Dracos Sicht
"Ach Drake, lass mich mal! Dass kann ja kein Mensch mit ansehen!" Blaise schlägt mir sacht auf die Finger und ich lasse von meiner Krawatte ab. Normalerweise habe ich keine Probleme mit so etwas, aber heute bin ich einfach zu nervös. Ich muss mit den anderen Siebtklässlern den Ball eröffnen und genau das ist das Problem. Ich kann immer noch nicht tanzen und werde mich dementsprechend, bis auf die Knochen blamieren.
Nach einer Minute betrachtet mein bester Freund stolz sein Werk und zupft nun an seinem eigenen Festumhang herum. Der Schnitt unserer Umhänge ist ähnlich. Ich habe dieses Mal bewusst auf den Stehkragen verzichtet und stattdessen etwas legeres, aber gleichzeitig elegantes gewählt. Der Silbrige Stoff ist bodenlang und betont meine Augen, meint zumindest Blaise und dann muss es ja stimmen.
"Können wir?", zieht er mich aus meinen Gedanken. Am liebsten hätte ich den Kopf geschüttelt und mich irgendwo verschanzt, wo mich keiner finden kann, aber ein Malfoy rennt vor nichts weg. Nur im Notfall und so leid es mir tut, das hier ist kein Notfall. Also nicke ich widerwillig und folge dem Jungen in dem nadelgrünen Umhang nach draußen. Dort warten schon Blaise' Begleitung Pansy und Astoria auf uns.
Pansys Freund hat eine Wette gegen McLaggen verloren und musste dafür ein Pfund Doxy- Eier essen. Nun liegt er im Krankenflügel, aber mein Kumpel ist für ihn in die Breche gesprungen. Meine Verlobte sieht nicht schlecht aus, in ihrem blutroten, wallenden Kleid. Ihre Haare sind kunstvoll hochgesteckt und eine filigrane silberne Maske ziert ihr Gesicht. Ja, ich kann nicht leugnen, dass sie sehr hübsch aussieht. Elegant kommt sie auf mich zugeschritten und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. Was er in mir auslöst, weiß ich selbst nicht so recht, aber er ist anders als sonst. Hat sie mir überhaupt diese Lappalie mit Granger verziehen? Es scheint so. Gentlemanlike biete ich ihr meinen Arm an, den sie sofort ergreift und zusammen mit Blaise und der stark berüschten Pansy, machen wir uns auf den Weg zur großen Halle.
Von den tiefer gelegenen Kerkern dröhnt laute Musik und Gejohle an unsere Ohren. Vermutlich die jüngeren Schüler. Vor der Halle wimmelt es nur so von älteren Schülern und Schülerinnen in bunten Kleidern und Festumhängen. In vielen Gesichtern zeichnet sich die Vorfreude ab. Einige Leute versuchen aber auch krampfhaft ihre Tanzpartner, aus einem anderen Haus, zu finden und die Masken machen es ihnen dabei nicht leichter. Auch ich trage eine silberne Maske, als hätte ich mich mit meiner Partnerin abgesprochen.
Plötzlich krallen sich Astorias Nägel in meinen Arm und ich stoße zischend die Luft aus. "Nein!", flüstert sie, aber ich höre aus ihrer Stimme die Entrüstung heraus. Um dem Ursprung derer auf den Grund zu gehen, folge ich ihrem Blick, der auf eine wunderschöne junge Frau gerichtet ist. Hätte ich nicht gewusst, dass meine Verlobte neben mir steht, wäre ich zu dieser Dame hinüber gelaufen und hätte ihr meinen Arm angeboten. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist verblüffend und erst auf den zweiten Blick erkenne ich, dass dort die Granger steht. Ihr Kleid hat die gleiche Farbe wie das von Astoria und einzig und allein im Schnitt gibt es einige winzige Abweichungen. Auch trägt die Gryffindor ihre Harare hochgesteckt und ihre silberne Maske komplettiert das Gesamtbild. Es ist einfach nur atemberaubend und stillschweigend muss ich zugeben, dass diese Brünette sogar ein klein wenig besser aussieht, als die Frau zu meiner Rechten.
Mit einem Stich in der Magengegend stelle ich fest, dass auch einige andere Jungs der Gryffindor unverhohlene Blicke zuwerfen, die ihr nicht einmal auffallen. Ein großgewachsener, dunkelhäutiger Mann tritt vor und verbeugt sich leicht vor seiner Partnerin. Im nächsten Augenblick sind sie auch schon verschwunden. Während ich darüber nachdenke, wie dieses Mädchen es geschafft hat, das Vogelnest auf ihrem Kopf zu bändigen, merke ich gar nicht, dass Pansy und Astoria wütend zischelnd über sie herziehen. Von wegen, 'Wie kann sie es nur wagen, so auszusehen wie ich?!' oder 'Keine Angst, dir steht dein Kleid viel besser als diesem Schlammblut!'. Gekonnt überhöre ich ihre bissigen Kommentare, ich kann mir schließlich keinen Fehltritt mehr leisten, als die Flügeltüren aufgehen und wir alle, als ein feierlicher Zug, die große Halle betreten.
DU LIEST GERADE
Wie Licht und Schatten
FanfictionZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...