Hermines Sicht
Mitten in der Nacht vernehme ich leise Geräusche um mich herum und öffne meine Augen einen winzigen Spalt breit. Eine Sekunde später bin ich hellwach, nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht schwebt ein Kleineres. Vor mir steht eine winzige Elfe und schaut mich aus ihren hellbraunen, tennisballgroßen Augen an. Ich muss schlucken. Bis auf die Augen gleicht sie Dobby von Kopf bis Fuß. Es dauert einen Moment bis ich realisiere, wer mir gegenüber steht. "Winky?! Wie, was-", stottere ich und löse sie so aus ihrer Schockstarre. "Winky ist untröstlich Miss. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein und sich sehen lassen? Winky wird sich gleich bestrafen Miss. Auf Wiedersehen, Miss." Schon will die zitternde Elfe gehen, doch ich umschließe mit meiner Hand ihr zerbrechliches Ärmchen. "Warte Winky! Es ist schön, dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir? Bekommst du genug Urlaub und Bezahlung? Und wo sind deine Bluse und dein Rock? Warum trägst du dieses 'Kleid'?"
B.ELFE.R habe ich nicht vergessen und nun bin ich voll in meinem Element. Die Augen der Elfe weiten sich, sofern es möglich ist, noch mehr und sie schlackert mit ihren übergroßen Ohren. Mit piepsiger Stimme sagt sie: "Winky will keinen Lohn oder Urlaub. Winky will arbeiten. Das lenkt sie ab und Winky mag Arbeit, Miss! Winky hat freiwillig dieses Kleid angezogen, als Andenken an Dobby. Sein Tod war schrecklich und Winky denkt viel zu oft an- hix - ihn." Ein Schluckauf überkommt sie und ich spüre, wie sich meine Kehle zusammenzieht. Auch ich denke oft an Dobby. Nur durch sein Opfer ist es mir heute möglich, hier zu sitzen. Er war der tapferste Elf den ich je kannte und er hat unser Leben über Seins gestellt.
In diesem Augenblick kann ich nicht anders und nehme die schlotternde Elfe in den Arm. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich erkannt hat, denn als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie betrunken und in einem schrecklichen Zustand. Doch im Moment ist mir das gerade recht, denn ich hätte nicht die Kraft jetzt mit ihr über Bartemius Crouch zu streiten. Winky löst sich von mir. "Winky tut es leid Miss, dass sie hier steht und weint. Winky hat nicht das Recht dazu." "Jetzt hör mir mal zu Winky!", spreche ich nun in ernsterem und schon beinahe strengem Ton. "Du hast sehr wohl das Recht, zu weinen, wenn du traurig bist! Dennoch hätte Dobby nicht gewollt, dass du so unglücklich bist. Er ist für etwas Großes gestorben. Er ist für den Frieden gestorben und wir sollten ihm dafür dankbar sein und versuchen, glücklich zu werden, damit er nicht umsonst gestorben ist." Immer noch schluchzt die kleine Elfe hemmungslos, doch nach einigen Minuten beruhigt sie sich. "Danke Miss. Winky wird jetzt weiter arbeiten, Miss!" "Okay Winky, aber lass es ruhig angehen. Du hilfst niemandem, wenn du dich kaputt arbeitest, hörst du? Mach's gut und pass auf dich auf. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!" Und mit einem leisen Plopp, ist die Elfe verschwunden. Ich habe nicht die Chance, groß über dieses Zusammentreffen nachzudenken, denn ich spüre schon, wie mich wieder die Müdigkeit übermannt und in den Schlaf zieht.
"Mine, wach auf! Hey, Aufwachen. Verdammt, Aguamenti!" Ich pruste, da mich ein Strahl eiskalten Wassers direkt ins Gesicht trifft. Neben mir hockt Ginny und sieht mich entsetzt an. "Was ist, wo bin ich?" Ich spüre nur, dass ich auf etwas Hartem liege. "Du bist im Gemeinschaftsraum, alles gut. Du hast geschrien und um dich geschlagen. Hattest du wieder einen Alptraum? " "Ja" murmele ich und kann ein Schluchzen nicht unterdrücken. Meine Freundin zieht mich in eine tröstende Umarmung und streichelt mir beruhigend über den Rücken. Jetzt strömen die Erinnerungen wieder auf mich ein. Ich habe mich mit Winky unterhalten und dann bin ich wieder eingeschlafen. In Erinnerung, an den Traum, den ich hatte, schaudere ich.
Bellatrix kauerte über mir und ihre dunklen Locken fielen ihr in das wahnsinnige Gesicht. Sie lachte. Mich zu foltern, bereitete ihr unverschämtes Vergnügen. Der Schmerz durchzuckte mich wie tausend, weiß glühende, Messer, doch sie ließ nicht locker. "Crucio! Crucio!" Und dann wurde die grauenhafte Szene von anderen Bilder überrollt. Bilder von Dobby . Dobby mit Bellatrix' Messer in der Brust. Seine Augen schauten ausdruckslos in den Sternenhimmel und doch sah er ihn nicht. Nie wieder wird er das magische Funkeln der Sterne sehen können. Doch vielleicht kann er nun als einer von ihnen auf die Erde schauen.
Im Schlaf musste ich vom Sessel gerutscht sein. Erneut entfährt mir ein Schluchzer. "Scht, alles wird gut. Es ist vorbei und es wird nie wieder geschehen. Alles wird gut!", wiederholt die Rothaarige immer und immer wieder und so beruhige ich mich allmählich. Nach 10 Minuten stehe ich auf und lasse mich zurück in den Sessel plumpsen. Ginny setzt sich auf dessen Armlehne und hört aufmerksam zu, als ich ihr von der Begegnung mit Winky erzähle.
"Aber warum hat sie dich eigentlich im Schlaf beobachtet?" "Ich habe keine Ahnung Ginny, ich war so verdattert, dass ich vergessen habe, sie danach zu fragen. Ich weiß auch nicht, ob sie mich erkannt hat. Früher war sie schließlich nicht so gut auf mich zu sprechen. Du weißt schon, wegen der Sache mit Crouch und so." Ginny nickt. "Ja du hast Recht, aber das muss sie wohl. Ich meine, sonst hätte sie dich wahrscheinlich kaum angestarrt. Naja wer weiß." Sie zuckt mit den Achseln und sagt anschließend: "Lass uns zum Frühstück gehen. Wir sind zwar etwas zeitig dran, aber ich könnte eh nicht nochmal einschlafen und so ist wenigstens noch genug Auswahl da. Wenn Ron vor uns in der großen Halle ist, bekommt man ja kaum noch etwas ab." Ich schmunzele, nicke dann aber zur Bestätigung und lege mir meinen Umhang über, den ich zuvor mit heißer Luft, aus meinem Zauberstab, getrocknet habe. Dann mache ich mich mit meiner besten Freundin auf den Weg zum Frühstück.
Kurz vor der großen Halle drehe ich mich noch einmal um. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass uns jemand beobachtet. Doch da ist niemand. "Kommst du?", fragt Ginny, die bereits rein gegangen ist und nun wieder ihren Kopf durch den Türspalt steckt. Zur Antwort folge ich ihr und setze mich neben sie, um zu frühstücken.
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Wie Licht und Schatten
FanfictionZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...