Kapitel 74

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Kaum dass die anderen außer Sichtweite waren, griff ich nach Leos Hand. "So, ihr beiden." Supermom drehte sich zu uns um "Ich gehe jetzt erst einmal ganz gechillt auf Toilette. Und dann treffen wir uns in 20 Minuten  am Zoorestaurant. Ist doch echt blöd, dass es da so voll war und die dann auch noch Probleme mit unserer Großbestellung hatten.", zwinkerte sie uns zu und startete in Richtung Toilettenhäuschen. Leo neben mir fing an zu kichern "Supermom ist einfach klasse." Ich nickte. Ja meine Mom stand uns wirklich super zur Seite. "Vielleicht sollten wir ihr einen Superheldinnen Umhang nähen." Wieder kicherte Leo. Man, war das niedlich. Und diese Grübchen "Oder so einen Superheldinnenanzug wie ihn Elastigirl hat." Bei der Vorstellung meiner Mutter in so einem Latexanzug, musste ich auch lachen. Trotzdem wollte ich die knappe gemeinsame Zeit, die uns blieb nicht mit solchen wilden Phantasien vertrödeln. Da hatte ich nämlich ganz andere wilde Vorstellungen für. Ich zog Leo an mich und begann sie zärtlich zu küssen. Jaaaa, das entsprach schon viel mehr meinen Erwartungen. "Könnten Sie bitte mit diesem unsittlichen Verhalten aufhören. Hier sind auch noch kleine Kinder.", hörte ich plötzlich eine unangenehme Frauenstimme. Leo und ich fuhren auseinander und sahen eine alte Dame, die uns sauer anfunkelte. "Aber Marlene, lasse doch die jungen Leute in Ruhe. Wir waren doch früher auch nicht anders." Ein älterer Herr hakte sich bei ihr ein und zwinkerte uns zu. "Aber Werner, so geht das doch nicht. Man kann sich doch nicht einfach so hier in der öffentlichkeit küssen. Und dann noch in dem Alter. Die Jugend ist heute einfach viel zu frühreif.", wetterte sie weiter. "Ach, Marlene, wir waren vierzehn als wir zusammengekommen sind. Und jetzt komm'" Er zog seine Frau mit sich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange "Aber Werner, was sollen denn die Leute von uns denken?", empörte sie sich sofort. "Das wir uns nach über 60 Jahren immer noch lieben.", grinste er und zwinkerte uns im Weggehen noch einmal zu. Leo und ich mussten lachen. "Ob wir wohl in 60 Jahren auch so sind?" Leo nickte sofort "Natürlich lieben wir uns in 60 Jahren immer noch." Sie schaute mich mit einem Blick an, der sagte, dass sie keinerlei Zweifel hatte. Die hatte ich was das betraf eigentlich auch überhaupt nicht "Und in 100 Jahren auch noch.", grinste ich "Aber du wirst niemals so eine verständnislose Meckerziege." Meine Lippen wurden wie von einem Magneten angezogen und landeten wieder auf Leos, während in meinem Kopf Bilder von einer älteren Leo auftauchten, die immer noch wunderschön aussah. "Menschenskinder, wo bleibt ihr denn? Paps wollte euch schon suchen gehen. Ich konnte ihn gerade noch abhalten." Phils Stimme ließ uns wieder auseinander fahren. "Wir treffen uns erst um." Ich schaute schnell auf meine Uhr "ähm jetzt am Futterladen." Mist, wir hatten echt die Zeit aus den Augen verloren. Zu dritt sprinteten wir los. "Da seid ihr ja pünktlich auf die Minute.", begrüßte uns Mom und drückte uns jede Menge Futter und Getränke in die Hand.
"Habt ihr das in Tibet geholt, oder was?", wurden wir am Picknickplatz sofort von Tessa begrüßt. "Das wurde aber auch mal Zeit.", maulte auch Maja und Benny schloss sich auch gleich an "Ich bin schon fast verhungert." "Prinzessin, das sind eindeutig deine Gene.", grinste Paps und half Mom bei der Essensverteilung. Ich schaute zu Leo, die sich um Dani kümmerte und ihn mit Pommes versorgte. Bestimmt war sie irgendwann genauso eine tolle Mama wie meine für unsere Kinder. "Man, gib die Pommes her. Ich will noch eine Portion.", meckerte Tessa los und versuchte Maja die eine übriggebliebene Portion zu entreißen, die sie gerade aus der Mitte des Tisches zu sich zog. "Nix da." Mom legte ihre Hand darauf und zog sie zu sich. "Das ist meine. Ihr könnt euch noch welche holen gehen." Meine Schwestern sprangen auf und griffen nach dem Geld, das Mom in die Höhe hielt, ehe sie losstaubten. "Echt Wahnsinn, was ihr für Raupen Nimmersatt seid und dabei so schlank bleibt." Paps schüttelte seinen Kopf "Naja, irgendwie muss ich glaube ich doch langsam aufpassen.", grummelte Mom "Meine Hosen fangen langsam an am Bauch zu kneifen." Leicht gefrustet schob sie ihre Pommes wieder in die Mitte "Dann esse ich sie." Benny griff sofort zu. "Haben deine Eltern sich jetzt eigentlich schon entschieden, wo es bei euch in den Ferien hingeht?" Mom schaute Leo fragend an, die nur mit den Schultern zuckte und den Kopf schüttelte "Mama will ans Meer und Papili in die Schweiz. Aber weil Papili so im Stress ist, wollen sie das erst morgen nach der Prüfung klären." "Man, man, man. Der macht da ja ein Heckmeck draus." Marco schüttelte wieder nur verständnislos den Kopf. "Ach, weißt du wie ich mich schon auf Ibiza freue, Schnutzelchen?" Mom fing an zu strahlen. "Endlich wieder Pool und Sonne." Ja, ich freute mich eigentlich auch schon darauf, aber dass ich dann die ganze Zeit Leo nicht sehen würde, gefiel mir überhaupt nicht. Hoffentlich setzte sich Jasi durch, dann standen die Chancen gut, dass sie auch nach Ibiza kamen. "Aufgeesst. Affen gucken.", ertönte plötzlich Danis Stimme, der seine leere Pommesschale hochhielt. Paps schaute in die Runde und klopfte dann auf den Tisch "Ihr habt meinen kleinen Freund gehört. Auf zu den Affen." Alle sprangen auf. "Räumt ihr beide noch den ganzen Müll zusammen?" Mom schaute mich und Leo an und zwinkerte "Klar.", kam sofort die Antwort von uns beiden. "Aber Prinzessin, das können wir doch alle zusammen machen, dann geht es schneller.", mischte Paps sich ein. Man, konnte der nicht einfach zu den dummen Affen verschwinden? "Aber Schnutzelchen, gleich ist doch die Fütterung bei den Affen." Paps riss die Augen auf "Los, hopp hopp allesamt.", trieb er alle an und stürzte mit Dani auf dem Arm los. "Und ihr räumt hier ganz ordentlich auf, nicht wahr.", grinste Mom, ehe sie den anderen hinterher lief.
"So, jetzt waren wir bei den Affen, bei den Lamas, auf dem Spielplatz und bei was weiß ich noch welchen Tieren. Schnutzelchen, mir tun die Füsse weh." Mom ließ sich erschöpft auf eine Parkbank fallen. "Mir auch.", kam es mehrstimmig gemurrt. Ich schaute auf meine Uhr. Wir waren jetzt bestimmt zwei Stunden am Stück durch die Gegend getrabt. "Na dann lasst uns den Heimflug antreten." Paps schaute auf Dani, der völlig erschöpft auf seinem Arm eingeschlafen war. "Aber was machen wir mit dem kleinen Kerl? Wir können ihn doch nicht aufwecken und Leo und ihn dann mit den Öffis fahren lassen." "Ach das geht schon. Ich kann ihn ja auf meinem Arm witerschlafen lassen." Mein Mädchen schaute ihren Bruder liebevoll an und strich sanft über sein Köpfchen. "Kommt ja gar nicht in Frage. Dani fährt bei uns im Auto mit. Und Max fährt mit Leo mit den Öffis.", schaltete sich sofort meine Mom ein. "Sag mal hast du irgendetwas ausgefressen?" Paps schaute mich irritiert an "Oder warum vergatterst du ihn heute andauernd zu Frondiensten, Prinzessin?" Mist, Paps wurde misstrauisch. "Weil er der einzige wirklich zuverlässige und hilfsbereite Reusmann ist." Okay, Mom hatte eine Antwort parat, die mir zwar gefiel, aber bei Phil und Benny zu murren führte. "Aber Prinzessin, so kannst du das nicht sagen. Ich bin auch zuverlässig und hilfsbereit.", begehrte auch Paps auf. "Ja, mein Schnutzelchen, aber wenn du mit den Öffis fährst, wer soll dann das Auto fahren und wer Dani halten? Natürlich könnte auch Max das Auto fahren. Ist ja ein Reus. Da braucht man ja keinen Führerschein." Paps brummte grummelig bei dem letzten Satz. Die Führerscheinnummer würde ihm wohl immer anhängen. "Hast ja recht, Prinzessin." Er setzte sich in Richtung Auto in Bewegung "Und ihr beide fahrt mit dem Bus. Wenn ihr euch beeilt, verpasst ihr den nächsten auch nicht. Ihr wisst doch die fahren hier nur alle Stunde." Wieder zwinkerte sie uns zu. Danke für den Tipp. Ja, wir sollten den nächsten Bus aber auf gar keinen Fall verpassen. Wie blöd, dass er uns garantiert vor der Nase wegfuhr. Ein breites Grinsen schlich sich in mein Gesicht. Ja Supermom hatte sich wirklich einen Umhang verdient.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt