Dracos Sicht
Ich spüre, wie mich eine unsichtbare Kraft zurück ins Bewusstsein zieht, aber meine Sicht verschwimmt immer wieder und ich brauche einen Moment, um mich zurecht zu finden. Plötzlich strömen alle Erinnerungen auf mich ein und überrollen mich wie ein Tsunami. Ich hatte eine meiner Panikattacken und das ausgerechnet in einer Mädchentoilette. Doch jetzt bin ich definitiv nicht einmal ansatzweise in der Nähe von Waschbecken, Toiletten oder irgendetwas, dass mich an die Räumlichkeiten Hogwarts' erinnert. 'Ok, bloß ruhig Blut bewahren!' Ich lasse meinen Blick über die Wände schweifen. Massiver Stein. Wo bin ich? In einer Höhle? In einem Kerker? Nichts macht den Eindruck, es würde zu meiner Schule gehören. Wie bin ich hier überhaupt hergekommen? Fragen über Fragen überschlagen sich in meinem Kopf, aber ich finde auf Keine eine Antwort. Leider beschränkt sich mein Sichtfeld auch nur auf einen Umkreis von zwei Metern. Das Licht in diesem Raum, oder wo auch immer ich bin, ist nur sehr spärlich. Um etwas durch die drückende Dunkelheit erspähen zu können, kneife ich meine Augen zu feinen Schlitzen zusammen. Voller Enttäuschung muss ich feststellen, dass das rein gar nichts bringt.
Moment, hat sich dort vorne soeben etwas bewegt? 'Reiß dich zusammen Draco! Du bist ein Malfoy und Malfoys haben keine Angst!' "Bist du dir da sicher? Mir kommt es gerade so vor, als ob du dir vor Angst fast ins Hemd machst.", dringt eine kalte Stimme an mein Ohr. Sie klingt tief und kratzig und ist mir, zu allem Überfluss auch nicht völlig unbekannt, aber trotzdem kann ich sie im Moment niemandem zuordnen. "Hör auf, meine Gedanken zu lesen!", blaffe ich die Gestalt an, die nun langsam aus dem Schatten tritt. Ich muss also meinen Geist verschließen. Tante Bellatrix hat mir vor meinem 6. Schuljahr sowohl Legilimentik, als auch Okklumentik beigebracht. Das war damals, unter Voldemorts Herrschaft überlebensnotwendig und auch jetzt würde es sicher helfen.
Ich versuche von dem harten, unbequemen Stuhl aufzustehen, auf dem ich die ganze Zeit sitze. Doch es will einfach nicht gelingen. "Mach dir keine Mühe! Ganzkörperklammer.", redet die fremde Person weiter auf mich ein und obwohl ich durch die, tief in die Stirn gezogene Kapuze, ihr Gesicht nicht erkennen kann, weiß ich, dass sie nun gehässig grinst. Wut brodelt in mir hoch. Niemand wagt es, sich über einen Malfoy lustig zu machen. "Wer bist du?", spucke ich mit so viel Verachtung in der Stimme, wie ich aufbringen kann. "Oh, das wirst du früh genug heraus finden, mach dir da mal keine Sorgen." Jetzt lacht der Mann doch tatsächlich leise auf. Mittlerweile koche ich vor Wut. "Und was willst du von mir?" Langsam reißt mir echt der Geduldsfaden. "Hmh-" Schweigen tritt ein. Kurze Zeit später fährt der Fremde fort: "Was ich von dir will? Ganz einfach Verräter, du hast etwas, was mir sehr am Herzen liegt und eigentlich mir gehört. Ich will es zurück haben!". Er schreit nun fast aber ich habe keine Ahnung, wovon er redet. Also probiere ich es mit Legilimentik, aber egal, wie oft ich es versuche, ich stoße immer wieder gegen eine Wand. Mist, der Typ ist schlauer als ich dachte. Es bringt nichts, ich muss es weiter mit Reden versuchen.
"Ich habe nicht die geringste Ahnung wovon du sprichst!", sage ich und versuche dabei so kühl und gelassen wie möglich zu klingen. "Oh, das denke ich schon! Aber du wirst nichts gegen mich unternehmen können. Ich bin dir immer einen Schritt voraus, Draco." Die Art, wie er meinen Namen ausspricht, jagt mir einen kalten Schauer den Rücken hinab. Der Typ ist doch krank! Was zum Teufel will er von mir?! Ich komme einfach auf kein Ergebnis. Ist es vielleicht nur eine dumme Verwechslung? Nein, das kann nicht sein, immerhin hat er mich mit meinem Namen angesprochen. Ich versinke völlig in Gedanken und je mehr sich diese gegenseitig jagen, desto mehr Adrenalin schüttet mein Körper aus und steigert meine innere Panik.
"Obscuro" Ich werde in einen wilden Strudel aus Schwärze gezogen und sehe nichts mehr. Dafür verschärfen sich meine restlichen Sinne. Unter meinem stocksteifen und bewegungsunfähigen Körper, spüre ich immer noch diesen harten Stuhl. Ein modriger, feuchter Geruch steigt mir in die Nase und ich höre, wie dieser Mann noch näher an mich herantritt. Plötzlich spüre ich, wie mir gewaltsam mein Kopf in den Nacken gedrückt wird. Dieser Psycho hält mir meine Nase zu und ohne es zu wollen, öffne ich meinen Mund, um Luft zu bekommen. Eine kalte Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinunter und mir wird kurz schwindelig. Das letzte, was ich spüre, ist ein heftiger Schlag gegen meine Schläfe. Dann verliere ich zum zweiten Mal an diesem Tag das Bewusstsein.
Unbekannt
Ich schleiche durch das dunkle Schloss. Wie lange ich schon nicht mehr hier war, denke ich, als ich durch die verlassenen Korridore gehe. Mein Herz macht einen kleinen Sprung. Heute bin ich weiter gekommen, als ich mir je hätte erträumen können. Dieser Schwächling Malfoy hat es mir aber auch zu einfach gemacht. Nach seinem Ohnmachtsanfall, musste ich ihn nur noch in mein Versteck bringen.
Wut steigt jedes Mal in mir auf, wenn ich an ihn denke. Wie kann er es nur wagen, meinen Besitz anzurühren?! Doch fürs Nachdenken ist jetzt keine Zeit. Ich muss sie einfach sehen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Sie schläft wahrscheinlich schon, aber das stört mich nicht im Geringsten. Schon immer ist diese Frau noch schöner, wenn sie schläft. Ihre braunen Haare, ihre sanft geschwungenen Lippen, ihre makellose Haut. Erregung durchzuckt meinen ganzen Körper wie Strom. Was war das? Irgendjemand kommt in meine Richtung gelaufen. Nein, man darf mich nicht erwischen. Das würde alles zunichte machen. Gerade kommt jemand mit erleuchtetem Zauberstab um die Ecke, als es mir in letzter Sekunde gelingt, in den nächsten Gang einzubiegen. So schnell und gleichzeitig lautlos es möglich ist, verschwinde ich von hier. Mein Plan hat begonnen. Jetzt muss es einfach funktionieren! Es gibt kein Zurück mehr.
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Habt ihr eine Idee, wer der Unbekannte sein könnte?
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Wie Licht und Schatten
FanfictionZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...