Innerer Kampf

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Unbekannt

Schritt für Schritt taste ich mich, eng an die Wand gedrückt, vorwärts. Die Angst entdeckt zu werden, ist, trotz meiner Routine, immer noch beträchtlich groß. Erst vor Kurzem ist einer kleinen Hufflepuff, beim Frühstück, ein Brötchen runtergefallen und als ich gerade noch ausweichen konnte, ist mein Umhang verrutscht und sie hatte freie Sicht auf mein Schuhwerk. Ein kleiner Verwechslungszauber hat die Sache zwar sofort wieder ins Lot gebracht, aber dennoch umgehe ich solche Lappalien zukünftig lieber. 

Ich habe nicht das Bedürfnis, meine Monate lang, hart erkämpften Ziele, mit so einem kleinen Missgeschick zunichte zumachen. Apropos Ziele, meine Pläne laufen immer besser und mittlerweile ist mir der Sieg zu hundert Prozent sicher. 

Natürlich habe ich nie daran gezweifelt, das ist einfach nicht meine Art, aber in den Ferien gab es einen weiteren Zwischenfall, der das Kartenhaus eindeutig zum Wanken brachte. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir, ich könnte dem werten Malfoy mal wieder einen kleinen Besuch abstatten, um meine gewonnenen Erfolge zu verzeichnen. 

Gerade, als ich in einen Gang einbog, gab der bronzene Wasserspeier die Öffnung zum Schulleiterbüro frei und der Blonde kam heraus. Er lief einige Zeit vor mir, bis ich ihn schließlich einholte und ihn in eine leere Besenkammer zog. Erst dann merkte ich, dass ich nicht diesen verdammten Schönling, sondern irgendeinen dahergelaufenen Burschen verschleppt habe. Auf dem Weg ist er ohnmächtig geworden und daher gab es keinen Grund zur Eile. Merkwürdigerweise kam mir der Junge erschreckend bekannt vor und vor allem von hinten sah er dieser Schlange verdächtig ähnlich. Nur sein Haar war etwas dunkler und an der Höhe mangelte es auch ziemlich. 

Doch auf meiner Verfolgungsjagd habe ich keinen Wert auf solche Details gelegt, weshalb es zu eben dieser Verwechslung gekommen ist. Ich kam zu dem Entschluss, dass ich den Burschen wohl oder übel laufen lassen musste und das tat ich schließlich auch, nachdem ich ihn mit einem Vergessenszauber belegt habe. 

Sicherheitshalber trug ich ihn zurück, an den Ort, an dem ich ihn abgefangen habe und setzte ihn aufrecht an die Wand. Ein stummes 'Rennervate' später, kam der Kleine wieder zu sich und verschwand verwirrt in Richtung des Ravenclawturms. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht geahnt, dass sich ab nun alles ändern würde.

Die plötzliche Ruhe in der großen Halle reißt mich aus meinen Gedanken und ich folge den Blicken der Schüler, die gebannt auf eine dunkelgraue Eule gerichtet sind. Zu meinem Erstaunen landet sie direkt vor der, wild gelockten, Gryffindor, die kurze Zeit später, vor Schmerz schreiend, aus der Halle läuft. Dabei muss ich mich noch enger an die Wand drücken, da sie mich sonst rigoros umgerannt hätte, und meinen Tarnumhang fest an mich raffen, um ihn vor dem Luftzug zu schützen. Von hier aus kann ich eine gelblich-grüne Flüssigkeit, auf dem Tischtuch, erkennen, die mir stark bekannt vorkommt.

Hermines Sicht

Tränen verschleiern mir die Sicht und ich sehe kaum noch, wo ich überhaupt hin renne. Die, trotz der Jahreszeit, zwar kühlen, aber dennoch recht kräftigen, Sonnenstrahlen, die als erschwerte Bedingung hinzukommen, rauben mir fast noch das letzte bisschen Sehkraft. 

Warum scheint heute überhaupt die Sonne? Müsste es nicht eigentlich blitzen, donnern, und winden, so, dass selbst die peitschende Weide nicht mehr weiß, wo oben und unten ist? Warum kann das Wetter nicht einmal meine Gemütsverfassung widerspiegeln?! 

Der Schmerz in meinen Händen ist nun schon fast unerträglich und so stolpere ich halb blind durch die Korridore und Flure bis ich endlich die rettenden Flügeltüren zum Krankensaal vor mir sehe. Mit letzter Kraft drücke ich, mithilfe meines Ellbogens, die Klinke herunter und versuche die Tür hinter mir, auf die gleiche Weise auch wieder zu schließen. Das erweist sich jedoch als noch schwieriger, weshalb ich erst nach Mme Pomfrey rufen muss, die daraufhin schnell auf mich zu gewuselt kommt und mir diese Arbeit abnimmt. Dann besieht sie sich mit sorgenvoller Miene meine wulstigen Finger. 

"Ach großer Gott, armes Mädchen! Wer hat Ihnen das angetan? Wieder diese Kimmkorn?!" Ihre Stimme trieft vor Verachtung. "Ich meine, reicht einmal denn nicht aus und nun mussten Sie schon zwei mal Bekanntschaft mit diesem grässlichen Zeug machen. Dieses Mal kriegen wir sie dran, das versichere ich Ihnen! Kommen Sie, Mädchen. Setzen Sie sich erst einmal dort drüben auf das Bett, ich komme sofort zu Ihnen!" 

Schluchzend befolge ich die Anweisungen der Medihexe und kuschele mich, so gut es eben, ohne etwas mit meinen Händen zu berühren, geht, in die klinisch weiße Bettdecke. Keine Minute später, steht die zierliche Frau wieder neben mir, diesmal jedoch mit einer kleinen Nasenklammer. 

Dementsprechend nasal klingt ihre Stimme, als sie sagt: "Tut mir leid, aber dieser Geruch ist leicht ätzend und das schützt meine Schleimhäute, aber sie wissen ja eigentlich schon Bescheid." 

Dabei wirft sie mir einen bedauernden Blick zu und träufelt etwas, süßlich riechendes auf meine Hände, die anschließend, selbstständig von einer Reihe Mullbinden umwickelt werden. Anschließend bekomme ich noch ein Nasenspray verabreicht, dass meine, leicht gereizte, Nase heilt. 

Sie hat Recht, der Eiter verströmt einen solch penetranten Geruch nach Benzin, dass es regelrecht brennt. Eigentlich sollte jetzt die Besserung eintreten, schließlich wusste Mme Pomfrey schon in jeder, noch so verzwickten, Situation, was zu tun ist. Doch diese bleibt, nicht wie erhofft, aus. Stirnrunzelnd nimmt die ältere Dame mein Kinn in ihre Hand und dreht es, sodass mein Gesicht vom Sonnenlicht angestrahlt wird. Daraufhin weiten sich ihre Pupillen und auch mir brechen nun kleine Schweißperlen, auf der Stirn, aus. 

"Miss Granger, ist Ihnen irgendetwas merkwürdiges aufgefallen, als sie den Brief aufgemacht haben?" Meine Stimme klingt fast um eine Oktave höher als sonst und noch dazu äußerst schrill, als ich zu sprechen ansetze. 

"Abgesehen von der Tatsache, dass mir jemand einen Umschlag voller Bubotubler-Eiter geschickt hat, meinen Sie?! Warum? Was ist mit meinem Gesicht?!" Fahrig betaste ich Besagtes, was, zugegeben, nicht gerade einfach ist unter den ganzen Verbänden. 

"Nun Ms Granger, Ihr Puls rast geradezu, Ihre Temperatur ist stark erhöht, Sie glühen ja regelrecht, und Ihre Augen schimmern auch ziemlich fiebrig. Ich fürchte, der Bubotubler war verunreinigt und Sie haben sich eine Sepsis eingefangen. Ihre Entzündungswerte sind stark erhöht, was an sich schon für eine Blutvergiftung spricht. Es tut mir furchtbar leid, aber so kann ich Sie nicht gehen lassen. Sie werden einige Tage hier bleiben müssen. Ich werde Ihnen gleich etwas gegen das Fieber bringen. Bitte legen Sie sich hin!" 

Entsetzt und sprachlos von dem, was gerade zu mir durchsickert, sinkt mein Körper langsam, und anscheinend ohne mein Zutun, zurück in die Federkissen. Dort angekommen spüre ich zum ersten Mal das dumpfe Pochen meines Schädels, das selbst die weichen Polster nicht dämpfen können. 

Kaum habe ich die Tränke, die mir die mütterliche Heilerin, fast schon mit Gewalt, eingeflößt hat, geschluckt, überkommt mich ein Müdigkeitsgefühl und meine Lider fühlen sich auf einmal tonnenschwer an. Nur widerwillig gebe ich dem Drang nach, meine Augen zu schließen und verliere so den Kampf gegen die Müdigkeit.

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So meine Lieben, es tut mir leid, dass lange nichts mehr von meiner Seite kam, aber es war mal wieder etwas stressig in der Schule und da habe ich es leider nicht eher geschafft. Trotzdem wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen!

Habt ihr vielleicht auch eine Ahnung, wer der ominöse Unbekannte sein könnte?

Eure Chiara :)

Wie Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt