Dracos Sicht
Ein Leuten zieht mich aus meinem Dämmerzustand. Wie kann man ein interessantes Fach nur so langweilig gestalten, dass fast die ganze Klasse einschläft? Das bringt wirklich nur einer zustande, Prof. Binns, der einzige Lehrer in Hogwarts, der ein Geist ist. Jetzt, wo der Unterricht vorbei ist, Gott sie Dank, schlendere ich Hand in Hand mit Astoria aus dem Klassenzimmer. Auf dem Gang bleibe ich stehen. Meine Freundin sieht mich verwirrt an, doch, ohne ihr die Chance zu geben, etwas zu sagen, ziehe ich sie ganz nah an mich heran und verwickele sie in einen leidenschaftlichen Kuss. "Nehmt euch ein Zimmer!", höre ich Blaise neben mir sagen. Das, was dann geschieht, kann ich zunächst erst gar nicht einordnen, so schnell passiert es. Nachdem ich mich von Tori löse und Blaise nur teuflisch angrinse, rempelt plötzlich eine gewisse Gryffindor meine Schulter und stürmt davon. Was will sie bloß von mir? Meine beiden Freunde sehen mich verwirrt an und schließlich beschließen wir, diesem kleinen Vorfall einfach keine Beachtung zu schenken. So gehen wir mit knurrenden Mägen zum Mittagessen.
In der großen Halle werfe ich einen kurzen Blick zum Gryffindortisch hinüber. Doch die Granger kann ich nirgendswo ausfindig machen. Nicht einmal bei Potty, Wieselkönig und der Weaslette. Aber, was interessiert mich das auch? Ich bin verwirrt, von mir selbst und wie ich mich verändere. Klar, ich habe wirklich nie zu den Todessern gehören wollen und immer wenn ich an die Zeit denke, in der Voldemort noch lebte und seine Macht missbrauchte, verkrampft sich alles in mir, aber dass ich mir nun über Muggelstämmige Gedanken machen würde, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich beginne zu essen, aber der Hunger ist mir eigentlich reichlich vergangen. Auch Astoria und Blaise sind bald fertig und so machen wir uns auf den Weg zum Nachmittagsunterricht.
Kräuterkunde steht auf dem Plan, zusammen mit den Hufflepuffs. Innerlich verdrehe ich die Augen. In diesem Haus sind doch wirklich nur Flaschen. Der einzig Vernünftige, den dieses Haus mal hervorgebracht hat, ist nun tot. Cedric Diggory, er war sogar Hogwarts-Champion und kurz davor, das trimagische Turnier zu gewinnen. Doch der Dunkle Lord hat ihm einen Strich durch die Rechnung gezogen. Ich schlucke. Wie viele unnötige Opfer hatte diese dunkle Zeit gekostet? So viele, dass man sie nicht einmal mehr zählen kann.
"Drake, alles in Ordnung? Du siehst ganz schön fertig aus!" "Nein Blaise, mir geht's gerade nicht so prächtig, kannst du das bitte Prof. Sprout ausrichten?", frage ich meinen besten Freund und will schon wieder gehen, als mich Tori am Arm zurückhält. "Ist es wieder du weißt schon was?" Sie kennt mich eben einfach zu gut. Seitdem wir im Sommer fast pausenlos zusammen waren, gibt es kaum noch etwas, was wir nicht voneinander wissen. Dazu gehören auch die kleinen innerlichen Kriege in meinem Kopf. Es gibt Momente in meinem Leben, an denen alles Dunkle auf mich einströmt und versucht, mich von innen zu zerstören. Ich versuche immer wieder, diese Gedanken an die Vergangenheit zu verdrängen, aber nichts hilft. In diesen Situationen bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zurückzuziehen. Wie oft hat meine Freundin mich schon so gesehen, doch sie spricht es nie an, sondern akzeptiert es einfach. Das ist einer der Gründe, warum ich sie so sehr liebe. Auch jetzt nickt die Dunkelhaarige nur und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. Noch einmal verstärkt sie kurz den Druck auf meinem Arm, bevor sie mich gehen lässt. Ich versuche ihr Lächeln zu erwidern, aber es erreicht meine kalten, ausdruckslosen Augen nicht. Ich renne, achte nicht, wohin, sondern renne einfach nur so schnell ich kann. Ich muss jetzt unbedingt allein sein.
Als ich vor einem Waschbecken zum Stehen komme, blicke ich mich um. Wie von selbst haben mich meine Füße hier her getragen, in eine Toilette im ersten Stock, genauer gesagt, in das Klo der maulenden Myrte. Sie ist weit und breit nicht zu sehen, aber das ist mir jetzt auch egal, eigentlich kann es mir nur recht sein. Ich stütze mich am Waschbeckenrand ab und beginne zu schluchzen. Meinen Tränen freien Lauf lassend, fängt mein Körper haltlos an, zu zittern. Ich verfalle in Panik, ziehe an meinem Hemdskragen und japse nach Luft. Als ich mich ein klein wenig beruhige, sehe ich auf, in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Es kommt mir vor wie ein Déjà-vu, nur dass ich diesmal meine Ruhe habe. Jetzt kommt kein Potter um die Ecke, aber selbst wenn hätte ich nicht die Kraft dazu gehabt, mich, wie beim letzten Mal, mit ihm zu duellieren. Bilder bedrängen mich wieder, nehmen meinen ganzen Kopf ein und plötzlich wird alles um mich herum schwarz.
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Wie Licht und Schatten
FanfictionZwischen Leben und Tod zu schweben kann einem ganz schön an die Substanz gehen. Wie ist es wohl, ein Teilzeitgeist zu sein? Ob die Magie da noch etwas bewirken kann? Der kleine Sam reist mithilfe eines Zeitumkehrers in die Vergangenheit, um sein Le...