Feuriges Duell

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Hermines Sicht

Schnaubend stoße ich meine verbrauchte und, in den letzten Sekunden, angestaute Luft aus. Ich brauche mich nicht einmal zu Smith umzudrehen, um zu wissen, dass sein überhebliches Grinsen gerade mindestens die Größe seines Egos erreicht hat und bei ihm will das schon etwas heißen. Nun ja, eins steht fest: ein Job als Zahnpasta-Model ist für ihn wohl eher weniger erstrebenswert. Wenn meine Eltern diese Bauklötze sehen könnten, Merlin! 

Doch lange bleibt mir nicht die Zeit, über Zacharias' Baustelle zu grübeln, da mir Pugna seine schwere Hand auf die Schulter legt und zudem auch noch soviel Druck ausübt, dass ich mich ein wenig seitlastig fühle.

Gerade will ich ihn höflich auffordern, seine Finger zu lösen, als er von sich aus dieser unausgesprochenen Bitte nachkommt und, mit geschwollener Brust, beginnt zu reden. 

"Nun, da sich Ms Granger hier mit ihrem Zuspätkommen, praktisch freiwillig bereit erklärt hat, die bevorstehenden Aufgaben zu demonstrieren, dachte ich mir, ich stelle ihr noch einen fähigen Duellpartner an die Seite."

Bitte?! Smith, ein fähiger Duellpartner?! Ich muss mich wohl verhört haben! Doch anscheinend ist es meinem Lehrer wirklich ernst. Gut, Gegenargument, wann war Pugna jemals für einen Scherz zu haben? Richtig, noch nie.

Auf eine Geste seinerseits, steht die ganze Klasse auf den Beinen und die Tische und Stühle stapeln sich an der Wand. Somit ist unweigerlich eine große Fläche entstanden, auf der sich, dank einer weiteren flinken Zauberstabbewegung von Pugna, nun eine längliche Bühne, vergleichbar mit einem breitem Steg, ausbreitet. 

Links und rechts von ihr sammeln sich die neugierigen Schüler und der Kotzbrocken Smith und ich erhalten die Anweisung, die Bühne, über eine kleine Reihung von Stufen, zu betreten. Nun ja, Treppe kann man das wirklich nicht nennen.

Oben angekommen, fühle ich mich sofort an den misslungenen Duellierclub in unserem zweiten Schuljahr zurück erinnert. Unumstößlich lasse ich meinen Blick durch die Menge schweifen, um schließlich bei Harry und Ron hängen zu bleiben. Ihnen ist am Gesicht anzusehen, dass sie das Gleiche gedacht haben müssen, wie ich. Beide werfen mir noch ein verschmitztes Lächeln zu und zwinkern einmal in meine Richtung, was ich gekonnt erwidere, um mich schließlich wieder meinem Gegner zuzuwenden. 

Worte bedarf es keine. Wir sind beide geübt im Duellieren, mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass wir in einem Krieg mit gekämpft haben, auch wenn da kein Platz für Förmlichkeiten war. Hier, im Unterricht allerdings, sind wir stets darauf bedacht, ja auf Vorschrift und Form zu achten.

Somit stellen wir uns, in einer etwaigen Entfernung von 4 Metern, gegenüber voneinander, auf und deuten eine Verbeugung an, ohne den jeweils Anderen dabei, auch nur den Bruchteil einer Sekunde, aus den Augen zu lassen. Im Anschluss zücken wir unsere Zauberstäbe, greifen aber noch nicht sofort an, sondern erdolchen uns stattdessen gegenseitig mit Blicken. Erbarmungslos und ausdauernd.

Aus Smiths Augen sprüht die Siegessicherheit, aber das beeindruckt mich nicht im Geringsten. Stattdessen spielt ein zynisches Lächeln um meine Mundwinkel, was diese Sicherheit für einen winzigen Moment aufflackern lässt. Ich sehe deutlich, wie mein Kontrahent kurz verdutzt blinzelt, bevor er sich strafft und seine Fassade wieder neu errichtet.

Viel fehlt nicht mehr, bis die ersten Funken fliegen und das scheint offensichtlich auch unsere Lehrkraft zu bemerken, da Pugna noch schnell einwirft: "Bedenken Sie bitte, dass dieses Duell ausschließlich zu Anschauungszwecken dient. Keine Verletzungen und vor allem unverzeihliche Flüche also. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein und ich traue es weder dem Einen, noch dem Anderen zu, dass er auch nur den Hauch eines Gedanken an solch einen Zauber verschwendet. Aber wie heißt es so schön? Sage niemals nie! Sie sind hiermit also belehrt und gewarnt. In diesem Sinne, lasst die Spiele beginnen!"

Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt