Kapitel 53

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Ich schaute auf die Taschen und Rucksäcke, die sich im Wohnzimmer stapelten. Papili war gerade dabei alles ins Auto zu schaffen. Über meiner Schulter hing auch ein Rucksack. Da waren meine Übernachtungssachen drin verstaut. Man, was freute ich mich schon auf das sturmfreie Wochende mit meinen Freunden. Naja ehrlich gesagt, freute ich mich aber am allermeisten darauf Zeit mit Max zu verbringen, ohne dass wir Angst haben mussten, dass Papili um die Ecke kam und uns erwischte. "So, ich habe jetzt alles im Auto. Der Kofferraum ist voll." Papili wischte sich mit der Hand über die Stirn. Kein Wunder, dass er schwitzte, so wie er hin und her gehechtet war. Und auch kein Wunder, dass der Kofferraum voll war, schließlich hatte er eine halbe Überlebensausrüstung eingepackt. Ein Monat Dschungel wäre damit sicher kein Problem. So viel ich wusste, waren sie aber in so einer Art Campingresort mit Bungalows. "Papa, du hast aber noch gar nicht meinen Koffer im Auto." Delphie kam ins Zimmer getänzelt und zog einen rosaglitzernden Trolley hinter sich her. Wieder wischte sich mein Papili über die Stirn und rannte mit dem Koffer los. "Na, meine Große. Du freust dich bestimmt mal ein bisschen Ruhe zu haben." Mama legte mir den Arm um die Schulter und drückte mir einen Kuss auf die Wange, während wir zusammen zum Auto liefen. Oma Dani hatte vorhin schon Daniel abgeholt. Natürlich hatte Papili sie daran erinnert, dass Opi mindestens dreimal am Tag nach dem Rechten schauen sollte. Ein Glück, dass der eingeweiht war und uns verschonen würde. Wir hatten das nämlich schon abgesprochen, dass er nur vorbei käme, wenn ich ihn anrief, weil ich Hilfe bräuchte. Bei dem Gedanken musste ich grinsen. Ja, auf Opi war Verlass. "Dein Vater gibt wirklich ein Bild für Götter ab.", lachte Mama und missdeutete wohl mein Grinsen. Aber sie hatte Recht. Papili stand in mitten des Gepäckbergs mit knallrotem Gesicht und packte immer wieder etwas in den Kofferraum und nahm es wieder heraus. "Ich glaube, ich sollte mal eingreifen.", grinste Mama "Mensch Brummbärli, hast du denn früher nie Tetris gespielt?" Papili schaute Mama verdutzt an, als sie ein Gepäckstück nach dem anderen in den Kofferraum stapelte. "Aber , mei Sunneschii, das ist doch alles viel zu schwer." Gerade als er eingreifen wollte, war auch schon der letzte Rucksack verschwunden und Mama schloss die Kofferraumklappe. "Hier, mei Minischnütli." Papili wandte sich mir zu und drückte mir drei hundert Euroscheine in die Hand "Damit du dir auch etwas ordentliches zu essen kaufen kannst." Sie wollten doch nur knappe drei Tage wegbleiben und nicht einen ganzen Monat. Ich runzelte die Stirn "So, Brummbärli, jetzt verabschiede dich und dann ab ins Auto." Mama umarmte mich kurz "Pass auf dich auf, meine Große. Hab' dich lieb." "Ich dich auch." Ich drückte meiner Mama einen Kuss auf, ehe ich in Papilis Arme gezogen wurde. "Wenn etwas ist, kannst du jederzeit anrufen. Ich habe mein Handy immer bei mir und auf laut." Ich nickte schnell "Ist dein Handy auch geladen?" Wieder nickte ich. "Du achtest auch darauf, dass der Akku immer voll ist, damit du uns immer erreichen kannst." Und wieder nickte ich. "Mensch Bürki, jetzt schwing deinen Arsch ins Auto, wir wollen los.", krähte Marco, der gerade ins Auto stieg. Tessa und Maja kamen zu mir gelaufen. "Los komm' wir wollen gleich ins Kino." Sofort sprang mein Papili, der das gehört hatte wieder aus dem Auto. Er fummelte an seinem Portemonnaie herum und drückte mir weitere drei hundert Euroscheine in die Hand "Damit du auch den Eintritt bezahlen kannst." Meine Freundinnen schauten mich kopfschüttelnd an, als er wieder ins Auto stieg "Sollst du das ganze Kino kaufen, oder was?" Ja, was das anging, übertrieb Papili wirklich heftig und mir war das immer ziemlich peinlich. Aber er meinte es ja nur gut. Kurz nachdem er den Motor gestartet hatte, fuhr noch einmal die Seitenscheibe herunter "Du rufst mich aber an, immer wenn ihr losgeht und wenn ihr angekommen seid. Oder soll ich Opa Chris anrufen, dass er euch fährt? Genau, das werde ich gleich machen " Ich schüttelte schnell den Kopf "Brauchst du nicht, wir sind ja zu sechst.", rief ihm Maja zu. "Okay, aber du meldest dich jedes Mal sofort." War klar, dass er darauf bestand. Ich nickte also schnell "Papa, hast du Marshmallows eingepackt.", hörte ich auf einmal Delphie krähen "Ich will Marshmallows." Sofort war Papili abgelenkt. Manchmal war so eine nervige kleine Schwester ja doch zu etwas gut. Ich winkte noch kurz dem Auto hinterher, als mich auch schon meine Freundinnen mitzogen "Dein Alter ist ja echt nervig. Unser Paps hat nur gesagt, dass er keinen Bock hat zu renovieren, wenn er wiederkommt.", grinste Maja  "Und wenn wir Scheiße bauen, dann bitte so, dass er es nicht mitbekommt.", lachte auch Tessa. Ja, Marco war da irgendwie entspannter. Sie zogen mich ins Haus und die Treppe hoch zu ihrem Zimmer. "Das wird total cool, wenn du bei uns schläfst, können wir uns noch Gruselgeschichten erzählen." Maja griff meinen Rucksack und wollte ihn gerade auf ihr Bett werfen, als Phil ins Zimmer kam und ihn ihr aus der Hand riss "Nix da, Leo schläft bei Max und nicht bei euch." Und schon lief er mit meinem Rucksack in Max Zimmer und ließ ihn dort auf das Bett plumpsen. "Das ist aber unsere Freundin." Tessa kam empört hinterher gerannt und wollte sich den Rucksack wieder schnappen. "Ja, und Max seine auch.", ging Phil sofort dazwischen. Das war gerade irgendwie peinlich. Ich schaute zu Max, der auf mich zukam. Scheinbar war ihm der ganze Aufriss auch etwas unangenehm. "Fragt doch einfach Leo, wo sie schlafen will?" Danke, Sascha. Wie sollte ich mich denn entscheiden, ohne jemand zu verletzen? Mein Herz fing schnell an zu rasen. Eigentlich würde ich schon gerne mit Max kuscheln, aber als ich meinen Rucksack gepackt hatte, hatte ich nur mein Lieblings Spongebob Schlafshirt eingepackt. Das war doch total peinlich, wenn er mich damit sah. So ein bisschen knutschen vor dem Einschlafen wäre aber auch cool. Ehe ich die Argumente weiter abwägen konnte, verselbstständigte sich auch schon mein Mund "Ich schlafe bei Max." Phil klatschte in die Hände "Wo das jetzt geklärt ist, können wir ja ins Kino." Max lächelte mich an , während meine Freundinnen unzufrieden brummten "Und vorher noch etwas bei Mecces futtern." Sofort grinsten die beiden wieder. "Na, dann. Auf was wartet ihr denn noch." Ja, da waren sie wieder synchron. Max wusste jedenfalls wie er seine Schwestern  besänftigen konnte.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt