Wenn plötzlich alles ins Wanken gerät

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Unbekannt

Nicht lange ist es her, seit dieser Artikel, über diesen Haufen von Schleim, namens Malfoy, in der Zeitung erschien. An eben jenem Morgen war ich, so wie immer, zum Frühstück in der großen Halle, um dem kleinen Malfoy-Spross einen Besuch abzustatten, der sich gewaschen hat.

Mittlerweile kenne ich Schritt für Schritt auswendig. Ja, ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ich meine Routine im Schlaf beherrsche. Dennoch gibt es Faktoren, die diese Routine ins Wanken bringen und es mir erschweren, die wackeligen Stützpfeiler meines Vorhabens wieder zu stabilisieren.

Das beste Beispiel dafür wäre dieser eine Morgen, an dem leider keine Zeit für die tägliche Durchführung meines Plans blieb, da der feine Herr ja beschließen musste, sein Frühstück frühzeitig zu beenden. Tja, beim Mittagessen konnte er mir dann nicht so schnell entkommen. Doch das ist zweitrangig.

An diesem Morgen sah der Blondschopf ziemlich krank aus. Das soll keinesfalls so klingen, als ob ich mir Sorgen um ihn mache, nein, im Leben nicht. So eine Krankheit hat doch was, nicht? Zumindest, wenn sie die richtigen Menschen trifft, auch wenn ich heute, einige Tage später, durchaus schlauer bin und weiß, dass dieses kränkliche Aussehen andere Hintergründe aufweist. Schade eigentlich.

Dennoch, nach Malfoys plötzlichem, morgentlichen Aufbruch in Richtung Kerker, wurde ich dann doch ein wenig neugierig und stutzig, weshalb ich ihm schließlich folgte. Mit Erfolg. Denn allen Anschein nach, ist er direkt zwei aufgewühlten Gryffindor-Mädchen hinterher geeilt, die ich in letzter Zeit, meinem Plan geschuldet, immer häufiger zu Gesicht bekomme. 

Dank meines kleinen 'Zauberdeckchens', ist es mir sogar gelungen, unbemerkt in das heruntergekommene Klassenzimmer zu huschen, bevor die Tür ins Schloss fallen konnte. 

Zu meiner Überraschung war der Held der Zaubererwelt ebenfalls anwesend, jedoch in einer Verfassung, in der er wohl nicht gerne von Anderen gesehen wird.

Zweifelsohne, denn der Goldjunge hat sich die hinterste und dunkelste Ecke als Versteck gesucht. Hätte ich an seiner Stelle auch getan. Wer will schon, als verkümmertes Wrack gesehen werden, wenn man sonst das Privileg hat, den glänzenden Ruf des mutigsten Mannes der gesamten magischen Welt weg zu haben. Da war schon dieses miese, kleine Frettchen, dass sich Draco Malfoy schimpft, überflüssig, wobei genau er es war, der mir unwissentlich zu den nötigen Antworten verhalf.

So war das Gespräch, letzten Endes, ziemlich aufschlussreich, da ich einiges über Malfoys zweite Verhandlung, die auch noch, einige Tagespropheten später, für rege Diskussionen in der Presse sorgte, in Erfahrung bringen konnte. 

Zu meiner Verwunderung hat der Ausgang des Prozesses sogar Malfoys Sprössling schwer auf den Magen geschlagen. Denn während er früher, so viel ich weiß, noch bei jeder Kleinigkeit und wegen jedes Wehwehchens zu seinem Vater rannte und sich im Umkehrschluss reichlich von ihm beschenken ließ, scheint die heutige Beziehung zu ihm ziemlich den Bach runter zu gehen.

Nein, heute ist nichts mehr von dem verwöhnten Vater-Söhnchen übrig, was nicht bedeutet, dass diese Person  ihre Arroganz verloren hat. Im Gegenteil, der werte Herr trägt die schmierige Nase immer noch genauso hoch wie am ersten Tag, an dem mir das große Missvergnügen zuteil wurde, ihn kennenzulernen.

Allerdings muss ich mir selbst, Zähne knirschend, eingestehen, dass wir einmal in unserem Leben eine Gemeinsamkeit hatten. Denn als Blondie den Weltenretter, auf dessen Aussage hin dass er für die Revidierung verantwortlich sei, angeschrien hat, ob er, als verdammter Held, nicht im Stande sei, 'nein' sagen zu können, musste ich ihm ausnahmsweise einmal Recht geben.

Für Draco hat Potter, auch wenn ich die Gründe dieses verdammten Todessers nicht kenne und nachvollziehen kann, Welten eingerissen und alles kaputt gemacht. Und damit meine ich nicht nur die kleine, plüschige Welt des Frettchens, sondern auch Meine.

Wenn sich jemand mit Druck auskennt, dann ich. Dementsprechend sind das keineswegs nur leere Worte, wenn ich sage, dass es so gut wie unmöglich ist, unter enormem Druck zu leben, geschweige denn ein Ziel zu verfolgen beziehungsweise einen Plan durchzuführen und das bis zum Schluss und noch dazu fehlerfrei.

Wenn der Mensch unter Druck steht, gibt es zwei Möglichkeiten, wie er sich verhält. Entweder er bricht unter der Last zusammen, während er alles um sich herum ausblendet, oder er beißt sich durch und achtet verschärft auf seine Umwelt. Und leider Gottes kenne ich Malfoy Junior nicht gut genug, um einschätzen zu können, zu welcher Riege er gehört.

Liebend gerne würde ich ihn zwar in die Schublade, mit der Aufschrift 'Schwächlinge' stecken, aber Hochmut kommt vor dem Fall und die stillen Wasser sind ja bekanntermaßen die Tiefsten.

Zwar könnte ich mit meiner Vermutung sogar Recht haben, da er, so weit ich weiß, von Voldemort den Auftrag erhielt, Dumbledore zu töten, es aber, als verdammter Todesser, nicht über sich gebracht hat und an der Aufgabe zu Grunde ging, aber in gut einem Jahr kann viel geschehen und Lucius Malfoy ist nicht Lord Voldemort.

Draco könnte also durchaus einmal in seinem Leben nicht wegrennen sondern zuschlagen. Dennoch darf man Lucius nicht unterschätzen.

Wenn der alte Malfoy wieder an Macht und Einfluss gewinnt, wird er sein typisch malfoy'sches Attribut nutzen und seinen blonden Dickkopf durchsetzen. Dann stellt sich nicht mehr die Frage ob Draco 'hü' oder 'hot' sagt. Dann wird gemacht was Ober-Malfoy sagt. So war es schon immer und so wird es auch immer sein. Sein Wille ist Gesetz.

Fest steht, dass er Draco für seine Zwecke manipulieren könnte, was mir wiederum aus den Händen spielt. Ich sehe jetzt schon, wie mir die Fäden entgleiten und ich die Kontrolle verliere. Doch das darf nicht passieren. Ich darf sie nicht verlieren und ich darf auf keinen Fall zulassen, dass mein stabiles Fundament, dass ich mir über Monate hinweg aufgebaut habe, beginnt, zu bröckeln. Allerdings bleiben mir da noch meine zwei Joker. Zwei Joker, die im Geheimen spielen und von denen niemand weiß. Zwei Joker, die alles verändern und mir somit zum Sieg verhelfen könnten.

Wozu hat man solche Werkzeuge, wenn man sie nicht einsetzt? Das wäre doch pure Verschwendung, zumal ich ganz genau weiß, wofür ich sie einsetze.

Nochmal werde ich nicht zulassen, dass Draco Malfoy mir diese besondere Frau wegnimmt!

Fangen, kann er, von mir aus, seinen goldenen Schnatz, aber sie gehört mir!

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Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt