Dracos Sicht
Angenehm kühle Wassertropfen perlen von meinem Haar ab und tropfen, in regelmäßigem Abstand, auf meinen weißen Oberkörper. Keine Woche ist es her, dass ich aus dem Hospital entlassen wurde und kaum war ich draußen, brauchte ich Urlaub. Auch Tori hat seit Montag Weihnachtsferien und so hat sie mich mit zwei gepackten Koffern, am Donnerstag Morgen, abgeholt und wir sind mit einem Portschlüssel hierher gekommen.
Mum war nicht sehr begeistert, dass wir sie über Weihnachten verlassen, aber seit Kurzem versteht sie sich wieder besser mit ihrer Schwester Andromeda. In letzter Zeit war sie, wenn sie keine Therapiestunden hatte, oder mich besuchte, oft bei ihr zu Besuch, und auch wenn sie nicht darüber spricht, bin ich mir sicher, dass sie ganz entzückt von dem kleinen Teddy Lupin ist. In den Sommerfreien habe ich sie sogar dabei erwischt, wie sie liebevoll ein Foto von ihm betrachtete, auf dem seine Haare abwechselnd von braun zu blau wechselten.
Jedenfalls hat sie sich schließlich breitschlagen lassen, denn als meine Verlobte von meinen Urlaubsplänen erfuhr, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihre Überredungskünste auch bei meiner Mutter einsetzte. Schließlich hat diese zugesagt und Astoria bei den Vorbereitungen geholfen. So kam es, dass ein ziemlich lädierter Flip- Flop uns direkt an die Karibik brachte.
Bis jetzt waren wir fast pausenlos am Strand und das führte dann dazu, dass ich mir einen krebsroten Rücken zugezogen habe. In der Sonne bin ich, von Haus aus, empfindlich, aber das hier toppt noch einmal alles. Auch meine, ohnehin schon weißblonden, Haare, haben durch das Salzwasser und die Sonneneinstrahlung noch etwas mehr an Farbe verloren.
Durch den heißen Sand joggend, steuere ich meine Freundin an, die es sich samt Sonnenhut, Sonnenbrille und frisch geschlagener Kokosnuss, mit Strohhalm, welche es hier gefühlt an jeder Strandbar gibt, auf einem großen Badetuch bequem gemacht hat. Ich stelle mich direkt vor sie, wodurch ihr Körper in Schatten getaucht wird.
"Hey, geh aus der Sonne!", schnaubt sie entrüstet und schaufelt mit ihren nackten Zehen Sand auf meine nassen Füße. "Sonst?", frage ich sie, sichtlich amüsiert von der ganzen Situation. "Sonst kannst du was erleben!"
Was vorher noch Spaß war, wird nun vollster Ernst, denn ein paar Tropfen landen auf Toris nackter Haut und von dort breitet sich dominoeffektartig Gänsehaut, über ihren gesamten Körper, aus. Nach dem Sonnenbad scheint sie anscheinend ziemlich überhitzt zu sein, weshalb sie sich erst an die Kälte gewöhnen muss. Doch ich denke, da lässt sich was machen.
Auf meinem Gesicht breitet sich ein diabolisches Grinsen aus und die Brünette vor mir schüttelt nur hastig ihren hübschen Kopf, da sie zu ahnen scheint, was ich vorhabe.
"Oh, ich denke eher, du kannst was erleben!", bestätige ich ihre böse Vorahnung und mit einem kleinen, spitzen Schrei, habe ich das Mädchen auch schon sanft über meine Schulter geworfen und renne nun mit ihr zurück in das türkis-blaue Meer. Erst in hüfthohem Wasser lasse ich, die immer noch quiekende, Astoria in die seichten Wellen plumpsen, woraufhin sie ausholt und mit der flachen Hand auf die Oberfläche schlägt, sodass ich prustend nach Luft holen muss. Das Salzwasser brennt etwas in den Augen, aber der Spaß an der ganzen Sache überwiegt.
Auch Tori gewöhnt sich langsam an die angenehme Temperatur und beginnt zu lachen. Nach einer ausgiebigen Wasserschlacht, bei der meine Freundin eindeutig mehr einstecken musste als ich, schlingt sie ihre Beine um meine Mitte und lehnt sich nach hinten, sodass sie auf dem Wasser treibt. Liebevoll zeichne ich kleine Kringel auf ihren flachen Bauch.
Einige Zeit später, zieht sie sich an mir hoch und verwickelt mich in einen leidenschaftlichen Kuss. Sanft fahre ich mit meiner Hand über ihren Rücken und verweile kurz am Verschluss ihres Bikinioberteils. Es ist trägerlos und das Grün betont ihre Augen. Kein Wunder, dass ihr am Strand einige Männer hinterhergeschaut haben. Aber nichts da, sie gehört mir!
Schließlich lösen wir uns voneinander und schauen uns tief in die Augen. Die Ihren werden von der Sonne verdunkelt und wirken fast schon braun statt grün. Ohne es zu wollen, schießen mir Grangers Augen in den Kopf und ich versteife mich leicht, was Astoria jedoch zum Glück nicht bemerkt.
Die Gryffindor und ich haben uns geküsst und ich habe es genossen! Während meines gesamten Aufenthalts im St Mungo's habe ich nicht mehr daran gedacht. Wie konnte ich das nur vergessen? Ich habe ihr nicht einmal geschrieben! Sie wird mich hassen, aber warum stört mich das plötzlich wieder so sehr?! Die Hitze ist mir wohl zu Kopf gestiegen. Voller Schuldgefühle und darauf bedacht, mir nichts anmerken zu lassen, setze ich meine Verlobte ab und gehe, von ihr gefolgt, wieder zurück zum Strand. Nach zwei Stunden, in denen die Frau, neben mir, in irgendwelchen Klatsch- Zeitschriften geschmökert hat und ich mich etwas auf's Ohr gehauen habe, treten wir den Rückweg zu unserem Hotel an.
Nirgendswo ist auch nur ein wenig von weihnachtlichem Geist zu spüren. Keine Dekoration, keine Weihnachtslieder, kein Duft nach gebackenen Plätzchen und natürlich auch keine einzige Schneeflocke. Überall nur diese kitschigen Frangipani-Blüten. Und trotzdem, heute ist unleugbar der 24. Dezember.
Als wir uns, in unserem Zimmer von Salzüberresten befreit und uns fertig gemacht haben, schlendern wir durch ein paar Straßen und suchen uns ein nobles Restaurant. Den Abend genießen wir beide sehr. Das Essen ist köstlich und der Wein steigt uns bereits ordentlich zu Kopf.
Gegen 23:00 Uhr betreten wir erschöpft das Hotelzimmer. Auf der Hälfte des Weges hat Tori ihre dunkelblauen High Heels ausgezogen, die nun unsanft neben dem Bett landen, worauf wir uns soeben zeitgleich fallen lassen. Selbst ein Tag am Meer, kann einen ganz schön auslaugen und so kommen wir nicht dazu, aus unserer Abendgarderobe zu steigen, da wir schon nach wenigen Augenblicken in einen ruhiges Schlaf fallen.
Am nächsten Morgen kitzelt mich etwas Weiches im Gesicht. Ich öffne meine Augen einen Spalt breit und luge auf einen dunkelbraunen Schopf, der, fest an meine Brust geschmiegt, neben mir liegt.
"Frohe Weihnachten!", flüstere ich und hauche der Frau einen zarten Kuss auf den Scheitel. Müde blinzelnd, öffnet sie ihre Augen und reckt sich ein wenig, um mir ebenfalls einen Kuss aufzudrücken. "Frohe Weihnachten!"
Eine Minute später, schlage ich die Bettdecke zurück und bestaune den Berg an Geschenken an meinem Fußende. Meine Freundin reibt sich den Schlaf aus den Augen und schaut dann ebenfalls neugierig auf ihren Stapel. Es dauert nicht lange, bis das erste Papier auf dem Boden liegt und wir unsere Gaben begutachten. Ich habe eine, prall gefüllte, Tüte mit Süßigkeiten aus dem Honigtopf, von Blaise, bekommen, ein neues Besenpflegeset von meiner Mutter und sogar einen selbst gestrickten Schal von Tante 'Dromeda.
Gerade betrachte ich die graue Krawatte, samt silbern glänzender Krawattennadel, die die Form eines Drachen hat, der mit seinen schuppigen Flügeln durch die Luft peitscht. Tori seufzt leise auf und als ich mich verwundert zu ihr drehe, sehe ich, wie sie, mit verdächtig glitzernden Augen, auf die silbernen Ohrringe mit eingefassten Smaragden hinunterschaut. "Sie sind wunderschön! Vielen Dank Liebling!", flüstert sie und küsst mich liebevoll. "Gern. Auch vielen Dank für deine Krawatte, diese Nadel ist wirklich außergewöhnlich."
Der restliche Tag vergeht wie im Flug und bald müssen wir auch schon unsere Koffer packen, da unser Portschlüssel, der uns zurück nach England bringt, nicht auf uns wartet. Dieser Urlaub war atemberaubend und leider auch viel zu kurz. Dennoch freue ich mich auf zu Hause.
Schon die ganze Zeit zieht das Bild, einer lachenden Hermine, an meinem inneren Auge vorbei. Es ist, als würde es vor mir ausreißen. Egal, wie sehr ich es versuche, ich kann es einfach nicht greifen, da die Gefühle für Tori immer wieder auf mich ein schwappen. Irgendetwas ist anders, vor allem in Bezug auf die Löwin und doch weiß ich nicht genau, was.
Dennoch halte ich es langsam wirklich nicht mehr aus und kann es gar nicht erwarten, sie in Hogwarts wiederzusehen. Da besteht einiges an Gesprächsbedarf. Doch noch habe ich Ferien und wer weiß schon, welche Überraschungen die noch mit sich bringen?
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Wie Licht und Schatten
FanfictionZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...