Kapitel 97

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Ich lag in meinem Zimmer auf dem Bett und schaute zur Decke. Das war doch total creepy, dass Franzi durch meinen Frauenarztbesuch erfahren hatte, dass sie schwanger war. Ich war echt tausend Tode gestorben als ich gedacht hatte, dass der Arzt mich meinte. Das wäre der totale Horror  geworden. Also nicht, dass ich mir nicht vorstellen konnte irgendwann einmal ein Baby mit Max zu haben. Aber auf keinen Fall jetzt. Aber für Franzi und Marco freute es mich riesig. Ich hörte ein leises Klopfen an der Tür, ehe sie vorsichtig geöffnet wurde und sich Majas Kopf durchschob. "Gut, du bist alleine." Sie schien mir fast erleichtert als sie sich ins Zimmer schob und die Tür hinter sich schloss. Ein paar Sekunden später plumpste sie auf mein Bett "Weißt du eigentlich wie süß Luca ist?" Ihre Augen strahlten förmlich. "Er will sich heute Abend wieder mit mir im Eisladen am Strand treffen. Kannst du mir nochmal etwas von deinen Klamotten leihen? Vielleicht ein Kleid?" Ich musste grinsen. Maja in einem Kleid. Das war fast so etwas wie ein siebentes oder achtes Weltwunder. "Und kannst du mir auch was von deiner Schminke geben?" Okay, das war dann Weltwunder neun und zehn. "Du meinst Mascara und Lippgloss." Ich bekam nur ein Nicken als Antwort. Okay, Rouge brauchte sie garantiert nicht, so rote Bäckchen wie sie hatte. "Luca hat voll die dunkelbraunen Augen. Die sehen aus wie Schokokugeln. Und wenn er grinst hat er die voll niedlichen Grübchen." Meine Freundin hatte es echt erwischt, so wie ihre Augen glänzten. "Du, sag mal, also naja, vielleicht kannst du mir ja helfen.", fing sie an herumzudrucksen. "Wobei?" Ich schaute sie neugierig an. "Wie funktionieert das eigentlich mit dem Küssen?", haute sie auf einmal raus. Ja, da konnte ich ihr definitiv weiterhelfen. Ich fing also an meine Erfahrungen weiterzugeben als die Tür aufgerissen wurde und Tessa hereinstürmte "Essen kommen." Und schon war sie wieder weg. "Wir reden später weiter, okay?" Maja nickte und wir liefen ins Esszimmer. "Joa, Mom und ich haben euch was zu erzählen." Marco grinste in die Runde. Ja klar, bis jetzt wussten ja nur Max, Phil und ich Bescheid. "Also ihr bekommt noch vor Weihnachten ein Geschwisterchen." Die Drillinge fingen an zu jubeln "Dann bin ich nicht mehr der Jüngste." Benny sprang von seinem Stuhl und hüpfte wie ein kleiner Flummi auf und ab. Während die beiden Mädels zu ihrer Mama rannten und sich den Bauch anschauten und aufgeregt Fragen stellten. Tessa dagegen fing an zu stöhnen "Noch ein kleiner Plagegeist mehr. Wie konnte das denn passieren?" Okay, das sollte sie eigentlich im Sexualkundeunterricht gelernt haben. "Ganz einfach, in dem unser Vater schwarz gefahren ist.", grunzte Phil während er sich die nächste Gabel in den Mund schob. "Häh." Sowohl Tessa als auch Maja schauten ihren Bruder an und zeigten ihm einen Vogel "Erstens fährt Paps nie mit den Öffis und zweitens wird man davon auch nicht schwanger." Okay, dann hatten die beiden wohl noch nie das Glück einen Aufklärungsvortrag von Marco zu bekommen. So wie er gerade schaute, dürfte das aber wohl nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. "Also Mädels, ich möchte euch dann heute nach dem Essen im Wohnzimmer treffen. Wir haben da mal was zu besprechen. Wenn du möchtest kannst du auch dazu kommen, Leo. Kann ja nicht schaden." Naja, bei mir war er damit wohl schon zu spät dran. Trotzdem nickte ich artig, als mich ein Fuß am Schienbein traf. Erschrocken schaute ich zu Maja, die mich flehend ansah.  "Ähm, Maja und ich wollten aber zum Strand Muscheln sammeln." Marco musterte mich verwundert. "Und das geht nicht morgen früh?" Ich schüttelte den Kopf. Mir musste ganz schnell eine Erklärung dafür einfallen. "Ähm, nee. Da ist Flut und dann sind die alle weg." Das war knapp. Ein Glück, dass ich darauf gekommen war.  "Na gut, dann eben morgen früh." Trotzdem schaute er irgendwie skeptisch. Ich sah Majas verzweifelten Blick zur Uhr und wie sie schnell versuchte ihren Teller leer zu bekommen. Ich folgte ihrem Beispiel. "Hier noch einen Nachschlag." Marco hatte schon die Kelle über ihrem Teller positioniert als sie ihn wegzog, aufsprang und in den Geschirrspüler stellte. "Kommst du, Leo?", forderte sie mich auf. Ich schaute zu Max, der mir zuzwinkerte. Ihm hatte ich ja gestern Abend von Luca erzählt. Ich stand also auch auf und folgte Maja. Im Weggehen hörte ich Marco noch brummeln "Da ist etwas oberfaul. Die schlägt nie Essen aus." Okay, da hatte er eigentlich recht, dachte ich grinsend. In meinem Zimmer angekommen, stürzte sich Maja sofort auf meinen Kleiderschrank und fing an zu kramen als mein Handy zu vibrieren anfing. Ich schaute auf die Uhr. Es war doch noch vor 18 Uhr. Alarmiert nahm ich das Gespräch an. Hoffentlich war nichts passiert "Hallo, mei Minischnütli.", schlug mir Papilis fröhliche Stimme entgegen. Das war gut. Dann konnte nichts schlimmes passiert sein. Sonst wäre er ja nicht fröhlich. Aber warum rief er an? "Ich wollte dir nur erzählen, dass ich heute die Nachprüfung bestanden habe." Wow, das freute mich "Toll. Papili.", schoss es mir also sofort heraus. Dann konnte er uns also genauso wie Mili und Marco trainieren. Ich schaute zu Maja, die zwei Blümchenkleider nebeneinander hielt und zwischen beiden hin und her schaute. Irgendwie passten die aber überhaupt nicht zu ihr. Ich schüttelte deshalb den Kopf als sie mich fragend anschaute. "Ich freue mich schon auf Samstag, mei Minischnütli. Da sehen wir uns endlich wieder." Wie Samstag? War da schon die elternfreie Zeit um. Mist, dann mussten wir ja wieder noch vorsichtiger sein. Also nicht, dass ich meine Eltern nicht liebte, aber ich würde es auch ein paar Wochen noch locker ohne sie aushalten. "Leo kommst du?" Maja hatte wohl meinen Gesichtsausdruck gesehen und versuchte mich von dem Telefonat zu erlösen.  "Wo wollt ihr denn hin?', begann sofort wieder das Verhör. "Wir gehen jeden Abend Muscheln suchen." Vielleicht verschaffte mir das ja auch wenn sie hier waren einen abendlichen Freiraum. "Das ist schön. Aber nehmt einen von den Jungs mit. Nicht das ihr da alleine unterwegs seid.  Am besten Max, der ist am zuverlässigsten." Na, das war doch mal ein prima Ansatz. "Machen wir.", verabschiedete ich mich noch schnell, ehe ich das Gespräch beendete und zu Maja lief und ihr das Kleid entgegenstreckte, dass garantiert viel besser zu ihr passte. "So, wie findest du das?" Meine Freundin schaute in den Spiegel und drehte sich grinsend, als meine Tür aufflog und Tessa hereingestürmt kam. "Boah, das ist echt nicht dein Ernst, oder?", funkelte sie ihre Zwillingsschwester an "Du siehst echt gruselig aus und das nur wegen so einer Luftpumpe." Maja blieb abrupt stehen "Luca ist keine Luftpumpe.", meckerte sie sauer zurück "Der ist voll süß und total nett. Und er spielt Fussball." Tessa schüttelte auf einmal traurig den Kopf "Manno. Jetzt habe ich dich auch noch an diese dämlichen Kerle verloren." Okay, deshalb war sie so sauer. Sie hatte Angst, dass keiner von uns beiden mehr Zeit für sie hatte. Maja und ich schienen den gleichen Gedanken zu haben, denn wir liefen beide zu ihr und umarmten sie. "Quatsch, du verlierst mich nicht. Wir sind doch Zwillinge. Ich habe nur ab und zu weniger Zeit.", kam es von Maja "Vielleicht hat Luca ja  auch einen netten Freund, der zu dir passt." , grinste ich. Sofort fing Tessa an sich zu schütteln "Igitt, ich will keine Flitzpiepe und dann in so Gruselklamotten herumlaufen und mir Schmiere ins Gesicht machen. Niemals." Bei ihrem angeekelten Gesichtsausdruck mussten wir lachen. Und dieses niemals, konnte ich nicht wirklich glauben. Deshalb ersetzte ich es durch noch nicht. Bestimmt ging es ihr bald genauso wie Maja und mir.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt