Brodelndes Verlangen

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Dracos Sicht

"Kommst du Bro?" Seufzend stehe ich von der Bank auf, doch bevor ich über eben jene hinwegsteigen kann, klammert sich eine kleine Hand um meinen Arm und zeiht mich wieder zurück. Das nächste was ich spüre sind Beine, die sich quer über meine legen. Astoria sitzt zwar neben mir, nagelt mich jedoch trotzdem an meinen Platz fest. Süffisant lächelnd schiebt sie sich ihr Toast in den Mund, lässt mich dabei aber nicht eine Sekunde aus den Augen. 

Hilfesuchend wende ich mich an Blaise. Doch schon nach einem Blick auf den Dunkelhäutigen erkenne ich, dass ich von ihm wohl auch keine Hilfe erwarten kann. Der Schalk blitzt nur so aus seinen braunen Augen, als er zu mir herunter grinst und sagt: "Nun ja ihr Turteltäubchen, dann lass ich euch mal lieber allein. Ich will ja nicht stören. Wir sehen uns dann später Drake. Astoria?" 

Dann nickt er uns ein letztes Mal zu und verschwindet, mit wehendem Umhang und festgefrorenem Lachen, aus der großen Halle. Man könnte meinen, er würde Gefahr laufen, eine Kiefersperre zu bekommen, aber eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass das nicht der Fall ist. Mein bester Freund reißt öfter Mal die Klappe etwas zu weit auf und hat sich vermutlich schon so daran gewöhnt, dass er sich um solche Lappalien keine Gedanken mehr zu machen braucht.

"Du wolltest doch nicht ohne mich gehen, Schatz, oder?", fragt mich nun die Brünette mit etwas Nachdruck. "Natürlich nicht." Unterschwellig spielt etwas Sarkasmus in meiner Stimme mit, aber die junge Frau gibt sich mit meiner Antwort zufrieden und presst sich noch etwas fester an mich. 

Währenddessen schweift mein Blick durch den Raum, hinüber zum Tisch der Löwen, wo ein einzelner Platz unbesetzt ist. Seit gestern Morgen glänzt Hermine Granger ausschließlich mit ihrer Abwesenheit. 

Als sie die Hasspost mit dem Bubotubler, so viel konnte ich von hier aus erkennen, bekommen hat, ist etwas in mir zerbrochen. Nur allzu gerne wäre ich ihr gefolgt, als sie, unter Tränen, das Frühstück hinter sich ließ. Auch das Gelächter meiner Hauskammeraden tat nicht gerade sein Bestes zu der Sache bei und wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich allesamt verhext, ehe sie 'Hogwarts' hätten sagen können. 

Doch es ging nicht. Wie hätte ich mein Verhalten erklären sollen? Wir hassen uns doch angeblich zutiefst und wenn die Wahrheit an die Öffentlichkeit gelangen sollte, sind die Gryffindor und ich dem Untergang geweiht. Also musste ich stumm mit ansehen, wie die zierliche Brünette litt und konnte nichts weiter tun, als die Serviette in meinem Schoß zusammen zu knüllen, bis meine Knöchel weiß wurden. 

Nur in das Gelächter stimmte ich nicht mit ein, doch das fiel zum Glück nicht weiter auf. Merkwürdig an der ganzen Sache war, dass auch Astoria, die normeilerweise keinen Hehl aus ihrer Schadenfreude macht, nicht überschwänglich an dem Gespötte teilnahm, sondern, so wie es aussah, eher teuflisch und stumm in sich hinein lächelte. Das verstärkte meinen Verdacht noch mehr, wer an dem ganzen Dilemma Schuld sein könnte, und dieser Gedanke bereitet mir heute noch unglaubliche Bauchschmerzen. 

Aber so komme ich der Wahrheit auch nicht näher. Selbst als ich meine Verlobte gestern Nachmittag noch einmal bei Seite nahm, war kein Wort aus ihr heraus zu bekommen und so langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Dennoch, ich kann jetzt keine Rücksicht auf unsere Verlobung nehmen, wenn sie so bereitwillig die Gesundheit einer Anderen aufs Spiel setzt. 

So schiebe ich bestimmt ihre Beine von meinen Oberschenkeln, sodass sie unsanft, von der Bank rutschen. Dann starte ich einen zweiten Versuch, mich zu verkrümeln, welcher erneut von Astoria vereitelt wird. Wie kann man nur so aufdringlich sein?! Mit einer Selbstverständlichkeit, die nur diese Brünette an den Tag legt, hakt sich die junge Frau bei mir unter und zieht mich, wie ein Honigkuchenpferd grinsend, aus der Halle. 

Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt