Fehler sind verboten

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Dracos Sicht

Mein Kopf pocht und ich habe das Gefühl, wenn das so weitergeht, zerspringt bald meine Schädeldecke. Ich weiß nicht, ob das die Nachwirkungen von meinem Quidditchunfall sind oder ob es an der Tatsache liegt, dass es zwischen Astoria und mir in den letzten Tagen nicht sehr gut läuft. Wahrscheinlich eher Zweiteres. Seit der Tanzstunde ist die Chemie zwischen uns, zum Reißen, gespannt und ich kann es ihr nicht verübeln. Ich weiß nicht, wie ich an ihrer statt reagiert hätte. Schon lange versuche ich mich abzulenken. Ich weiß ja selbst nicht, was an diesem Tag vorgefallen ist, wie es dazu kam und warum die Granger so einen Einfluss auf mich hat. Dieses Mädchen zieht mich einfach immer mehr an und ich kann nicht bestreiten, dass mir das Angst macht, auch wenn ich das natürlich niemals laut aussprechen würde. 

Etwas gruselig ist das ja schon und bedauerlicher Weise hat mir das ein oder andere Butterbier mit Blaise auch nicht geholfen. Wie auch?! Da ist ja auch kaum Alkohol enthalten. Also mussten wir bei unserem Ausflug nach Hogsmeade etwas tiefer ins Glas schauen. Letztendlich haben wir wahrscheinlich doch ein oder zwei, im Eichenfass gereifte, Met über den Durst getrunken, aber das hat wenigstens geholfen. Selbst als ich dann diese Gryffindor traf, konnte ich mich schnell von ihr losreißen, auch wenn ein Teil von mir liebend gern direkt wieder umgekehrt wäre. Zum Teufel mit diesen dummen Gefühlen! Die können den Verstand doch tatsächlich von null auf hundert auf den Kopf kippen, wortwörtlich. Zum Glück war ich bei unserer Begegnung schon etwas angetrunken. Da soll doch mal Einer behaupten, Alkohol sei keine Lösung, pah!

Hermines Sicht

Das Wasser umspielt sanft meine Schuhe. Zur Sicherheit habe ich sie mit einem Lotuszauber versehen, der nun jegliches Wasser abperlen lässt. Lässig sitze ich auf meinem Stein. Ja, es ist mein Stein. Er gehört mir zwar nicht direkt, aber wenn ich meine Gedanken selbst in der Bibliothek nicht mehr totschweigen kann, komme ich hierher und setze mich auf genau diesen Stein, um den leisen Wellen des Sees zu lauschen. Manchmal leistet mir Hagrid Gesellschaft und wenn Fang dabei ist, kann ich mir meinen wasserabweisenden Zauber auch gleich sparen. Heute bin ich jedoch allein und ich muss zugeben, dass mir das nur zugute kommt. Ich brauche einfach Zeit um ruhig nachdenken zu können.

In letzter Zeit ist so viel passiert und das Meiste hatte etwas mit Dra- mit Malfoy zu tun. Verdammt, ich muss von ihm loskommen, aber je mehr ich mich darum bemühe, ihn zu vergessen, desto stärker werden meine Gefühle. Es ist zum weglaufen, doch das würde mir auch nicht helfen. Obwohl, etwas Abstand wäre vielleicht wirklich nicht schlecht. Aber bevor ich mir darüber Gedanken mache, bringe ich erst einmal den Ball hinter mich. Vor drei Tagen war ich mit Ginny shoppen. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis wir uns entscheiden konnten und, auch wenn mir dieses ganze 'Aufhübschen' sonst zu viel Aufwand ist, das fängt ja schon bei meinen Haaren an, habe ich Lust, mich für den Ball etwas aufzudonnern. Schon vor dem Weihnachtsball im vierten Schuljahr musste ich mir das eingestehen. Damals hat mich Victor begleitet. Wie oft er doch gesagt hat, dass ihm mein immergrüner Umhang gefällt. Dieses Mal verzichte ich auf einen Festumhang und ziehe lieber ein Kleid an. Und damit werde ich sicher nicht die Einzige sein.

Bis gestern dachte ich noch, ich müsste allein zum Ball gehen, aber dann hat mich Dean Thomas gefragt und ich habe zugesagt. Zugegeben, er ist echt nett und das würde sicher ein lustiger Abend werden. Sogar Ginny war mir nicht böse, dass ich mit ihm gehe, immerhin ist er ihr Exfreund, aber sie hat ja ihren Harry. Apropos Ginny, sie war sofort dabei, als wir auf das Thema Wellnesstag zu sprechen kamen und so haben wir uns heute für einen Mädelsnachmittag verabredet.

Ein knackender Zweig am Boden lässt mich herumwirbeln, doch da ist niemand. Für Minuten, wie es mir vorkommt, starre ich auf die Stelle, die ich für den Ursprung des Geräusches halte. Jedoch fällt mir nichts auf und so gehe ich, mit einem flauen Gefühl in der Magengegend, zurück ins Schloss. Mein Vorhaben für den Abend wird schließlich lang genug dauern. Außerdem wartet sicher schon Ginny auf mich.

"Schaumkrone", sage ich und die Tür zum Vertrauensschülerbad öffnet sich. Auch die Schulsprecher dürfen es frei nutzen und als wir beschlossen, uns zusammen auf den Ball vorzubereiten, musste ich sofort an dieses Bad denken. Doch als ich neben meiner besten Freundin auch noch einen Blondschopf entdecke, macht mein Herz einen kleinen Sprung. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Unbekannt

Verdammt! Wenn dieser dumme Zweig doch nicht wäre. Solche Fehler dürfen jetzt einfach nicht mehr unterlaufen. Das Mädchen auf dem Stein sieht mich genau an, oder naja, sie schaut auf die Stelle, wo sie vermutlich etwas oder jemanden vermutet, aber ich bin unsichtbar. Dennoch traue ich mich nicht, auch nur einen Muskel zu rühren, geschweige denn zu atmen. Plötzlich steht sie auf und läuft schnell zurück zur Schule. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, folge ich ihr unbemerkt. Zwischendurch verliere ich sie aus den Augen und ich will schon fast aufgeben, als ich um eine Ecke biege. Und genau da sehe ich sie. Also stelle ich mich, in einigem Abstand, hinter sie und blicke ihr über die Schulter. Das erinnert mich an die Nacht, als sie Draco im Krankenflügel besuchte, doch diesmal verhalte ich mich unauffällig.

Die Tür zu einem Badezimmer steht offen und ich muss zugeben, so etwas Prunkvolles hätte ich Hogwarts niemals zugetraut. Vermutlich ist das hier einfach irgend so eine Bevorzugung der Schulsprecher. Doch in dem Raum, stehen noch zwei andere Personen. Die Eine, eine junge rothaarige Frau, kommt mir bekannt vor. Sie ist oft mit der Brünette zusammen, doch die Andere ist eher nichtssagend. Der Rotschopf beginnt zu sprechen und ihre Stimme hallt leicht von den nackten Fließen des Badezimmers wieder. "Hi Mine, schön dich zu sehen! Ich hoffe, es ist kein Problem für dich, dass ich Luna mit eingeladen habe. In letzter Zeit, seitdem Neville sich von ihr getrennt hat, ist sie oft alleine und da dachte ich mir, etwas Ablenkung könnte ihr nicht schaden. Genauso wenig wie dir, wenn ich an die Sache zwischen dir und Malfoy denke. Harry hat mir am Abend fast ein Ohr abgekaut, das glaubst du nicht!" Ich grinse, 'zwischen dir und Malfoy', mein Plan nimmt also langsam Gestalt an. Nicht mehr lange und sie ist wieder bei mir. Das Mädchen unterbricht erneut meine Gedanken. "Wir haben auch schon alles vorbereitet! Masken, Nagellack, Zeitschriften, Sekt und schokolierte Erdbeeren. Das wird so toll! Jetzt komm endlich rein und zieh dir deinen Bikini an, oder das Badewasser wird noch kalt. Zum Glück ist das Becken groß genug für uns drei." Der Redeschwall sprudelt unaufhörlich aus ihrem Mund hervor, aber viel mehr bekomme ich nicht mit, da Granger sich lachend in Bewegung setzt und die Tür direkt vor meiner Nase ins Schloss fallen lässt.

Ich kann es einfach nicht verstehen. Dieses ganze Gekleister, nur für einen Ball. Dafür kann ich wahrhaftig kein Verständnis aufbringen. Überhaupt, wie ist die olle Schreckschraube aus Gryffindor denn auf die Idee gekommen, einen Maskenball, mit dem 'Muggel- Halloween' als Vorbild, zu veranstalten? Schon auf der Verfolgung dieser jungen Hexe sind mir überall künstliche Spinnweben, Fledermäuse und, böse flackernde, Kürbisse aufgefallen. In der Welt dieses Muggelabschaums sieht es jetzt vermutlich nicht anders aus. Einfach nur lachhaft, diese lächerlichen Anspielungen, auf etwas, an das sie nicht glauben.

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Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt