Hermines Sicht
"Hermine?" Wie gebannt starre ich auf den Briefumschlag in meinen Händen. Er ist beige, schwer und mit einem roten Wachssiegel verschlossen. Ein Brief von Hogwarts. Wie lange habe ich schon keinen mehr in der Hand gehalten? Sicher schon über zwei Jahre nicht mehr. Ich seufze leise. Erst jetzt registriere ich, dass mich jemand gerufen hat und ich sehe, noch etwas von der Freude vernebelt, auf, direkt in das Gesicht von Ginny Weasley. Sie ist meine beste Freundin, schon seit der vierten Klasse. Damals sind wir uns bei der Quidditch- Weltmeisterschaft näher gekommen. Wenn man zusammen in einem Zelt schläft, lässt sich das schließlich nicht vermeiden. Nach dem Krieg hat sie mich mit zum Fuchsbau genommen. Davor war ich ganz allein. Meine Eltern sind irgendwo in Australien und können sich weder an mich, noch an ihre richtige Identität erinnern. Ich weiß, es war damals lebensnotwendig für sie und ich hätte es mir nie verziehen, hätten die Todesser sie in die Hände bekommen, um mich zu erpressen, aber trotzdem staut sich immer ein Kloß in meiner Kehle an, wenn ich an sie denke. Es ist, als wäre da ein schwarzes Loch in meinem Herzen. Ein leerer Platz, für den nichts und niemand gut genug ist, um ihn auszufüllen. Nichts, als Leere und Kälte. Die Frage, ob ich sie wiedersehen werde dreht sich irgendwo in meinem Kopf unentwegt im Kreis. Doch die Antwort darauf bleibt aus.
Wieder werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Ginny erneut das Wort an mich richtet. "Wie bitte? Ich, äh, tut mir leid, ich war wohl schon wieder in Gedanken versunken.", stottere ich und spüre, wie das Blut in meine Wangen schießt. Meine Freundin lächelt mich jedoch nur liebevoll an und umarmt mich, wobei sie den Umschlag zwischen uns ein wenig zusammendrückt. Die Neugier, durch das knisternde Pergament, geweckt, sieht sie auf das hinab, was ich in der Hand halte. Nun ist sie es, die mit großen Augen den Brief anstarrt. "Mine, ist es das, was ich denke, was es ist? Denn wenn ja, dann..." "Ja Ginny, genau das ist es.", unterbreche ich sie in ihrer plötzlichen Euphorie. Ohne noch etwas zu sagen, deute ich grinsend auf den Küchentisch. Dort liegen drei weitere Briefe, die jeweils, in grüner Tinte, mit den Namen "Ginevra Weasley", "Ronald Weasley" und "Harry Potter" beschriftet sind. Vier Eulen haben unsere Briefe vor einer halben Stunde gebracht. Die Rothaarige neben mir quiekt laut auf vor Begeisterung und zieht mich dann erneut in eine stürmische und ziemlich plötzliche Umarmung.
Ein genuscheltes 'Morgen', welches von der Treppe zu unserer Linken kommt, lässt uns aufblicken. "Harry!" schreit Ginny und fällt nun ihrem Freund um den Hals. Hinter ihnen kommt ein rothaariger Schopf zum Vorschein. Ron. Er wirft mir einen kurzen, unsicheren Blick zu, bevor er, bis zur Haarwurzel, errötet und sich beschämt von mir abwendet. Seit dem Kuss im Raum der Wünsche, haben wir ein leicht angespanntes Verhältnis zueinander. Ich weiß, dass ich seit Mitte des dritten Schuljahres angefangen habe, Gefühle für Ron zu entwickeln. Das ließ mit den Jahren auch nicht nach, doch als er dann mit Lavender Brown zusammen kam, brach mein Herz entzwei. Nur blieb es nicht dabei. Nach der Trennung habe ich mir wieder Hoffnungen gemacht. Logisch, nur weil er mir mit einer Anderen das Herz gebrochen hat, kann ich meine Gefühle nicht von heute auf morgen abstellen. Dazu kommt, dass wir ja so gut wie immer zusammen waren. Gut, Harry war stets dabei, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass wir uns von Jahr zu Jahr näher gekommen sind. Solche 'Abenteuer', wenn man es so nennen kann, schweißen einfach zusammen.
Am Ende des sechsten Schuljahres nahmen wir uns zu dritt vor, Voldemort zu vernichten. Auf der Jagd nach Horkruxen ließ er Harry und mich jedoch einfach im Stich. Das ließ mein Herz ein zweites Mal zerbrechen wie ein Stück Glas, das auf dem Boden in tausend Teile zerspringt. Damals konnte ich ihm nicht so leicht verzeihen. Ich habe gespürt, wie, mit jedem Splitter, den ich mühsam versucht habe, wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen, meine Gefühle langsam an Kraft verloren, aber ich beachtete es nicht. Doch als wir schließlich mit den Basiliskenzähnen im Raum der Wünsche standen, kamen alle Emotionen wie eine Welle auf mich eingeströmt. Ich kann nicht beschreiben, wie es dazu gekommen ist. Vermutlich erinnerte ich mich einfach an die früheren Zeiten, oder ich dachte daran, dass wir womöglich binnen kürzester Zeit alle hätten tot sein können, oder der Teil in mir, der Ron immer noch liebte, hatte einfach nur einen passenden Moment abgewartet, in dem er die Oberhand gewinnen konnte. Und ganz ehrlich, wenn nicht vor einer offenen Schlacht, wann dann?
Dennoch fühlte es sich nicht so an, wie ich es erwartet habe. Es fehlte etwas und zwar dieses typische Achterbahngefühl im Bauch, oder die Schar Schmetterlinge, die ihre Flügel partout nicht stillhalten wollen. Doch das blieb zu diesem Zeitpunkt aus. Im Nachhinein könnte ich mich für meine Naivität, diese eine entscheidende Tatsache ignoriert zu haben, selbst verfluchen. Ich hätte es beenden können, bevor es Wurzeln wirft und beginnt zu keimen, aber ich habe es nicht.
Nach dem Kampf küssten wir uns erneut und da konnte ich es nicht mehr ignorieren, geschweige denn leugnen. Nachdem ich mir selbst eingestanden habe, dass diese Beziehung falsch ist, musste ich auch Ron davon überzeugen, selbst, wenn es schmerzte. Ich musste ihm sagen, was ich fühlte, oder besser gesagt, was ich nicht fühlte. Bei unserem Gespräch blieb er die ganze Zeit ruhig. Am Ende nickte er jedoch und ging ohne ein Wort und mit hängendem Kopf in sein Zimmer. Dort blieb er den ganzen Tag, bis Ginny ihn wachrüttelte und ihm drohte, wenn er nicht sofort aus seinem Zimmer käme, würde sie ihm einen Flederwichtfluch, der allerfeinsten Sorte, auf den Hals jagen. Das wirkte, denn wenn es etwas gibt, was Ginny im Schlaf beherrscht, dann ist es dieser Zauber. Bis jetzt haben wir nicht viel miteinander geredet und wenn, nur sehr knapp und verkrampft. Ich bereue es, mich je auf ihn eingelassen zu haben. Es würde wahrscheinlich nie wieder so wie früher werden, denn mit meiner Leichtsinnigkeit habe ich unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt. Ich vermisse die guten alten Zeiten. Ich vermisse meinen Ron, mit dem ich über alles lachen konnte. Ja sogar den Ron, mit dem ich in jeder freien Minute gestritten habe. Auch wenn es komisch klingt und doch zeigen Streits nur, dass einem der Andere nicht egal ist. Und das ist er nicht. Niemals. Aber zur Zeit habe ich keinen lachenden oder streitenden Ron an meiner Seite, sondern einen, der sich stumm zurückzieht. Das ist allein meine Schuld! Es ist zum Haare raufen, oder nein, besser nicht. Meine Mähne steht so schon in alle Richtungen ab.
Jetzt betritt er mit Harry, der die Hand seiner Freundin festhält, die Küche und geht ebenso, wie ich vor einer Viertelstunde, auf seinen Brief zu. In diesem Moment, nehme ich mir fest vor noch einmal mit ihm zu reden. So kann das doch nicht weitergehen. Ich habe meine Eltern verloren, einen meiner zwei besten Freunde, wenn nicht sogar Brüder, würde ich nicht auch noch verlieren. Doch mit meinem Entschluss muss ich mich wohl noch etwas gedulden, denn erst einmal warten vier Briefe darauf gelesen zu werden.
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So, das war der erste Teil meiner Fanfiction. Ich würde mich riesig über ein paar Kommentare freuen, ob euch die Story gefällt. Für konstruktive Kritik oder Anmerkungen bin ich immer offen. Viel Spaß weiterhin beim Lesen! :)
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Wie Licht und Schatten
FanficZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...