Kapitel 25

427 56 23
                                    


"Der Film war echt cool.", hörte ich den Mann vor uns, als wir aus dem Kino liefen. Hauptsache mich fragte niemand nach dem Inhalt. Denn ehrlich gesagt hatte ich nachdem Max seinen Arm um meine Schulter gelegt hatte nicht mehr allzuviel mitbekommen. Ich hatte mich an ihn gekuschelt. Das war so schön gewesen. Erst hatte ich ja Angst, dass es ihn störte, wenn ich meinen Kopf an seine Schulter legte. Man, war ich aufgeregt gewesen. Aber scheinbar hatte es ihn überhaupt nicht gestört. Max stupste mich an und deutete mit seinem Kopf in eine Richtung. Ach nö, nicht schon wieder der blöde Weidenfeller. Er stand da gerade mit einer prallen Blondine. Gerade als ich weggucken wollte, holte sie aus und scheuerte ihm eine. "Ups.", rutschte es mir raus und auch Max fing an zu grinsen. Allerdings verging uns das ziemlich rasch, als der Vollpfosten vor uns stand. "Na Süße, da hast du aber Glück, dass du mich gerade triffst. Schönen Abend dir noch, Reus." Was meinte er denn damit ? Hatte der einen Knall ? Als ich spürte, wie er nach meiner Hand griff, zog ich sie blitzschnell weg. Glücklicherweise war Reaktionsschnelligkeit nicht mein Problem. Max seins scheinbar auch nicht. Denn er legte schnell seinen Arm um meine Schulter. "Hör auf meine Freundin Süße zu nennen, sonst haben wir gleich ein fettes Problem." So bestimmt hatte ich ja Max noch nie erlebt. Hatte...hatte er eben meine Freundin gesagt? "Wird unser kleiner Reitersmann aufmüpfig." Boah wie konnte jemand so hämisch grinsen? "Ehe ich mit dir etwas machen würde, würde ich mich ja eher mit der gemeinen grünen Stinkwanze abgeben.", rutschte es mir heraus. Max fing an zu lachen "Ja, die Geruchskulisse wäre auf alle Fälle die gleiche. Dir noch einen schönen einsamen Abend, Weidenfeller." Der machte vielleicht ein saublödes Gesicht, als wir einfach an ihm vorbeiliefen. "Der Typ ist echt unglaublich.", schüttelte Max seinen Kopf als wir auf die Straße hinaustraten. Es war zwar schon dunkel, aber die Uhr sagte, dass es erst 19 Uhr war. Eigentlich wollte ich noch nicht nach Hause. Viel lieber wollte ich noch zusammen mit Max Zeit verbringen. Leider hatte er ja seinen Arm schon von meiner Schulter genommen. Bestimmt hatte er das mit der Freundin auch nur gesagt, weil er mich vor diesem Arsch von Leo beschützen wollte. Aber vielleicht mochte er mich ja auch ein bisschen mehr. Quatsch, versuchte ich mir das auszureden. Sonst hätte er doch seinen Arm um meine Schulter gelassen oder würde jetzt meine Hand nehmen. "Magst du noch irgendetwas machen? Ist ja noch nicht so spät" Hatte er das gerade wirklich gefragt. Und ob ich wollte "Ja, lasse uns doch noch etwas durch die Fußgängerzone laufen.", schlug ich also schnell vor. Max nickte zustimmend und lief los. Wir schlenderten von einem Schaufenster zum nächsten. So langsam wurde mir ganz schön kalt. Ich hätte vielleicht doch nicht die schöne neue Jacke anziehen sollen, die Mama mir heute gekauft hatte. Sie sah zwar richtig toll zu dem Rock und den Ballerinas aus, aber sie war auch ziemlich dünn. Ich hatte total unterschätzt, dass es im März abends immer noch ziemlich kühl wurde. Neidisch schaute ich zu Max, der warm eingepackt in seinem Daunenparka war. Ja, ich hätte meinen auch anziehen sollen. Andererseits fiel mir sofort Omi Dani ein, die immer sagte, wer schön sein will, muss leiden. Aber kalte Füsse und kalte Hände waren nicht wirklich prickelnd. Andererseits vielleicht erkältete ich mich ja und würde am Montag dann krank im Bett liegen. Das würde ich gerne in Kauf nehmen, um mich um die Chemie Klausur zu drücken. Heute war ich ja null zum Lernen gekommen, aber morgen würde dann Powerlearning anstehen. Ich bezweifelte zwar stark, dass ich jemals dieses dämliche Periodensystem begreifen würde, aber ansonsten blieb mir wirklich nur die Hoffnung auf eine fette Erkältung. Egal, jetzt hoffte ich aber weiter, dass Max nach meiner Hand griff. Ich lief immer dichter an ihn ran und stupste leicht mit meinem Handrücken gegen seinen. Vielleicht half ihm das ja auf die Sprünge. Man konnte ja hoffen. "Boah, hast du kalte Hände." Max blieb abrupt stehen und schaute mich schockiert an. Na super, so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Er sollte meine Hand nehmen und wärmen. Garantiert würde meine andere dann vor lauter Aufregung gleich mit warm, genau wie meine Füße. Wieso kramte der denn jetzt auch noch in seinen Taschen.? Das lief ja mal völlig falsch. "Hier." Der hielt mir doch nicht wirklich ein par Handschuh hin. Nö, das ging gar nicht. Mir fiel wieder Opi ein. Selbst ist die Frau. Also griff ich die Handschuh und stopfte sie wieder in seine Taschen, ehe ich mir seine Hand schnappte und zusammen mit meiner hinterher in die Tasche versenkte. "So ist es viel besser.", grinste ich überzeugt und hoffte, dass er mir meine Unsicherheit nicht anmerkte. Und noch viel mehr hoffte ich , dass er meine Hand nicht gleich wieder aus seiner Jackentasche verbannte. "Stimmt." Ich spürte, wie Max meine Hand fest umschloss. Sofort wurde mir warm. Und das im ganzen Körper und nicht nur in der Hand. Verflucht fühlte sich das schön an. Wir liefen weiter durch die Stadt, als auf einmal die Kirchturmglocke läutete. Mist, es war schon 21 Uhr. "Wir müssen schnell zum Bus." Max nickte. Wenn ich zu spät nach Hause kam, würde Papili mir garantiert Hausarrest geben. Das durfte nicht passieren. Ich wollte mich auf alle Fälle wieder mit Max treffen. Ob er das wohl auch wollte? Ich musste ihn nachher einfach nur fragen. Oder sollte ich vielleicht lieber warten, ob er mich vielleicht fragte. Ehe ich noch weiter überlegen konnte, kam auch schon unser Bus. Die Fahrt verging wie im Fluge. Mist gleich mussten wir aussteigen. Konnte das nicht noch etwas dauern? Ich wäre so gerne noch länger mit Max zusammen. Außerdem mussten wir uns an der Bushaltestelle wieder verabschieden und uns trennen. Nicht, dass Papili uns doch noch zusammen erwischte. Wie sollte ich mich aber von ihm verabschieden. Am liebsten würde ich ihn ja küssen, aber ich war mir nicht sicher wie und wohin. Auf die Wange? Oder auf den Mund? Man, ich hatte so etwas doch noch nie gemacht. Sollte ich vielleicht lieber abwarten, was er machte. Aber wenn ich mit dem Date auch darauf gewartet hätte, wären wir heute nicht im Kino gewesen.  Wir liefen also nebeneinander unsere Straße hinauf. "Tschüss dann.", verabschiedete ich mich als wir auf Höhe des Reus Grundstücks waren.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt