Alles verändernde Post

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Dracos Sicht

Mit dröhnendem Schädel wache ich auf und blinzele angestrengt gegen die Helligkeit des Sonnenlichts an, das den ganzen Schlafsaal durchflutet. Ein träger Blick, in Richtung der anderen Betten, verrät mir, dass ich der letzte bin, was kein Problem ist, da heute zum Glück Samstag ist. 

Als ich mich aber meinem magischen Wecker zuwende, muss ich resigniert feststellen, dass es bereits nach eins ist. Wie lange kann ein Mensch denn bitte pennen?! Aber gut, bei diesen höllischen Kopfschmerzen sollte das eigentlich nicht groß verwunderlich sein. Ich fühle mich zwar schon seit ein paar Tagen etwas grippig, aber bis jetzt habe ich eigentlich gehofft, das sich das recht schnell wieder legt. Tja, Pustekuchen. Kein Wunder eigentlich, bei diesem Mistwetter draußen. Da holt man sich ja gleich den Hund. 

Seit dem Kuss mit Hermine, im Raum der Wünsche, sind gut drei Wochen vergangen, in denen nichts weiter passiert ist, außer hin und wieder mal ein heimliches Treffen, was sich ähnlich gestaltete, wie das erste. 

Mittlerweile neigt sich auch der Januar dem Ende zu. Die meterhohe Schneeschicht auf dem Schlossgelände scheint aber dennoch nicht den Eindruck zu machen, als wöllte sie in nächster Zeit anfänglichen Anzeichen des Frühlings Platz machen. Stattdessen dümpelt sie unter tristen, grauen Wolken, vor sich hin, die auf den richtigen Moment warten, die Schneeschicht um ein paar Zentimeter zu erweitern. Eine Schneeschicht, die sich seit geraumer Zeit auch in mir breit macht. 

Es liegt nicht an der Gryffindor, nun ja, zumindest nicht nur. Eigentlich könnte es nicht besser laufen, bis auf dieses dämliche Versteckspiel, was wir, so wie es aussieht, noch bis zum Sankt-Nimmerleinstag fortführen müssen, da Astoria mir nicht, auch nur im Geringsten, entgegenkommen will. Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass ich das klärende Gespräch bis jetzt, schändlicherweise, auch nur vor mir hergeschoben habe, weshalb sie auch nicht die Chance dazu hatte. 

Stattdessen versuchen wir beide, mehr oder weniger, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, auch wenn mich das zusätzlich, von Tag zu Tag, mehr quält. Sie hat es, trotz ihres Verhaltens im Krankenflügel, einfach nicht verdient, so behandelt zu werden. Bis Hermine mir den Kopf verdrehte, lief ja auch alles perfekt zwischen uns und ein wenig bedauere ich es, sie, durch die Affäre mit der Löwin, wahrscheinlich endgültig zu verlieren. Auch wenn ich keine romantischen Gefühle mehr für sie hege, hätte ich sie trotzdem weiterhin gern an meiner Seite, nur eben als eine sehr gute Freundin. 

Doch daraus wird, fürchte ich, nichts werden. Denn in reinblütigen Kreisen ist Fremdgehen noch weniger angesehen, als in Normalen. Selbst wenn man noch nicht verheiratet ist, kann man es durchaus mit Ehebruch vergleichen. Und so leid es mir tut, kenne ich meine Verlobte nur zu gut, um zu wissen, dass ich, wenn ich die Sache öffentlich mache und mich von ihr trenne, ihre Ehre und ihren Stolz so tief verletzen würde, dass sie nie wieder zu mir zurückkommen wird. 

Als wäre diese ganze Dreiecksbeziehung nicht schon schlimm genug, geistert mir seit eben jenem Abend auch der kleine, blonde Ravenclaw im Kopf herum. Etwas an Sams Aussage ist komisch gewesen. Oder besser gesagt, an seinem Verhalten. Er meinte, er wolle sich nur schnell etwas aus der Küche holen und dann ist er weiter den Gang runter gelaufen. 

Ich habe einige Zeit gebraucht, um herauszufinden, was an der Sache faul ist. Nämlich, dass er, nachdem er uns, wohlgemerkt stotternd, seine Absichten offengelegt hat, anschließend wie selbstverständlich weitergelaufen ist, obwohl die Küchen in der entgegengesetzten Richtung liegen. 

Seit dieser Erkenntnis zerbreche ich mir täglich den Kopf darüber, was der Kleine in dieser Nacht wirklich vorhatte? Etwas harmloses, wie Essen holen, wird es wohl kaum sein, wenn er uns so offen ins Gesicht lügt. Doch wie es aussieht, werde ich so schnell nicht hinter sein kleines Geheimnis kommen. Selbst, als ich gestern eine kleine Nachtschicht eingelegt und verstärkt über die Sache gegrübelt habe, ist mir nichts brauchbares eingefallen. Diese Aktion erklärt allerdings meine Migräne und mein Langschlafverhalten. 

Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt