Von Schlangen umzingelt

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Hermines Sicht

'War klar! Scheiß Nacht, jetzt hast du den Salat Hermine. Selbst Schuld!' Müde schleppe ich mich in Richtung Geschichte der Zauberei. Ich muss verboten aussehen mit meinen dunklen Augenringen, meinen Haaren, die mir buschig wie eh und je zu Berge stehen und meinen wild zusammen gewürfelten Klamotten. Ja, natürlich ist die Hogwarts-Uniform Pflicht, aber warum das Outfit nicht einfach ein wenig aufhübschen? Ich weiß, dass ich nicht gerade eine Expertin in Sachen Mode bin. Wozu auch? Aber bis jetzt habe ich mich immer wohlgefühlt, wenn ich mal etwas gewagt habe. Doch als ich jetzt an mir herunter sehe, weiß ich, dass ich weit von 'stilsicher gekleidet' entfernt bin. Ich trage zwei verschiedene Socken und mache somit Dobby gehörig Konkurrenz- 'möge er in Frieden ruhen'. 

Ich schlucke und betrachte weiter mein Outfit. Mit Entsetzen muss ich feststellen, dass ich meine Bluse auf links trage. Mit geröteten Wangen flitze ich also in die Mädchentoilette, hier kommen Erinnerungen auf, und ziehe mein Oberteil schnell richtig herum an. In der Hoffnung, nicht zu spät zu kommen, laufe ich flink zu Prof. Binns' Unterricht. Natürlich, die Stunde hat gerade begonnen. Kann dieser Tag denn noch schlimmer werden? Ja kann er, als ich den letzten freien Platz im Klassenraum sehe. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich rolle mit den Augen, aber das hilft ja auch nicht. Ich werde mich wohl oder übel meinem Schicksal beugen müssen. Das ist heute eindeutig nicht mein Tag!

Dracos Sicht

Ein Schnauben rüttelt mich aus meinen Gedanken. An meinem inneren Auge zogen bis gerade eben noch die Bilder der vergangenen Nacht vorbei. Ja, vergangene Nacht. Was hatte mich eigentlich zu diesem Handeln getrieben. Fast hätte ich doch tatsächlich diese Gryffindor-Tante mit dem Vogelnest auf dem Kopf geküsst. Ich wollte sie zwar nur verunsichern, ich meine, als ob ich etwas für die Granger empfinden würde, pah, aber trotzdem ist es ziemlich knapp gewesen. Bei dem Gedanken daran, fast dieses Schl-, diese Muggelgeborene geküsst zu haben, jagt es mir einen kalten Schauer den Rücken hinab. Zum Glück habe ich mich noch rechtzeitig retten können und bin, statt ihrem Mund, ihrem Ohr näher gekommen. Ich kann mich haargenau daran erinnern, dass sie meine Beziehung mit Astoria nicht gerade gut aufgenommen hat, weshalb ich ihr zugeflüstert habe: "Eifersüchtig Granger?". Mit Genugtuung stellte ich fest, dass sie daraufhin errötete und statt darauf einzugehen hat sie sich aus der Schlinge gezogen und gemeint, wir sollten uns aufteilen und mit der Nacht- Patrouille beginnen. Daraufhin stolzierte sie hochnäsig, wie eh und je, geradewegs an mir vorbei und begann ihre Schicht. Selbst jetzt noch amüsiert mich ihre Reaktion.

Astoria, neben mir, kichert erneut, was mich aufschauen lässt. Ich folge ihrem Blick und nun klappt mir der Mund ein Stück weit auf. Da steht doch tatsächlich diese Granger, mit Klamotten, die vielleicht zu Peeves passen würden, sie jedoch äußerst lächerlich aussehen ließen, und schaut bedröppelt zu Prof. Binns. Nachdem sie ihm voller Beschämen eine Entschuldigung zu gemurmelt hat, was ziemlich überflüssig ist, da der Geist wie immer in seinen dicken Wälzer vertieft ist, läuft sie peinlich berührt auf den einzig freien Platz, genau vor mir, zu. Ich beuge mich leicht in ihre Richtung und flüstere ihr gehässig ins Ohr: "Bist wohl noch nie zu spät gekommen, was?" Natürlich war sie das nicht, diese Oberschlau-Tussi. Doch sie zu ärgern, kann ich mir einfach nicht verkneifen. Astoria lacht erneut auf und auch Blaise, Grangers unfreiwilliger Banknachbar, dreht sich amüsiert in unsere Richtung. Mit, vor Zorn zusammen gekniffenen Augen, dreht sie sich zu mir um und funkelt mich böse an. "Halt die Klappe Malfoy! Kapiert?!" Nun ist es an mir zu lachen. Doch sie geht nicht weiter auf mich ein. Ihren Sitznachbar konnte sie jedoch nicht so leicht ignorieren.

Hermines Sicht

Was will dieser Idiot von mir? Kann er mich nicht einmal in Ruhe lassen?! So viel zum Thema 'Wir verhalten uns jetzt mal wie zwei Erwachsene'. Dummes Frettchen! Etwas verkrampft sich in mir, doch ich beachte es nicht. Schnell ziehe ich meinen Adlerfederkiel und ein Blatt Pergament aus meiner Schultasche. Ich hänge gebannt an Prof. Binns' Lippen und verfolge jedes Wort. Mit geübter Hand bringe ich alles, was er sagt, wortwörtlich zu Papier. Plötzlich merke ich, wie mir meine Feder aus der Hand gezogen wird und entsetzt starre ich Zabini an. Auch er kann es einfach nicht lassen. Zu meinem größten Bedauern muss ich mir eingestehen, dass er genauso schlimm ist wie dieser Blondie hinter mir. 

"Sag mal Grangerlein, kann es sein, dass du auf Draco stehst?", raunt er in mein Ohr und grinst mich schelmisch von der Seite her an. Ich spüre sofort, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Verdammt, doch nicht jetzt! Wie peinlich ist das denn bitte?! Entsetzt wende ich mich nun meinem Banknachbarn zu. Ich bin so schon wütend, weil ich nun nicht mehr dem Unterricht folgen kann und das bedeutet, dass ich sicherlich am Ende des Schuljahres durch die Prüfung rasseln werde. Dazu kommt, das Zabini soeben einen wunden Punkt getroffen hat und das zu meinem größten Bedauern auch noch ganz genau weiß. 

"Spinnst du?!", zische ich ihn an. "Wie kommst du darauf, dass ich für den da-", ich rucke mit dem Kopf in Malfoys Richtung, "- etwas empfinden würde?!" Zum Glück schläft fast die halbe Klasse, wie üblich in Binns' Unterricht, und bekommt so unsere hitzige Unterhaltung nicht mit. Blaise grinst jetzt noch breiter und ich werde immer wütender. Gut, zugegeben, Draco hat sich echt verändert. Er ist nicht mehr so klein und schmächtig wie im ersten Schuljahr und seine etwas kürzeren Haare, betonen sein markantes Gesicht mit den eisgrauen Augen. Doch trotzdem könnte ich mich niemals in einen Typen verlieben, der mich in der Vergangenheit so verletzt hat und wir sprechen hier immerhin von Malfoy! Ich ignoriere das erneut auftretende Ziehen in meiner Magengegend, beschließe, nicht weiter auf diese kleine Slytherinbande um mich herum einzugehen und schnappe mir gewitzt meinen Federkiel aus Zabinis Hand. Dieses Jahr ist das letzte Schuljahr, da kommt es auf alles an. Ich kann mich doch nicht von solch kleinen Belanglosigkeiten vom Unterricht ablenken lassen. Nein nicht ich, Hermine Granger, die Beste in ihrem Jahrgang, füge ich in meinen Gedanken stolz hinzu und konzentriere mich wieder auf Geschichte der Zauberei.

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Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt