Kapitel 14

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Ich schaute mich im Wohnzimmer um und sah Roman, der sich gerade mit Mili unterhielt. Sofort fing mein Herz an zu pumpen. Dann musste Leo hier auch irgendwo sein. Ich lief weiter Richtung Küche. Erst einmal ein Schluck Cola, um mir Mut anzutrinken, wäre nicht verkehrt. Heute musste ich es endlich einmal schaffen mein Versprechen einzulösen, das ich mir gegeben hatte, wenn ich mit ihr in eine Gruppe kam. Ich musste sie um ein Date fragen. Alleine bei dem Gedanken, klebte meine Zunge schon wieder an meinem Gaumen. "Max, kannst du uns helfen?" Meine beiden kleineren Schwestern standen plötzlich zusammen mit einer Kindermeute vor mir und schauten mich ganz verzweifelt an. Ehe ich noch fragen konnte, wofür sie denn meine Hilfe brauchten, zogen sie mich schon hinter sich her in die Küche. "Wir sind total am Verdursten. Und wir kommen überhaupt nicht an die Cola ran." Stella streckte sich verzweifelt zu dem Regal "Siehst du." Ich schüttelte nur den Kopf und schaute mir die Meute an. Das waren meine drei kleineren Geschwister, die Kinder von Mili, Dogan, Alex und natürlich auch Delphine. Keiner von denen war älter als sieben Jahre. Also garantiert hatte es einen Grund, warum sie nicht an die Flaschen herankamen. "Ihr habt also Durst?" Sofort bekam ich von allen neun ein begeistertes Nicken. Klar, sie waren sich sicher, dass sie ein williges Opfer gefunden hatten, dass dumm genug war ihr Erfüllungsgehilfe zu werden. "Na dann gucken wir mal, wo die Fanta steht." Ich konnte richtig sehen , wie sie zusammenbrachen. "Manno.", meckerte Benny als die Tür aufging und mein Zwilling mit Bechern und einem Stift hereinkam "Na, haben die kleinen Ratten es bei dir auch versucht.", grinste er mich an. Ich nickte grinsend zurück. Ich hatte echt keine Ahnung, warum die Zwerge so verrückt nach dem Zeug waren. Wahrscheinlich war es einfach nur der Reiz des Verbotenen. Naja und vielleicht wirkte Cola einfach auch cooler und erwachsener als Orangenlimo. Ich griff nach der Flasche, die zusammen mit weiteren auf der Arbeitsfläche stand, als mein Blick durch die Küche wanderte. Sofort fing mein Puls an zu rasen. Wieso hatte ich noch gar nicht bemerkt, dass Leo dort auch in der Ecke stand und alles beobachtete? "Ich will aber Cola.", stampfte Delphine mit ihrem Bein auf, als Phil ihr einen mit ihrem Namen beschrifteten Becher in die Hand drückte und ich eingießen wollte. "Ich will Cola.", stampfte sie sofort wieder protestierend auf und zog den Becher weg. "Ja, und ich will weltweiten Frieden.", kam es von Phil, der ihr einfach den Becher aus der Hand nahm, während ich Deniz und Yasmin eingoß. Dogans und Lisas Kinder lächelten mich an und bedankten sich sogar artig. Ja, sie waren wohl das komplette Gegenteil von Delphine. Auch meine Geschwister und Susan und Tim, die beiden Kleinen von Alex und Helin gaben sich mit dem zufrieden, was es gab, ohne weiter den Aufstand zu proben. Sie hatten es versucht und es hatte halt nicht geklappt. "Super, Jungs, dass ihr die Kleinen versorgt. Dann brauche ich mich  da gar nicht drum zu kümmern." Vicki, die gerade in die Kücjhe gekommen war, lief an Phil und mir vorbei und klopfte uns auf die Schulter, als Delphine einen erneuten Versuch machte, wieder ohne Erfolg. Tja, da hatte sie sich bei meinem Bruder definitiv den Falschen ausgesucht.  "Mama, die ist voll blöd." Da musste ich der kleinen Felicitas mit ihren sechs Jahren echt recht geben. Vicki wuschelte ihrer kleinen Tochter durch die Haare. Irgendwie sah sie aus wie eine kleine Kopie ihrer Mama. "Feli, das sagt man so nicht. Delphi ist nur ein wenig verwöhnt." Die Kleine nickte zustimmend "Stimmt. Papa hat auch gesagt. Sie ist ein verwöhntes Rotzbalg." Joa, gleich viel besser. Vicki schaute uns an und zuckte nur mit den Schultern als auch schon Roman mit genau diesem auf dem Arm um die Ecke gestürmt kam. "Wieso lasst ihr meine Tochter verdursten? Ist es denn wirklich so schwer einem kleinen Kind etwas einzugießen? Was ist nur in eurer Erziehung schief gelaufen.", meckerte er sofort Phil und mich an, während Delphine schluchzend dazu nickte. "Na, nicht so viel wie in ihrer.", mischte sich sofort Vicki ein, während Roman empört nach Luft schnappte. "Was soll das heißen?" "Deine Prinzessin wollte keine Limo, sondern unbedingt Cola.", grinste ihn Phil an. Irgendwie bewunderte ich meinen Zwilling gerade dafür, dass er sich überhaupt nicht von seinem Auftreten beeindrucken ließ. "Aber Prinzessin, du weist doch, dass das nicht gut für dich ist." Roman strich seiner Tochter beruhigend über den Rücken. "Ich will aber Cola.", schluchzte sie sofort wieder  "Aber Prinzessin. Du bekommst jetzt die Fanta. Die ist doch auch toll." Er nahm ihren beschrifteten und befüllten Becher und hielt ihn ihr hin. "Ich will aber Cola und Marshmallows." Sie schüttelte den Kopf. Roman sah mittlerweile total verzweifelt aus, als hätte er Zahnschmerzen. "Natürlich, Prinzessin, bekommst du Marshmallows und dafür trinkst du jetzt die Fanta." Sofort nickte das kleine Biest grinsend, als ihr Vater zusammen mit ihr auf dem Arm wieder aus der Küche verschwand. "Verwöhntes Rotzbalg ist noch viel zu milde ausgedrückt.", knurrte Vicki als sie mit den ganzen Zwergen im Schlepptau aus der Küche verschwand. "Ich bin dann auch mal weg.", zwinkerte mir Phil zu, nachdem er mich mit seinem Ellenbogen angestupst hatte und ganz zufällig in Leos Richtung mit seinem Kopf gedeutet hatte. Boah, ging das vielleicht noch etwas auffälliger. Als die Küchentür hinter ihm zufiel, fing mein Puls sofort wieder an zu rasen und mein Mund war trocken wie die Sahara. Egal, ich musste Leo jetzt einfach fragen. Und solange ich sie nicht direkt anschaute, funktionierte mein Sprachzentrum ja wenigstens noch eingeschränkt. Ich drehte mich also zu ihr und fing munter an zu plappern  "Ich wollte dich fragen, ob.." Ja, und da war er wieder der Moment. Ich hörte das Zischen und mein Hirn war luftleer, während ich in ihre wunderschönen dunkelbraunen Augen starrte. "Ja, was wolltest du fragen?" Sie schaute mich erwartungsvoll an, während ich immer noch in Eichhörnchenstarre vor ihr stand. Scheiße. Wie sollte ich sie denn jetzt nach einem Date fragen, während ich sie nur anstarrte und mein Mund sich weigerte mir zu gehorchen. Meine Hände fingen an zu schwitzen. "Durst?", quälte ich mir also ganz weltmännisch heraus. Ja, mit so umfangreicher Konversation lag dir doch jedes Mädel sofort zu Füßen.
"Mm, Cola, bitte.", grinste mich Leo auf einmal an. "Oder bekomme ich auch noch keine?" Ich musste auch grinsen, als ich die Cola aus dem Regal nahm "Aber nur ausnahmsweise, weil du nicht auch noch Marshmallows willst." Ich drehte mich wieder zu ihr und sah, wie sie ihre Hände vor das Gesicht schlug "Delphi ist so peinlich "
"Da kannst du doch nichts für.", versuchte ich sie zu trösten. Irgendwie hatte ich den Eindruck als würde sie mich erleichtert anschauen."Und ich bekomme keine Marshmallows?" Leo blinzelte mich grinsend an. Mist. Wieder war ich in die Falle getappt und hatte sie angeschaut. Das sah aber auch süß aus, wie sie mit ihren Wimpern klimperte und dabei lachte. Wieder verabschiedete sich mein Verstand mit einem Zischen. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich schüttelte also nur wortgewandt meinen Kopf und versuchte mich auch an einem verunglückten Grinsen und Zwinkern. Wahrscheinlich sah ich damit eher aus wie ein Verrückter mit Gesichtszuckungen. Und ehrlich gesagt, würde sie von mir alles bekommen, was sie wollte. Und nicht nur Marshmallows.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt