Kapitel 85

441 55 12
                                    


Ich legte mein Besteck auf meinen leergefutterten Teller und schaute zu Max, der mir schräg gegenüber saß. Er war noch dabei die letzten Reste seiner Paella zusammenzukratzen. "Supi, dann sind wir ja auch alle satt.", Marco klopfte auf den Tisch. "Du vielleicht, wir nicht.", knurrte Franzi ihren Mann an "Genau.", schlossen sich sofort meine Freundinnen und ihr kleiner Bruder an. Marco schüttelte seinen kopf verständnislos "Hast du nicht vorhin erst rumgemault, dass deine Klamotten schon wieder zwicken und dass du abnehmen willst, Prinzessin? Abnehmen funktioniert aber nur mit weniger essen." Franzi zog eine Grimasse "Du bist echt ein Spielverderber, Schnutzelchen. Aber das funktioniert auch mit mehr bewegen. Ich gehe morgen einfach eine Runde mit dir laufen. Und jetzt will ich noch einen Nachtisch." Natürlich erklang sofort ein dreistimmiges "Ich auch" Also ich wollte definitiv nichts mehr essen. Außerdem drückte gerade meine Blase. "Ich gehe mal für kleine Torfrauen.", entschuldigte ich mich also und stand auf. Man, war das hier ein Getümmel. Ich drängelte mich durch die ganze Meute. Keine Ahnung, wie viele Ellenbogen ich abbekommen hatte, als ich endlich an den Toiletten angekommen war. Na, klasse. Gab es eigentlich jemals keine Schlange vor den Damentoiletten? Resigniert stellte ich mich an und fing an auf meinem Handy herumzudaddeln. Ein bisschen Ablenkung konnte ja nicht schaden. Da Gescgwindigkeit ja keine Hexerei war, war ich auch schon nach geschlagenen zehn Minuten an der Reihe. Manchmal fragte ich mich echt, was es bei manchen Frauen so lange dauerte?  Jedenfalls glücklich und erleichtert machte ich mich wieder auf den Weg in das Getümmel. Ich schaute zur Bar, die gerade halbwegs leer war. Bestimmt würden sich Marco und Franzi freuen, wenn ich ihnen noch einen Cocktail mitbrachte. Entschlossen änderte ich also meinen Weg und stellte mich an. Nur fünf Leute vor mir, das sollte eigentlich schnell gehen. "Ja, wen haben wir denn da." Och nö, nicht schon wieder der. Ich drehte mich um und schaute in das breitgrinsende Gesicht von meinem vollpfostigen Namensvetter. Um ihn herum waren natürlich auch wieder die anderen Flitzpiepen versammelt. Na klasse. Vielleicht hätte ich doch lieber auf direktem Weg zurückgehen sollen. Quatsch. Ich würde denen einfach die passenden Antworten geben und dann war auch gut. "So, alleine, Süße. Wie gut, dass wir gerade vorbeigekommen sind.", grunzte so ein Idiot neben ihm. Okay, das fand ich jetzt schon ein bisschen gruselig und mir wurde mulmig im Magen."Und so hübsch.", lachte der nächste Idiot. Ich ließ kurz meinen Blick schweifen. Genug Leute waren hier ja ringsum, aber konnte jetzt nicht ganz aus Versehen Max herkommen? Ich dachte ganz fest an ihn. Vielleicht gab es ja wirklich so etwas wie Telepathie. "Was möchtest du?" Der Mann hinter der Theke schaute mich fragend an. Ups, ich war ja schon an der Reihe. "Zwei Passionfruit, bitte."  "Wuhu.", ertönte es sofort wieder hinter mir "Leidenschaft kannst du bei uns haben."  "Nee, bei euch kriegt man höchstens Brechreiz und Durchfall.", ertönte plötzlich Marcos Stimme neben mir. "Leo, weiß eigentlich dein Alter wie du dich mit deinen Kumpels benimmst? Ich glaube nicht, dass er das gut finden würde. Vielleicht sollte ich ihm mal ein paar Takte erzählen." Erleichtert atmete ich auf. Auch wenn es nicht Max war, hatte ich mich noch nie so gefreut Marco zu sehen.Der Barkeeper reichte mit meine bestellten Cocktails "Mache mal noch gleich zwei davon dazu.", wies ihn Marco an, ehe er sich wieder zu dem Vollpfosten umdrehte "Ist dein Alter hier irgendwo, dann klären wir das gleich mal." Leo schüttelte seinen Kopf "Nicht nötig. Wir wollten sowieso gerade gehen." Keine zehn Sekunden später waren sie verschwunden. "Menschenskinder, wo warst du denn." ,wurde ich sofort von meinen Freundinnen begrüßt als wir wieder an unseren Platz kamen. "Und habt ihr Leo gefunden?", hörte ich Max Stimme total außer Atem hinter mir. "Der ist immer noch so durch den Wind, dass er dich nicht sieht.", zischelte mir Maja zu. "Der war echt total nervös, weil du so lange weg warst und hat uns alle losgescheucht zum Suchen.", flüsterte auch Tessa mir zu. Dann hatte meine Gedankenübertragung doch wirklich funktioniert.  "Mensch Junge, mach doch mal deine Klüsen auf, wer da vor dir steht.", lachte Marco seinen Sohn aus. "Ich habe Leo an der Bar gefunden. Aber da waren auch gerade dieser Weidenfeller Balg und seine Kumpanies. Die haben ja mal so gar keine Erziehung.", meckerte Marco los. Meine Freundinnen machten sofort wieder Würgegeräusche "Haben die dich angebaggert?" Max Stimme hörte sich total schrill an. Ehe ich antworten konnte, schritt schon Marco ein "Haben sie. Und deshalb bleibt ihr beiden." Er zeigte auf Phil und Max "immer in der Nähe der Mädels. Ihr geht mit, selbst wenn sie auf Toilette müssen. Ist das klar?" Meine Freundinnen murrten, während ich die Idee genial fand. So konnte Max die ganze Zeit bei mir sein, ohne dass etwas auffiel. "Sollen wir sie da auch noch abhalten oder reicht es, wenn wir vor der Tür warten?" Phil verzog genervt sein Gesicht. "Vor der Tür reicht, Clown 17. Und noch so einen blöden Spruch und für dich war es das mit Party." Phil hob beschwichtigend seine Arme "Nee, ist schon okay, was gibt es schöneres als auf die Kampfzicken aufzupassen." Marco fing an zu grinsen "Siehste, wusste ich doch, dass dir das Freude macht. So, und jetzt zischt ab und vergnügt euch. Wir treffen uns nachher zum Feuerwerk am Strand." Phil salutierte, ehe er sich in Bewegung setzte. Wir anderen folgten ihm. "Kommt lasst uns an den Strand hauen.", schlug Tessa vor, also liefen wir hinunter ans Wasser und setzten uns in den noch von der Sonne gewärmten Sand. Ich schaute auf das Meer, wo sich der Himmel gerade wunderschön orange-rot-lila färbte und die Sonne wie ein riesiger goldener Ball begann im Meer zu versinken. Das war so wunderschön, wie auch die leichten Wellen wie flüssiges Gold aussahen. Genau in diesem Moment legte Max seinen Arm um meine Schulter und zog mich ganz dicht zu sich heran. Ja, genauso musste Leben sein. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und schaute in seine wunderschönen Augen, die auch durch das Licht golden schimmerten. Max kam mir immer näher und legte seine Lippen ganz zärtlich auf meine, ehe seine Zunge mit meiner zu spielen begann. Ich schloss meine Augen und vergaß alles um mich herum. Ein lautes Geräusch holte mich aus meiner Traumwelt zurück und ich öffnete errschrocken meine Augen. Es war  dunkel und nur der Mond tauchte jetzt das Meer in silbernes Licht. Am Himmel tauchten die ersten Raketen des Feuerwerks auf. Max Arm lag noch immer auf meiner Schulter als wir unsere Köpfe aneinander gelehnt zum Himmel schauten. "Ach da seid ihr ja. Wir haben euch schon gesucht.", lachte Marcp und stellte sich vor uns. "Wat'n dat'n.", stockte er auf einmal und zeigte auf Max und mich. Mist, mist, mist. Daran hatten wir ja gar nicht gedacht. Wie konnten wir nur so unvorsichtig sein? Was sollten wir denn jetzt sagen. "Wir dachten einer gibt den Lover und der andere den großen Bruder.", mischte sich Phil ein "Ich habe den kürzeren gezogen und musste den Bruder miemen. Aber jetzt sind die Deppen wenigstens abgezogen." Ein Glück war ihm wenigstens so schnell etwas eingefallen. "Gute Idee, Jungs. Jetzt sind wir ja da. Also Ende mit der Vorstellung." "Ach Schnutzelchen, lasse uns doch lieber wieder hoch zu den Stühlen gehen. Wir sind doch schon ein bisschen zu alt uns im Sand zu sühlen." Supermom war wieder am Werk. Franzi griff nach Marcos Hand und zog ihn mit sich "Aber Prinzessin. Wir sind doch noch blutjung. Und letztens beim Schnorcheln hat dich das alles andere als gestört im Sand rumzukullern.", hörte ich ihn noch im Weggehen aufbegehren. Ich musste an die kleine versteckte Bucht denken. Ja, da hatten Max und ich auch im Sand herumgekullert. Ich musste grinsen und schaute wieder zum Himmel, wo das Feuerwerk eine große rotgoldene Blume formte als ich meinen Kopf wieder an Max Schulter kuschelte. Ja, so könnte es eigentlich immer sein.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt