Extodesser vs. Kriegsheldin

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Dracos Sicht

"Mach den Mund zu Granger, das sieht lächerlich aus und entspricht so ganz und gar nicht deiner Intelligenz! Oder färbt das Wiesel hier so langsam auf dich ab, hm?" Granger begafft mich immer noch wie eine Irre. Was soll das denn? Sie geht mir allmählich gehörig auf die Nerven. "Was ist, bist du taub?!", fahre ich sie nun schroff an. Das Mädchen klappt ihren Mund zu, öffnet ihn aber sogleich wieder, um etwas zu erwidern. "Hör mal Malfoy, was fällt dir eigentlich ein?!" Mit immer noch hochrotem Kopf, kommt sie nun auf mich zu und stößt mit ihrem Zeigefinger gegen meine Brust. Ich bewege mich jedoch nicht einen Zentimeter von der Stelle, sondern funkele sie nur böse an. Sie lässt sich jedoch nicht beirren. Es ist fast wie in unserem dritten Schuljahr. Ich muss mir, bei der Erinnerung daran, wie sie mich damals geschlagen hat, ein Schmunzeln verkneifen und zwinge mich, ernst zu bleiben. Eins muss ich dem Bibermädchen eingestehen, Feuer hat sie, was auch ihre nächsten Worte stark verdeutlichen. 

"Wie kannst du es wagen, so mit uns zu reden?!" Nun mischt sich auch noch der Rotschopf ein: "Ja Frettchen, verzieh dich und geh zu deinen Todesserfreunden!" Ich verdrehe die Augen. Pflaume. Mit so jemandem muss ich mich nicht abgeben, also wende ich mich wieder an die Brünette: "Nun, wie ich bereits sagte Granger-" Ich betone jedes Wort und sage es ganz langsam, um sicher zu gehen, dass auch alles in ihrem neunmal-klug-Gehirn ankommt. "Du solltest schon längst im Schulsprecherabteil sitzen. Prof. McGonagall war so freundlich, mir mitzuteilen, wer die diesjährige Schulsprecherin ist. Und siehe da, meine Vermutung bewahrheitete sich. "Ihre Augen wandern nun von meinem Gesicht zu meinem Umhang, an dem ein grün- silbernes Abzeichen pinnt, das die Form eines "S" hat, "S" für Schulsprecher. 

Ich sehe förmlich, wie die Zahnräder in ihrem Schädel einrasten."Ja, gut erkannt Granger, ich bin Schulsprecher. Und jetzt komm endlich, ich will das hinter mich bringen." und so packe ich sie am Oberarm und will sie wegziehen. "Pfoten weg du Schlange!" Von diesen Worten hart in den Rücken getroffen, wirbele ich herum und starre den Weasley-Jungen an, lasse die Brünette jedoch los. Was denkt der denn, was ich von der Granger will?! Zu meiner Verwunderung ist sie es, die als nächstes das Wort erhebt: "Schon ok Ron, ich gehe dort hin, hör mir an, was es zu tun gibt, gebe den Vertrauensschülern ihre Anweisungen, kontrolliere die Gänge und dann bin ich auch schon wieder bei euch. Wenn ich Glück habe, dauert das Ganze nicht mal zwei Stunden." Sie schaut mich an "Worauf wartest du, ich denke du willst das Ganze hinter dich bringen!" Und so lassen wir den Ginger stehen und machen uns auf den Weg. 

Vor der Abteiltür drehe ich mich noch einmal zu der jungen Gryffindor um. Ihre Miene verhärtet sich abrupt, was meinem typischen Malfoy-Pokerface ernstzunehmende Konkurrenz macht. Nebenbei hebt sich verdächtig eine ihrer Augenbrauen und vermittelt das unangenehme Gefühl, gleich in Grangers Haaransatz verschwinden zu wollen. "Was ist Malfoy?" Das könnte ich dich genauso fragen. "Granger, was denkst du von mir? Dass ich immer noch der verachtenswerte Todesser bin? Dass ich das alles mit Vergnügen gemacht habe, oder, dass ich ausschließlich aus freien Stücken handelte? Da muss ich dich leider enttäuschen. Und wenn du mich auch nur ein kleines Stückchen kennen würdest, wüsstest du, dass ich genau das nicht bin und auch nie sein wollte, nämlich ein Anhänger Lord Voldemorts! Jetzt lass uns einfach wie zwei Erwachsene handeln und nicht wie zwei pubertierende Jugendliche, die sich nur beschimpfen. Wir haben doch beide etwas gelernt, nehme ich an? " Mit diesen Worten öffne ich die Schiebetür und trete ein, die, leicht verdatterte, Granger dicht hinter mir. 

Das Gemurmel verstummt und alle Anwesenden sehen uns bestürzt an, nun ja, eher gesagt, starren sie mich bestürzt an. Die Schulsprecherin bekommt hingegen nur bewundernde Blicke ab. Eifersucht steigt in mir auf. Verdammte Kriegsheldin! Irgendwie muss ich meinen Ruf wieder herstellen und vielleicht gelingt mir das ja als Schulsprecher. Ich nicke in die Runde und lasse mich auf meinen Platz fallen. Dort angekommen, spüre ich, wie sich das Mädchen neben mich setzt, fast schon zu nah. Ich beobachte sie aus dem Augenwinkel und versuche unauffällig etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Warum, weiß ich nicht. Oder doch? Was für eine Frage, weil sie ein Schlammbl- nein, weil sie eine Gryffindor ist. Nach Voldemorts Sturz habe ich mir geschworen, dieses Wort nie mehr in den Mund zu nehmen und daran werde ich mich auch halten, was nicht bedeutet, dass ich ihr ungebrochenes Vertrauen entgegen bringe. Das kann mir aber keiner vorwerfen, schließlich kenne ich wiederum auch keinen Löwen, der einer Schlange solches Vertrauen entgegen bringen würde.

Um die Mittagszeit sitze ich wieder im Abteil meiner Freunde. Für heute haben Granger und ich unsere Aufgaben erst einmal erfüllt. Die Vertrauensschüler sind alle sehr pflichtbewusst und nachdem sie merkten, dass ich nichts mehr mit den Themen 'Voldemort', 'Todessern' oder 'Krieg' am Hut habe, geschweige denn will, respektierten sie mich sogar allmählich. Eine Welle der Hoffnung überkam mich je und wer weiß, vielleicht bleibt mir die Chance auf einen Neuanfang ja doch nicht völlig verwehrt. So hat es zumindest Prof. McGonagall formuliert. In den Ferien stand ich in regem Briefwechsel mit ihr. Ich schilderte ihr die Beweggründe für all meine schrecklichen Taten, die sich hauptsächlich um meinen Vater drehten, der sich, eingeschüchtert vom dunklen Lord alles gefallen ließ, sogar, dass sich diese Schlange persönlich im Manor einnistete, und zeigte ihr ein Stück des wahren Draco Malfoys. Zu meiner Verwunderung, dauerte es nicht lange, bis die alte Professorin Vertrauen zu mir aufbaute und mir sogar Verständnis entgegen brachte. Das war mehr, als ich erwarten konnte und durfte. Doch für sie war es anscheinend noch nicht genug, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob Snape da nicht doch seine Finger im Spiel hat, zumal ich mir sicher bin, dass auch sein Abbild im Schulleiterbüro, das ich in meinem sechsten Schuljahr häufig aufsuchen durfte, einen festen Platz gefunden hat. Denn aus irgendeinem, mir andernfalls unerklärlichen, Grund kam es zur Ernennung zum Schulsprecher. 

Meine Vermutung liegt darin, dass mir die Verwandlungslehrerin damit etwas unter die Arme greifen wollte, mich wieder in die Gesellschaft eingliedern zu können, wofür ich ihr wirklich mehr als dankbar bin, auch wenn sie nicht meine Lieblingslehrerin ist. Aber man kann nicht abstreiten, dass diese Versuche nicht fruchten würden, was ich schließlich erst vorhin mit eigenen Augen gesehen habe.

"Draco, da bist du ja endlich wieder!" ruft eine dunkelhaarige, junge Frau und küsst mich zur Begrüßung auf den Mund und bevor ich ihren leidenschaftlichen Kuss erwidern kann, zieht sie mich auch schon auf die gepolsterte Sitzbank hinter uns und versucht, mich in ein Gespräch zu verwickeln.

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Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt