Hermines Sicht
'Ich brauche einen Ort, an dem ich ungestört bin. Ich brauche einen Ort, an dem ich ungestört bin. Ich brauche einen Ort, an dem ich ungestört bin.'
Dreimal laufe ich vor dem Wandstück, gegenüber des Gemäldes von Barnabas dem Bekloppten, vorbei. Meine Augen sind dabei fest verschlossen und ich versuche mich angestrengt zu konzentrieren. Das stellt sich jedoch nicht gerade als einfach heraus, da von dem Bild immer wieder merkwürdige Geräusche ausgehen. Welcher Idiot versucht denn aber bitte auch Trollen Ballett beizubringen?!
'Konzentriere dich, Hermine!' Als ich das letzte Mal die Wand passiert habe, schaue ich mich um und erblicke eine kleine hölzerne Tür. Langsam drücke ich die Klinke herunter und trete ein. Mir bietet sich eine wundervolle Szenerie. Überall liegen große, bunte Kissen, teilweise stehen vereinzelte, und dazu noch umso verschiedenere, Sessel herum und vor einem kleinen Kaminfeuer befindet sich eine zerknautschte Couch, die den anderen gemütlichen Sitzmöglichkeiten in nichts nachsteht. Alles in allem wirkt der Raum sehr rustikal.
Etwas stutzen muss ich jedoch, da ich nirgendswo auch nur die Spur eines Buches finde. Wahrscheinlich wusste der Raum einfach, dass ich zu aufgewühlt bin, um zu lesen. Seit Tagen wandele ich wie ein Schluck Wasser durch die Schule. Der Vorfall mit Malfoy hat mich stark mitgenommen und deshalb fragen mich meine Freunde ständig, was los ist, aber ich kann es ihnen einfach nicht sagen.
Selbst Ginny gegenüber habe ich mich komplett verschlossen. Allerdings bringt das nichts. Sogar Neville ist aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmt und das will etwas heißen.
Wie es Draco wohl geht?
"Weißt du, ich war gestern bei ihm." Wie eine Eisskulptur erstarre ich an Ort und Stelle. Die Worte gehen mir durch Mark und Bein und ich bin unfähig, mich auch nur einen Schritt gen Tür zu bewegen. Woher hätte ich denn auch wissen sollen, dass jemand genau die gleiche Idee hatte, wie ich. Schließlich kommt es äußerst selten vor, dass mehrere Leute unbeabsichtigt und dann auch noch zur selben Zeit im Raum der Wünsche sind, beziehungsweise, dessen identische Form beanspruchen. Jetzt erkenne ich auch, aus welcher Richtung die Stimme kam. Unverkennbar, vom Sofa. Zuvor habe ich, durch die hohe Lehne, niemanden sehen können, wieso auch, ich bin ja immerhin davon ausgegangen, dass der Raum leer ist. In der Zwischenzeit haben sich die zwei Personen jedoch aufgerichtet und nun habe ich die perfekte Sicht, auf deren Hinterköpfe.
Endlich löse ich mich aus meiner Schockstarre und wähle, statt des Ausgangs, einen nahen Sessel, als Versteck, um dem Gespräch zu lauschen. Ich weiß, das ist normalerweise so gar nicht meine Art, aber wenn sich einmal diese Situation ergibt, muss ich sie auch ausnutzen und etwas neugierig bin ich jetzt schon. Nun ergreift die zweite Frau das Wort.
"Und, wie geht es ihm?" Von wem reden die bloß? "Blendend, er war richtig froh, mich zu sehen. Und weißt du was? Du wirst es nicht glauben, aber sein dunkles Mal ist verschwunden, einfach weg! Kannst du dir das vorstellen?" Moment, nein, die werden doch nicht etwa von- nein, das ist nicht möglich! Oder doch? "Was?! Bist du dir ganz sicher? Ich meine, das ist zu tiefst schwarze Magie, die kann man doch nicht einfach mal eben so weg hexen, oder?" "Das habe ich auch gedacht, Daphne, aber ich irre mich nicht. Ich weiß ja schließlich, was ich gesehen habe, oder besser, was ich nicht gesehen habe."
Daphne? Oh nein, das darf nicht wahr sein! Da suche ich einmal einen Ort wo ich ungestört bin, was versteht der Raum daran eigentlich nicht, und dann habe ich auch noch das Pech, dass ich nicht die Einzige bin, die diese Idee hatte. Ja und weil das anscheinend immer noch nicht reicht, sind diese zwei Personen ausgerechnet Astoria und Daphne Greengrass. Ich könnte fluchen! Doch in meiner jetzigen Lage wäre das wohl eher kontraproduktiv.
Wieder setzt diese Draco-Diebin an, zu sprechen. "Ich habe dir doch erzählt, dass es in letzter Zeit nicht so gut läuft, also ich meine, du weißt schon, er hat mich gar nicht mehr richtig beachtet, geschweige denn, mich in seine Nähe gelassen." Verdient! 'Hermine, reiß dich zusammen, du benimmst dich ja schon beinahe wie eine Furie!' "Nun ja, davon war gestern nichts zu spüren! Er war so lieb und ich glaube, er hat sich aufrichtig gefreut, mich zu sehen. Kaum bin ich reingekommen, ich muss zugeben, etwas zu stürmisch vielleicht, hat er mich zu sich gezogen und mich geküsst. Ich habe ihn einfach machen lassen. Du hättest fühlen müssen, wie mein Herz gepocht hat! Selbst jetzt fühle ich mich, als würde ich auf Wolke sieben schweben!"
Ein Rascheln ertönt und ich spähe vorsichtig hinter meinem Sessel hervor. Es sieht so aus, als würde die blonde Greengrass ihre Schwester umarmen. Als sich die beiden wieder voneinander lösen, ziehe ich schnell meinen Kopf zurück um nicht allzu leicht zu riskieren, aufzufliegen. Nun ist es mein Herz, das aufgeregt klopft und beinahe verpasse ich, was als nächstes gesagt wird.
"Oh Tori, ich freue mich so für dich! Du hast es wirklich verdient, glücklich zu sein. Da fällt mir ein, wir könnten vor dem Abendessen noch schnell in die Eulerei hochgehen und deinen Brief an Draco abschicken." Daraufhin höre ich die Sprungfedern des Sofas ächzen und zwei, etwa gleich große, Frauen, eine mit blondem und eine mit braunem Haar, treten in mein Sichtfeld.
Darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden, schmiege ich mich noch dichter an den Sessel, als würde ich mit ihm eins werden wollen. Die Schwestern verlassen den Raum der Wünsche und ich atme stoßweise, die angestaute Luft, aus. Ein paar Tränen verlassen meine Augenwinkel und es dauert nicht lange, bis mein Gesicht vor Nässe glänzt.
Ich dachte, er hätte auch etwas bei unserem Kuss gefühlt! Wie konnte ich nur so naiv sein?! Argh! Es war ja klar, dass dieser Idiot nur mit mir spielt. Wahrscheinlich lacht er sich gerade ins Fäustchen, bei dem Gedanken, wie leicht ich mich doch auf ihn eingelassen habe. Dieses bescheuerte, ekelerregende, hübsche- nein, dieses miese Frettchen! Eins ist sicher, ich werde mich nie wieder auf diesen Mistkerl einlassen! Soll der doch seine Zimtziege Astoria, Miss-ich-bin-die-Allerschönste-Greengrass heiraten! Pah!
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Ahhhh, ich bin gerade soooo sprachlos! Ich kann es einfach nicht glauben! Danke, danke, danke für 1K Reads!!! Damit hätte ich nie im Leben gerechnet! Ich bin so stolz und ihr könnt gar nicht glauben, wie sehr ich mich freue! :D <3
Herzlichste Grüße, eure Chiara <3 ;)
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Wie Licht und Schatten
FanfictieZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...