Kapitel 92

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Leos Kopf lag auf meiner Brust und sie kuschelte sich ganz fest an mich. Eigentlich sollte ich jetzt auch schlafen, aber irgendwie konnte ich nicht. Alleine schon bei  den Erinnerungen wurde ich wieder ganz kribbelig. Ich hatte wirklich mit Leo geschlafen und es .....es war...keine Ahnung. Eigentlich gab es dafür keine Worte. Am ehesten traf es wohl weltbewegend. Ob es für Leo wohl auch so unglaublich war wie für mich? Irgendwie hatte ich mich nicht getraut zu fragen. Ich war vorhin so aufgeregt gewesen, dass ich fast wieder mit dem Kondom gelost hätte. Meine Finger hatten vor Nervosität so gezittert, dass ich es nicht geschafft hatte es abzurollen. Man, ich hatte schon wieder Angst, dass ich es verkehrtherum war. Als Leo es mir dann abgenommen hatte. Wow. Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht und was dann kam. Wow, wow, wow. "Kannst du auch nicht schlafen?" Leos Kopf hob sich und sie schaute mich lächelnd an. Ich schüttelte meinen Kopf "Nee, dazu bin ich irgendwie noch zu sehr geflasht." Leo fing an zu kichern "Ich auch." Wie, sie war auch geflasht? "Dann hatte es dir auch gefallen?" Ich war mir da nicht wirklich sicher gewesen, ob alles okay war, was ich gemacht hatte. Schließlich wusste ich ja nicht, was ihr gefiel und wie das alles ging. Ich hatte die ganze Zeit totale Angst ihr irgendwie weh zu tun. "Jaaa, es war wunderschön." Ihre Finger strichen ganz sanft über meine Brust, ehe sie sich noch enger an mich kuschelte. Mein Herz polterte in meiner Brust los. Mein Mädchen hatte es auch als wunderschön empfunden. Das war das allerwichtigste. "Und es hat auch überhaupt nicht wehgetan. Es war einfach nur....." "Es hat wirklich nicht wehgetan?", fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach. "Neein.", kicherte sie wieder. Erleichtert atmete ich auf. "Du hast das hier so schön dekoriert." Leo zeigte in den Richtung, wo die Teelichter standen. "Sorry, dass ich dich vorhin so angezickt habe. Ich war nur enttäuscht, dass wir nicht die ganze Zeit zusammen waren. Man war ich dumm, dabei wolltest du es nur ganz besonders machen, damit es unvergesslich ist." Bei dem Wort unvergesslich fiel mir wieder etwas ein und ich sprang auf, um zu meiner Hose zu eilen, die auf dem Boden lag. "Was machst du?" Leo schaute mich verwirrt an. Ich griff in meine Hosentasche und zog ein kleines Geschenktütchen hervor und hielt es ihr entgegen. "Das ist für dich, damit du immer eine schöne Erinnerung daran hast." Sie riss ihre Augen auf und öffnete das Tütchen. "Das ist.....das ist wunderschön." Mit glänzenden Augen hielt mir Leo das Armkettchen an dem ein Herzchen baumelte entgegen "Machst du es mir um?" Nichts tat ich lieber. Als ich dieses Bettelarmband auf dem Hippiemarkt entdeckt hatte, wusste ich genau, dass es perfekt war "Da können wir dann bei jedem neuen wichtigen Erlebnis in unserem Leben einen neuen Anhänger ranmachen." Ich war mir so sicher, dass da noch ganz viele rankamen. Leo drehte ihr Handgelenk hin und her und bewunderte das Armband, ehe sie sich zu mir beugte und mich küsste. Plötzlich unterbrach Leo den Kuss und schaute mich an "Du, sag mal, was wollte dein Paps eigentlich heute vormittag mit den Fahrscheinen? Ich habe schon Phil gefragt, aber der hat nur irgendeinen Blödsinn erzählt und Tessa und Maja wussten auch keine Erklärung." Ich spürte wie mir die Wärme in die Wangen schoss. Sollte ich ihr das jetzt wirklich erklären? Obwohl warum eigentlich nicht. Ich griff also zum Nachttisch, wo noch ein Kondom lag und griff es. Zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt hielt ich es hoch. "Paps nennt die Teile immer Einzelfahrschein." Leo verzog ihr Gesicht und man konnte ihr ansehen, dass sie das so nicht ganz verstand. Naja, das war ja auch schwierig zu verstehen "Naja, ohne ist halt schwarzfahren und mit Pille Monatskarte.", versuchte ich es also kurz und bündig. "Oh."sie zog kurz ihre Nase krauss, ehe sie anfing lauthals zu lachen. "Das ist genial. Dein Paps ist manchmal echt der Hammer" Ihr Lachen war so ansteckend, dass ich auch lachen musste. Ja, manchmal war Paps echt schräg. "Weiß deine Mom das auch?" Ich nickte. "Weißt du, dass ich das echt cool finde, dass deine Eltern da so locker sind. Kannst du dir so etwas bei Papili vorstellen?" Mittlerweile hatte sie aufgehört zu lachen und schaute mich ernst an. Ich schüttelte meinen Kopf. Bei Roman konnte ich mir vieles vorstellen. Zum Beispiel das Einführen eines Keuschheitsgürtels, aber das mit Sicherheit nicht. Ich wollte gar nicht wissen, was er mit mir machen würde, wenn er wüsste, was hier heute passiert war. "Aber deine Mom würde darüber bestimmt auch lachen.", versuchte ich sie wieder aufzumuntern. Mein Mädchen fing an zu lächeln "Normalerweise schon, aber im Moment ist sie total im Streß. Sie hat ja nicht einmal Zeit mit mir zu telefonieren."  Und schon war das Lächeln wieder verschwunden. "Ich hätte ihr so viel zu erzählen und auch so viele Fragen. Obwohl die meisten kann ich ihr ja wegen Papili gar nicht stellen." Ich hatte so eine Ahnung, was das vielleicht für Fragen sein könnten. Und wenn sie Jasi Fragen in diese Richtung stellen würde, würde sie garantiert hellhörig und es wäre nur eine Frage der Zeit bis sie das mit Leo und mir herausbekommen hatte. Und dann war es wiederum nur noch eine Frage der Zeit bis sie Roman damit konfrontierte und alles ein Ende hatte. Wahrscheinlich sogar ein sehr unschönes. Trotzdem war klar, dass Leo jemanden zum Sprechen brauchte. Ich hatte da ja meinen Bruder, um mich auszutauschen und mir Tipps zu holen. Und wenn ich wollte, könnte ich Paps auch jederzeit fragen. Für Leo war es schon viel blöder. Klar sie könnte mit mir über alles reden, aber wenn es um Frauenthemen ging, verstand ich schon, dass sie dafür einen weiblichen Part suchte. Und wenn ich ganz ehrlich war, waren meine Schwestern dafür total ungeeignet. "Du kannst doch mit meiner Mom reden. Die freut sich bestimmt darüber.", schlug ich vor.  Wieder fing Leo an zu grinsen. "Stimmt. Vielleicht sollte ich mal mit Supermom sprechen." Erleichtert darüber für Leo eine Lösung gefunden zu haben, legte ich mich wieder zurück auf mein Kopfkissen. Mein Mädchen kuschelte sich sofort wieder auf meine Brust, während ich meinen Arm um ihre Taille hatte. "Du sag' mal haben wir auch genug Einzelfahrscheine? Oder müssen wir morgen welche kaufen gehen?" Leo grinste mich frech an. "Wir müssen morgen welche holen gehen." Ich überlegte kurz, ob ich ihr von meinem Missgeschick beim Probieren erzählte. Warum eigentlich nicht. Also fing ich an "....naja und dann hat Phil mir seine gegeben.", beendete ich meine Erzählung. "Na dann sollten wir unbedingt neue holen. Und die Arbeitsteilung bei uns ist auch klar. Das Abrollen ist ab jetzt mein Job.", zwinkerte sie mir grinsend zu. Ja, da konnte ich mit leben. Außerdem bedeutete es ja auch, dass es Leo wirklich gefallen hatte, wenn sie es sogar wiederholen wollte. Ich zog sie noch fester in meine Arme und schloss meine Augen. Jetzt war ich doch langsam müde und extrem zufrieden. Das war ja heute auch ein ganz besonderer Tag, den ich niemals in meinem Leben vergessen würde.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt