Taylor, oder wie der heißt, ist da anscheinend anderer Meinung. Ich bin auf keinen Fall sein erstes Opfer. Na, wie dem auch sei, tut mir leid, dass ich dich vorhin so angeschnauzt habe. Und übrigens, nenn mich doch bitte Draco!" 

Ein Lächeln ziert sein Gesicht und ich erwidere es ehrlich. "Danke Draco, ich werde deinen Rat befolgen. Über Filch habe ich schon so einiges gehört und seine Katze durfte ich auch schon kennenlernen. Wir sind, nun ja, nicht die dicksten Freunde, würde ich behaupten. Aquila, mein Kniesel, war gar nicht begeistert, ihre Bekanntschaft zu machen." 

Er grinst noch etwas breiter und nickt mir dann noch ein letztes Mal zu, bevor er in die entgegengesetzte Richtung verschwindet. Ohne auf den Weg zu achten, laufe ich, den Blick auf den Boden gerichtet, weiter. In einem leeren Gang stoppe ich und rutsche die Wand hinunter. In den letzten Minuten habe ich mein Tempo kontinuierlich gesteigert, da ich schon wieder gemerkt habe, wie meine Finger verdächtig angefangen haben, zu prickeln. Um keine unnötige Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, habe ich bis jetzt vorsichtshalber den weiten Ärmel meiner Schuluniform über meine Hand geschüttelt. Diesen schiebe ich nun zurück und betrachte geschockt und frustriert meine, nicht vorhandenen, Finger. 

Was stimmt nur nicht mit mir?! Ich muss unbedingt herausfinden, wo die Ursachen für diese rätselhaften Veränderungen meines Körpers liegen, denn mir läuft wortwörtlich die Zeit davon. Gerade will ich aufstehen, als ich meinen Blick erhebe und registriere, wo ich mich befinde. Meine Füße haben mich unbewusst genau dahin getragen, wo meine kleine Führung gestern geendet hat. 

Eigentlich, war dieser Rundgang völlig sinnfrei, aber, um meine Tarnung aufrecht zu erhalten, muss ich mich eben auf dieses Spiel einlassen. Hier haben mich letzten Endes Draco und Hermine verabschiedet, da mein Gemeinschaftsraum ganz in der Nähe liegt. Statt mich davonzuschleichen, habe ich die beiden jedoch noch kurz beobachtet. Ich weiß zwar nicht, was mich in diesem Moment geritten hat, aber ich musste einfach etwas herausfinden. Und tatsächlich, als ich weg war, konnten sie kaum die Finger voneinander lassen. Das ist ja zumindest schonmal ein Anfang.

Eine Viertelstunde später beschließe ich, mich etwas abzulenken, und da sich meine Hand wieder materialisiert hat, schlendere ich ruhig in die Bibliothek. Der staubige und antiquarische Geruch hat sich all die Jahre nicht verändert und nachdem ich mir einen groben Überblick über die Auslage verschafft habe, muss ich feststellen, das auch die keine großen Abweichungen verzeichnet. 

So betrete ich einen der vorderen Gänge, wo zumindest in der Zukunft, mein Lieblingsbuch seinen Platz hat und tatsächlich, da ist es. Mit, freudig klopfendem Herzen, ziehe ich das kleine, so vertraute Büchlein mit der Aufschrift 'Die vier Gründer von Hogwarts' aus einer Reihe, verschiedener Exemplare über die Schule. Das ist, in meiner Zeit, eines der Lieblingsbücher meiner Mutter. Mit eben diesem, unter den Arm geklemmt, begebe ich mich in die hinterste Ecke der Bibliothek, doch ich bin zu spät dran. 

Wenn man vom Teufel spricht. Auf dem gemütlichen Sofa sitzt Hermine und küsst den Blondschopf, den ich vor einigen Minuten fast umgerannt hätte. Deshalb hatte er es also auch so eilig. Ich muss zugeben, das ist das erste Mal in meinem Leben, wo ich sehe, dass etwas, oder besser gesagt jemand, für meine Mum interessanter ist, als ein Buch. 

Dicht an die Regalwand gedrückt beobachte ich die beiden. Ja, ich gebe zu, es ist etwas strange, aber aller spätestens nach gestern Abend, und das ist jetzt fast schon 24 Stunden her, ist mir dieser Anblick ja nichts Neues mehr. Ich meine, ich bin es ja gewöhnt, dass meine Eltern hin und wieder ein paar Küsse oder Umarmungen austauschen, aber ihre jüngeren Versionen dabei zu beobachten, wie sie genau das tun, ist dann doch irgendwie etwas Anderes. 

Es dauert eine Weile, bis sich die zwei Turteltauben voneinander lösen doch dann flüstert Draco der Brünetten noch etwas ins Ohr, was ich leider nicht verstehe, streicht ihr eine widerspenstige Locke hinter das Ohr und erhebt sich. Blitzschnell, und mit rasendem Herz, das sich vor Angst, entdeckt zu werden, fast überschlägt, ziehe ich meinen Kopf zurück. Fest kneife ich meine Augen zusammen, auch wenn ich ganz genau weiß, dass das nichts bringt. 

Diese Erkenntnis musste ich schon als Kind treffen. Nur weil ich jemanden nicht sehen kann, heißt das nicht, dass derjenige mich auch nicht sehen kann. Wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein. 

Dennoch wäre das, in diesem Moment, nicht vonnöten, denn Malfoy zieht einfach an mir vorbei. Als er ganz sicher verschwunden ist, will ich gerade um die Ecke schauen, doch als ich mich umdrehe, bekomme ich den Schreck meines Lebens und selbst, wenn mich das Auflösen meines Körpers nicht um die Ecke bringt, diese Person hätte es tatsächlich fast geschafft.

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So ihr Lieben, ein längeres Kapitel habe ich heute einfach nicht geschafft, tut mir leid. Trotzdem hoffe ich, dass ihr Spaß beim Lesen hattet. ;)

Bis zum nächsten Mal, eure Chiara <3


Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt