Kapitel 71

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Also vor so vielen Menschen etwas zu präsentieren war echt schrecklich. Vor Aufregung hatte ich echt Angst gehabt umzukippen. Ich strich über die Medaille in meiner Hand. Die hatten wir nur gewonnen, weil Max so schlau war. Man, war ich stolz auf ihn. "Ich bin ja so stolz auf dich, meine Große. Dein erster Preis." Mama drehte sich in ihrem Sitz zu mir nach hinten um und lächelte mich an. "Aber mei Sunneschii, Leo hat doch schon ein paar Turniere gewonnen.", begehrte Papili auf. "Ach Brummbärli, das ist doch etwas ganz anderes. Beim Fussball, das ist halt Sport. Aber das hier sagt schon etwas über die Intelligenz aus und so ein Projekt hat ja auch viel mit Planung zu tun, wenn man erfolgreich sein will. Und das ist es, was später im Beruf gefragt ist." Mama schaute mich immer noch an und zwinkerte mir zu. "Unser Minischnütli wird sowieso Profi, da braucht sie das nicht." Ja, da hatte Papili recht, zu mindest mit dem ersten Teil. "Das ist aber eine begrenzte Zeit. Und bei Frauen nicht einmal ansatzweise so lukrativ wie bei euch Kerlen. Da musst du auch noch einen Plan für hinterher haben. Es kann ja auch jederzeit eine Verletzung kommen und dann ist Feierabend. Was dann? Soll sie dann einen reichen Kerl heiraten, um abgesichert zu sein?" Mamas Stimme klang kampflustig. Sie schaute Papili an, der beim letzten Satz das Lenkrad fester umklammert hatte. "Mei Minischnütli heiratet überhaupt nicht. Sie bleibt für immer bei uns. Ich bin der einzige Mann in ihrem Leben und wenn ich sie vor diesen ganzen Mistkerlen wegschließen muss. Bei dem ersten, der sich an sie rantraut, sorge ich dafür, dass er in einem Harem arbeiten kann und dann sind alle abgeschreckt.", brummte er unzufrieden. Mama fing an zu lachen "Ach mein Brummbärli, du solltest dich langsam an den Gedanken gewöhnen. Das wird nicht mehr lange dauern." Mein Herz war mir bei Papilis Aussage fast stehen geblieben. Ich musste an Max denken. Wir mussten das auf alle Fälle weiter geheim halten. Glücklich stellte ich fest, dass wir am Restaurant angekommen waren und sprang aus dem Auto. Die Familie Reus hatte gleich neben uns eingeparkt. Am Eingang wurden wir freundlich begrüßt. "Schön, dass sie heute Abend unsere Gäste sind. Wir freuen uns, dass wir das für Sie noch so kurzfristig arrangieren konnten, obwohl wir ziemlich ausgebucht sind. Folgen Sie mir doch bitte." Warum musste der das denn so ansprechen? Mist, hoffentlich hatte das keiner mitbekommen. "Wieso kurzfristig? Ich denke du hast reserviert?" Meine Mama drehte sich zu Franzi "Habe ich ja jetzt auch. Eigentlich hatten wir ja abgesprochen, dass du das machst, aber bei deiner Reaktion vorhin, war mir klar, dass du das vertrieft hast. Also habe ich schnell angerufen und nachgefragt." Das war unglaublich wie selbstverständlich Franzi diese Lüge rüberbrachte. "Danke. Aber im Moment ist bei uns so viel Stress. Sorry, ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, dass wir das besprochen hatten. Ein Glück, dass du den Abend gerettet hast." Ich bekam echt ein schlechtes Gewissen, als Mama sich jetzt auch noch entschuldigte. Trotzdem war ich froh, dass wir nicht aufgeflogen waren. Ganz besonders nach Papilis Aussagen im Auto.
Das Essen war echt lecker. Ich hatte meine Lasagne in nul Komma nichts verputzt und genoss jetzt meine Mousse. Ich schaute zu Mama, die sich auch gerade einen Löffel davon in den Mund schob und die Augen schloss "Mmh, das ist besser als Sex.", stöhnte sie, ehe sie ihre Augen aufriss und sich erschrocken mit der Hand vor den Mund schlug. "Ay, Bürki. Das spricht aber nicht gerade für dich.", gackerte Marco los und auch alle anderen fingen an zu lachen. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass er dafür im Moment keine Zeit hat, weil er für die Prüfung lernt." versuchte Mama ihn zu verteidigen."Sieht bei euch wahrscheinlich nicht anders aus, nicht wahr Franzi." Alle Blicke flogen zu Max Mama "Kann ich so nicht sagen. Nicht wahr Schnutzelchen.", grinste sie frech. Marco streckte seine Brust stolz raus "Dafür habe ich immer Zeit, Prinzessin." Franzi zwinkerte ihm zu "Ich meinte, dass du viel für die Prüfung lernst." Ihr Mann zog einen Schmollmund. Ob Max das auch konnte? Das sah dann bestimmt total süß bei ihm aus. Manno, wo waren denn schon wieder meine Gedanken? "Wann ist denn die Prüfung?" , mischte sich Erik in das Gespräch. "Am ersten Ferientag darf unser Alter abkacken.", lachte Phil. "Ich kacke überhaupt nicht ab. Ich habe das alles voll drauf und schüttele das aus dem Ärmel, Schweinstein.", kam sofort der Konter. "Aber so bekommst du keinen Abschluss mit Auszeichnung." Papili schüttelte verständnislos den Kopf. Klar, er verbrachte ja auch fast den ganzen Tag mit lernen. "Will ich ja auch nicht. Ich brauche bloß den blöden Schein, um die Mädels zu trainieren." Da hatte Marco irgendwie auch Recht. Trotzdem war ich stolz, dass Papili so ehrgeizig war, auch wenn die Familie ziemlich darunter litt.
"Leo, wann hast du mal wieder Zeit auf meine Entwürfe zu schauen? Ich könnte da echt nochmal wieder deinen kreativen Input gebrauchen.", wechselte Franzi das Thema. "Wie jetzt?" Mama schaute sie fragend an "Na letztens hatte sie da echt ein paar coole Ideen als sie auf Max gewartet hat." Mama fing an zu strahlen "Das freut mich. Aus dir wird eine richtige Modepuppe." Franzi schaute zu Tessa und Maja "Das würde ich auch gerne sagen können.", stöhnte sie, während meine Freundinnen angewidert die Gesichter verzogen und sich schüttelten als wäre es eine ansteckende Krankheit. Ich schaute zu Max, der auf der anderen Seite des Tisches saß. Man, das war soweit weg. Wie gerne würde ich einfach einmal kurz Händchen halten. Aber vielleicht war es auch ganz gut, dass er so weit weg saß, dann kamen wir wenigstens nicht in Verlegenheit wieder total unbewusst etwas zu machen, was uns auffliegen ließ. Trotzdem hätte ich heute Abend schon gerne noch etwas Zeit mit ihm. Aber das wurde halt nichts mehr. "So  wir müssen jetzt aber auch los und Delphie und Dani bei meinen Eltern abholen.", mahnte meine Mama zum Aufbruch. "Joa, meine Mom macht bestimmt auch drei Kreuze, wenn sie die Drillinge wieder los wird.", lachte Marco. "Menno, das war aber nur eine kurze Feier.", murrte Tessa. "Genau.", stieg Maja gleich mit ein "Also wenn ihr als nächstes den Nobelpreis holt, feiern wir länger. Versprochen,", lachte Marco. "Wie witzig.", brummten beide als Antwort. "Die Mädels haben aber Recht.", Franzi zwinkerte ihnen zu "So ein Preis muss ordentlich gefeiert werden. Was haltet ihr davon, wenn Sascha und Leo zu uns mitkommen und noch ein bisschen feiern und dann bei uns schlafen. In der Schule ist doch morgen sowieso nur tote Hose." Ein Nicken ging durch die Runde "Wuhu, dann haben wir ja sturmfrei.", grinste Erik und legte seinen Arm um Kathis Schulter "Es war eine vorausschauende Entscheidung von dir Rosa bei Resi einzuquartieren." Alle fingen an zu lachen. "Na dann auf. Leo und Sascha können ja gleich bei uns mitfahren. Klamotten bekommen sie dann von unseren Gören." Franzi klopfte mit der Hand auf den Tisch und sprang auf Das war die Idee überhaupt. Supermom war schon wieder unterwegs. Ich grinste sie glücklich an und erntete sofort ein Zwinkern. Mein Abend war sowas von gerettet. Ich würde doch noch etwas Zeit mit Max verbringen können. Was war denn das? Hatten die etwa Ameisen in der Mousse gehabt? Irgendwie kribbelte mein ganzer Bauch.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt