Hermines Sicht
Ich kann es kaum glauben! In zwei Tagen ist Weihnachten. Eigentlich kommt es mir gar nicht so vor. Also ich meine, schön und gut, die Weihnachtsdeko in Hogwarts hat mich schon ein wenig in Stimmung versetzt, aber, Draco fehlt einfach und die nervige Astoria schwärmt allen, selbst denen, die es nicht hören wollen, von ihrer ach so glücklichen Beziehung mit Draco vor. Dumme Kuh! Ich weiß ja selbst, dass dieser Kampf aussichtslos ist, er wird ja am Ende eh diese Grasdame heiraten und warum sollte er mich auch wollen.
Man sieht ja, wie viel ihm der Kuss in der Bibliothek bedeutet hat, nämlich rein gar nichts! Wahrscheinlich hat er einfach nur mit mir gespielt und kann jetzt stolz behaupten, dass auch die dumme, kleine 'Miss Makellos' auf seiner Liste mit den Mädchen steht, die bereits seinem dunklen Charme verfallen sind. Das ist doch zum Kotzen! Wie konnte ich mich nur so von meinen Gefühlen verleiten lassen. Nein, damit ist jetzt Schluss! Einmal und nie wieder, ganz eindeutig. Diesem Frettchen heule ich doch nicht hinterher, nein, ganz bestimmt nicht, pah! Ach wenn das doch alles nur so einfach wäre.
Leise schluchze ich auf, reiße mich jedoch im nächsten Moment schon wieder zusammen, da es an der Zimmertür klopft und Mrs Weasley den Kopf durch den Türspalt steckt. "Hermine Liebes, kommst du dann bitte mit runter und hilfst Ginny und mir beim Mittagessen?" "Ja, ich komme gleich!" Kaum ist die mollige Frau wieder verschwunden, wische ich mir die Tränenspuren aus dem Gesicht, stehe auf, richte meine Kleider und gehe runter in die Küche.
Zu Beginn der Ferien hat Ginny darauf bestanden, dass ich über Weihnachten mit in den Fuchsbau komme. Ron war nicht sehr begeistert, aber Ginnys Standpauke konnte ihn umstimmen und hier versuchen wir eben, so gut es geht, uns aus dem Weg zu gehen. Das ist gar nicht so leicht auf so engem Raum, weshalb ich mich auch, die meiste Zeit, in Ginnys Zimmer verkrieche. Hier hat man eine wunderbare Aussicht über den Obstgarten der Weasley- Familie, der zu dieser Jahreszeit von einer feinen Puderschneeschicht überzogen ist.
Dennoch, ewig kann ich mich wohl nicht mehr verschanzen und eigentlich hatte ich das auch nie vor. Sonst hätte ich schließlich auch in Hogwarts bleiben können, oder nicht? Also beschließe ich, Ron einfach bestmöglich zu ignorieren.
Wird schon schiefgehen, denke ich mir und beginne Besteck, Gläser und Teller aufzurufen, die daraufhin alle ihren Platz, am eichengetafelten Esstisch, finden. Zufrieden betrachte ich mein Werk und wende mich dann an Molly, um sie zu fragen, was ich noch tun kann. Geschäftig in einem großen Topf rührend, deutet sie nur auf ein Schneidebrettchen, auf dem allerlei Gemüse liegt.
Als ich mich gerade an die Arbeit mache, dieses klein zu schneiden, betreten Harry und Ronald die enge Küche und füllen sie samt eines riesigen Tannenbaums, den sie vor sich her schweben lassen, komplett aus.
"Jungs, was soll das? Ihr verbreitet doch nur die ganzen Nadeln im Haus!" "Sorry Mum, wir waren gerade im Dorf. Dad ist noch draußen bei den Hühnern. Er war ganz aus dem Häuschen als er gesehen hat, wie die Bäume verpackt werden und muss sich erst einmal etwas abreagieren. Wir bringen den Baum ins Wohnzimmer. Ginny, willst du vielleicht mit beim Schmücken helfen?"
Wie gewohnt würdigt mich der Rotschopf keines Blickes, doch da hat er die Rechnung nicht mit seiner Schwester gemacht. "Oh ja Ron, Hermine und ich helfen euch gerne beim Anputzen." Sie wirft ihrem Bruder ein gekünsteltes Lächeln zu und kommt dann zu mir herüber, um mich mit sich zu ziehen.
Ich bedenke die Frau am Herd mit einem fragenden Blick, doch diese schenkt erst ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick, zwinkert mir dann jedoch zu und sagt: "Schon gut meine Liebe. Geh ruhig, das schaffe ich hier auch allein."
Da gibt es nicht viel hinzuzufügen und so kommt es, dass wir, kurze Zeit später, alle im Wohnzimmer versammelt sind. Schon jetzt sieht es übertrieben weihnachtlich aus, da Ginny gestern Abend, aus einer Laune heraus, überall im Zimmer Girlanden, Mistelzweige und Weihnachtssterne verteilt hat. Man könnte glatt auf die Idee kommen, in einem Glitzerparadies zu stehen.
Nachdem wir den wunderschön geformten Tannenbaum von seinem Netz befreit haben und Ginny und Ron dieses nur mit einem Stirnrunzeln und einer wegwerfenden Bewegung in die nächste Ecke verfrachtet haben, kommt Arthur mit einem braunen Paket herein. Mit gesenkter Stimme, und vor Aufregung, funkelnden Augen zeigt er uns seine Sammlung von Muggel- Baumschmuck, den er bis jetzt in seinem 'Bastelschuppen' gelagert hat.
Schließlich ergeben wir ergeben uns, Mr Weasley ist ein richtiger Überredungskünstler, und schmücken den Baum auf Muggel-Art. Einzig und allein der magisch geschockte Gnom, der einen Rock samt Pappflügelchen trägt und golden angesprüht wurde, lässt darauf schließen, dass wir uns in einem magischen Haus befinden. Ich muss zugeben, trotz der Üppigkeit an Zierrat, macht die Stube der Weasleys einen durchaus gemütlichen Eindruck.
"Ich hab hier noch was!", sagt Ginny mit einem teuflischen Grinsen, ganz von der Art wie es Fred und George immer an den Tag gelegt haben, wenn sie etwas besonders Fieses ausheckten, und holt ebenfalls eine Schachtel hinter ihrem Rücken hervor. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes verteilt der Rotschopf den Inhalt auf die freien Zweige des Baumes und, als wir erkennen, was es ist, müssen wir uns, vor Lachen, die Bäuche halten.
"Wie bist du denn- hahaha- an die rangekommen?", presse ich hervor, was Ginny nur mit einem verschmitzten Schulterzucken und Augenzwinkern kommentiert. "Jaja, sehr lustig, wirklich, ich lache mich tot!" Harry ist der Einzige, der nicht in Gelächter ausgebrochen ist und stattdessen, mit verdächtig roten Wangen, auf den, neu hinzugefügten Baumschmuck starrt. An einigen Ästen hängen bunte Kugeln, die alle miteinander die Aufschrift 'Harry Christmas' tragen. Das ist einfach nur zum Brüllen komisch.
Nachdem wir uns wieder etwas beruhigt haben, dauert es nicht lange und dann ruft uns Molly, die vermutlich wieder einmal etwas nachgeholfen hat, auch schon zum Essen, das nun den Tisch, der nicht für diese Menge ausgelegt ist, verdächtig zum Ächzen bringt. Nun ja, was soll ich sagen, es ist ganz schön eng. Percy, Charlie und George verbringen Weihnachten, ebenso wie ich, im Fuchsbau und über die Feiertage wollen uns auch noch Bill und Fleur besuchen kommen. Das wird sicher lustig, auch wenn der Platz dann noch begrenzter ist, aber wenigstens wird mich das von Malfoy und Ron ablenken.
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Wie Licht und Schatten
FanfictionZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...