Kapitel 3

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"Menno, ich bin auch schon groß und will tanzen. " Delphine stampfte mit ihrem Fuss auf "Außerdem bin ich viel hübscher als die drei." Meine kleine Schwester zeigte schmollend mit ihrem spitzen Finger auf Maja, Tessa und mich. "Nix da. Für dich kleines Fräulein ist jetzt Feierabend und geht es ins Bett. Oma und Opa nehmen dich und Daniel mit " Meine Mom stand neben uns zusammen mit Franzi, die Stella und Luna nur ein Handzeichen gab und die sich sofort trollten. "Ich will aber nicht mit dem kleinen Stinker nach Hause. Ich will noch mit euch feiern. Leo darf ja auch noch bleiben." Das war wieder typisch für meine Schwester. Ständig meckerte sie gegen den kleinen süßen Zwerg und verstand überhaupt nicht, dass zwischen uns sieben Jahre Altersunterschied lagen. Sie wollte unbedingt auch alles dürfen, was ich durfte.  "Pass mal auf, du kleine Kröte. Das ist hier unser Geburtstag und da haben solche Babys wie du um diese Zeit nichts mehr zu suchen." Tessa war meiner Mutter zuvor gekommen. Delphine schnappte wie ein kleiner Goldfisch empört nach Luft, ehe die ersten Krokodilstränen rollten und sie herzzerreißend schluchzte."Was ist denn los, meine kleine Prinzessin." Natürlich war mein Papili sofort zur Stelle. Manchmal fragte ich mich, ob er ein Krokodilstränenradar hatte. "Die hat mich kleine Kröte und Baby genannt.", schniefte sie an seine Brust gekuschelt und zeigte dabei auf Tessa, die nur ihren rotblonden Schopf schüttelte. Mein Vater schaute sie empört an "Was ist bloß in deiner Erziehung schief gegangen, dass du so mit kleineren Kindern umgehst."
"Pass mal auf, mit der Erziehung meiner Töchter stimmt schon alles.", mischte sich sofort Franzi ein "Das sind wenigstens nicht solche verzogenen Bälger." Sofort schnaufte mein Papili auf "Meine Kinder sind nicht verzogen." Franzi fing an zu lachen und selbst meine Mama schüttelte den Kopf  "Alle nicht, aber diese eine Prinzessin schon. Glücklicherweise hat Jasi bei Leo früh genug dagegen gesteuert und Dani ist sowieso noch zu klein dafür."
"Wenn das so ist, dann sollten wir jetzt wohl lieber alle gehen." Man, war mein Papili heute angepisst. Toll, irgendwie hatte ich mich schon so auf den Abend gefreut. Schließlich sollte heute das erste Mal richtig Party sein, weil es ja mein 14. Geburtstag war. Meine Mama und Franzi hatten sogar einen DJ engagiert und wir hatten jede Menge Leute vom Fussball einladen dürfen.
"Sag mal spinnst du? Du kannst doch jetzt nicht einfach Leo ihren Geburtstag versauen, nur weil deine kleine Prinzessin wieder Stress macht." Meine Mama funkelte ihn wütend an. "Da sind sowieso viel zu viele Kerle, die viel zu alt für mein Minischnütli sind.", versuchte er sich zu verteidigen. "Du hast doch echt einen Knall, du eifersüchtiger Gockel." Ich hasste es, wenn meine Eltern sich wegen mir zofften "Ist ja okay, ich bin sowieso müde.", versuchte ich also den Zoff schweren Herzens zu beenden. "Da hörst du es. Sie will gar nicht" Man konnte meinem Vater die Erleichterung anhören. "Mensch Bürki, mach' mal deine Augen auf. Natürlich will die Kleine feiern. Die traut sich nur nicht, weil du hier so am Rad drehst." Marco boxte meinem Vater gegen die Schulter.
"Genau." Wo kam denn jetzt Oma Karin her? "Du solltest dich was schämen.", meckerte sie ihren Sohn an. "Wir nehmen jetzt Daniel und Finchen mit nach Hause und du reißt dich zusammen und sorgst dafür, dass unsere Leo noch einen unvergesslichen Abend hat." Sie zog ihre Augenbrauen hoch "Und damit meine ich im positiven Sinne und nicht im negativen. Sieh du lieber zu, dass du mal wieder einen harmonischen und entspannten Abend mit deiner Frau verbringst." Oma war es also auch aufgefallen, dass Papili und Mama sich ständig zofften. Sie zwinkerte mir zu "Und du genieß deine Party und habe Spaß. Morgen erzählst du mir dann alles beim Frühstück." Ich nickte sofort begeistert, als sich auch schon Maja und Tessa jeweils auf einer Seite bei mir unterhakten und mich wegzogen. "Komm, lasse uns mal Saschi suchen, der darf ja auch bleiben, obwohl er erst dreizehn ist." Wir liefen also durch den Saal und schauten noch kurz zu, wie der DJ gerade alles aufbaute. "Na Mädels, habt ihr besondere Musikwünsche?" Ich schüttelte den Kopf "Alles so was in den Charts ist." Was anderes fiel mir gerade nicht ein. "Doch wir haben einen", grinste Maja und zwinkerte ihrer Schwester zu "Ja, wir möchten Heja BVB und den Einlaufopus hören.", kam es sofort von Tessa.
"Dann möchte ich Black and Yellow.", fiel es mir dann doch noch ein. Das war Papas alte Einlaufmusik, die immer gespielt wurde, wenn er zum Warmmachen auf den Platz kam. Bestimmt würde ihn das freuen und er hätte dann garantiert wieder bessere Laune.
"Wird gemacht, die Ladys.", grinste uns der DJ an und wandte sich wieder seinem Equipment zu.
"Sag mal' wie hälst du das eigentlich nur mit dieser kleinen Zimtzicke aus?" Tessa schaute mich mitleidig an. Manchmal fragte ich mich auch, was ich verbrochen hatte, so eine Schwester zu haben. Ich zuckte mit den Schultern. Kurz nach Delphines Geburt hatte Papili ja seine Karriere beendet und beschlossen sich um uns Kinder zu kümmern, damit Mama wieder mehr Zeit für ihre Agentur hatte. Das war erst auch richtig toll, denn er hatte ganz viel Zeit für mich gehabt, aber als meine Schwester dann anfing zu laufen, hatte Papili die ganze Zeit damit zu tun auf sie aufzupassen, damit ihr auch auf keinen Fall etwas passierte. Boah, war der damals ausgerastet als ich sie versehentlich mit einem Ball im Garten angeschossen hatte und sie sofort losgekreischt hatte. Dabei war das gar nicht doll gewesen. Spätestens seit diesem Zeitpunkt hatte Delphine gelernt, dass sie mit Tränen alles erreichen konnte. Und diese Macht setzte sie jedes Mal bei ihm ein. Egal, ob sie etwas haben wollte oder etwas machen oder nicht machen wollte. Und wenn meine Mama nicht in der Nähe war, funktionierte das immer. Aber ehrlich gesagt war mir das ziemlich egal, denn wenn es um Fussball ging, hatte ich immer die Aufmerksamkeit meines Papili für mich ganz alleine. Und das war für mich das wichtigste.
"Schaut mal, da ist ja Saschi." Tessa zeigte zu einem Tisch, an dem unser Kumpel zusammen mit den Brüdern meiner Freundinnen saß und quatschte. Mein Cousin schaute mich mit seinen Teddyaugen an und grinste.
"Hallo, du heiße Braut.", ertönte eine tiefere Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und wurde auch schon fest in zwei Arme gezogen. "Wir haben uns schon viel zu lange nicht gesehen. Aber ich wohne jetzt wieder in Dortmund und das wird sich jetzt mit Sicherheit ändern. Also reserviere mir nachher ein paar Tänze." Ich war gerade völlig überfordert. Wer war der Typ? Dem Aussehen nach zu urteilen, war er bestimmt schon mindestens siebzehn, wenn nicht sogar älter.  "Ach Leo, du hast deiner Namensvetterin schon zum Geburtstag gratuliert. Das ist ja prima. Dann kannst du den anderen beiden Mädels ja auch gleich gratulieren." Hinter uns war Roman Weidenfeller aufgetaucht. Ach du liebe Donauwelle. Dann war das ja eben Leonard Weidenfeller, der mich überfallen hatte wie eine Naturgewalt. "Hättest du den erkannt?", zischelte ich Maja neben mir zu, die sofort den Kopf schüttelte "Nicht im Traum." Also mit Traum hatte diese Begegnung für mich bis jetzt wenig zu tun, eher mit Alptraum.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt