Kapitel 41

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Ich schaute auf den Block vor mir. Französisch war ja eigentlich eine schöne Sprache. Also jedenfalls, wenn sie andere sprachen. Ich brach mir dabei ständig die Zunge. Ich musste an die letzte Stunde denken als ich versehentlich impotent anstatt important gesagt hatte. Es war echt toll, dass meine Klasse dabei sehr viel Spaß hatte. Im Gegensatz zu mir. Das war total peinlich als alle losgelacht hatten. Mir war auch echt nicht klar, warum die Franzosen das halbe Alphabet in ihre Wörter drückten und dann nur einen Bruchteil aussprachen oder man das Buchstabenbild überhaupt nicht mit dem Klangbild überein bringen konnte. Wer kam schon bei Bordeaux auf Bordo?
"Und hast du aller konjugiert?" Max linste auf den Block vor mir. Ich nickte. Glücklicherweise hatte ich mir ja gemerkt, dass Verben auf -er  regelmäßig waren. Also stand auf meinem Blatt j'alle, tu alles und der ganze Rest. Warum schaute Max denn so zerknittert? " Okay." Er kratzte sich kurz am Kinn und schien zu überlegen. Man, sah das süß aus. Am liebsten würde ich jetzt aufspringen, mich auf seinen Schoß setzen und einfach eine Runde knutschen. Ich schaute zur Tür, die geschlossen war. Es würde also keiner etwas mitbekommen. Ein Glück, dass Max darauf bestanden hatte, bei ihm zu lernen. Bei mir zu Hause hätte Papili wahrscheinlich daneben gesessen. Aber wenn nicht, hätte es garantiert keine verschlossenen Türen gegeben. So eine kleine Anerkennung für meine Konjugation würde mir gerade echt gut passen. Max schob seinen Stuhl zurück und klopfte auf seine Schenkel, ehe er mich auffordernd anschaute. "Komm' mal her." Na dieser Aufforderung folgte ich doch sofort und rutschte auf seinen Schoß. Max seine Arme schlangen sich keinen Momemt später um meine Taille und ich legte meine Arme um seinen Hals. Okay, dann bekam ich jetzt meine Belohnung. Max Lernprinzp gefiel mir immer besser. So machte nämlich lernen wirklich Spaß. "Also aller ist kein regelmäßiges Verb." Wie jetzt? Dann hatte ich das ja gar nicht richtig gemacht. Mist."Aber es endet doch auf -er." Max grinste nickend "Stimmt, ist aber eine Ausnahme." So langsam gingen mir die Franzosen echt auf die Nerven. Konnten die sich nicht mal für eine Sache entscheiden. "Das heißt je vais,  tu vas, il va, nous allons, vous allez, ils vont. Also erste und zweite Person Plural hattest du richtig"
"Man, wer soll sich das denn merken?", ich ließ meinen Kopf hängen. Was nützte es es, wenn ich nur zwei von sechs Sachen aus Versehen richtig hatte. "Gib mir mal deine Hand." Max nahm meine Hand und legte sie auf seinen Puls an seinem Hals. Man, hoppelte der. Der war ja genauso aufgeregt und unregelmäßig wie meiner. Ich fing an zu grinsen. Klar, immer wenn ich jetzt das Wort aller hören würde, musste ich an Max seinen unregelmäßigen Puls denken. Max zwinkerte mir zu. "Verstanden. ", grinste ich als er meine Hand vor uns zog und anfing die Formen nach einander mit seinem Finger auf meine Handfläche und meinen Unterarm zu schreiben. Ja, die Worte brannten sich gerade auf kribbelnde Art in mein Gehirn ein. "Und kannst du mir jetzt noch einmal das Verb konjugieren?" Max ließ meine Hand los und schaute mich auffordernd an. Ohne zu überlegen, öffnete sich mein Mund "Je vais, tu vas.." ich war selbst von mir erstaunt, als Max mich zufrieden angrinste. Normalerweise konnte ich mir solche Sachen nicht so schnell merken und dann auch noch automatisieren. Scheinbar war seine Lernmethode für mich wirklich perfekt. Max Lippen näherten sich meinen. Jetzt bekam ich gleich meinen Belohnungskuss.  Nein, nicht nur scheinbar, sondern garantiert waren seine Lernmethoden für mich perfekt. Ich spürte seine warmen, weichen Lippen auf meinen und seine Zunge, die ganz sanft mit meiner spielte. Alles kribbelte wieder total in mir. Ja, so könnten wir den Rest des Nachmittags verbringen.
"Ich soll dich. Oohh." Max und ich fuhren erschrocken auseinander. Was machte hier gerade Saschas Stimme? Ich schaut zur Tür. Was machte mein Cousin gerade hier? Ich sprang schnell von Max Schoß. Vielleicht hatte Saschi ja das gar nicht richtig mitgeschnitten.
"Boah, das ist so fies von euch. Ich werde gleich erst einmal Tessa und Maja meine Meinung sagen. Warum habt ihr vor mir verheimlicht, dass du und Max zusammen seid.", enttäuscht schaute er mich mit seinen Hundeaugen an, ehe er sich umdrehte und wieder verschwinden wollte. Halt, Scheiße. Das ging nicht. Wenn er jetzt zu meinen Freundinnen lief, waren wir total aufgeflogen. Ich rannte zu ihm und zerrte ihn schnell in Max sein Zimmer, ehe ich die Tür zuschlug und mich davor stellte. Max saß wie erstarrt auf dem Stuhl. Wie sollte ich Saschi das alles erklären?
"Die wissen das auch nicht. Es weiß niemand.", haute ich schnell raus. Was besseres fiel mir so schnell nicht ein. "Cool, dann bin ich also der erste." Mein Cousin fing an zu grinsen "Dann seid ihr erst seit heute zusammen.?" War ja klar, dass er das dachte. Wenn ich ihn auf unsere Seite ziehen wollte, dann konnte ich ihn aber auf keinen Fall anlügen. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich das auch nicht. "Nein wir sind schon ein paar Wochen zusammen.", mischte sich Max ein. Saschi schaute zwischen uns hin und her "Und warum weiß das dann noch keiner? Ist doch toll." Theoretisch hatte er damit recht. Also nein eigentlich auch praktisch, denn es war mehr als nur toll. Aber er hatte ja auch keinen Vater, der ihn deshalb in ein Kloster sperren würde. Erik und Kathi würden wahrscheinlich einfach das Mädel an seinee Seite in der Familie willkommen heißen und sich freuen, dass er glücklich war. Ja, so lief es in den meisten normalen Familien. Aber nicht bei Papili. Ich lief zu meinem Cousin und hakte mich ein "Du weißt doch wie Papili ist. Der würde total an der Uhr drehen und mir Hausarrest geben. Es ist so schon schwierig genug wegen meinen schlechten Noten." Mein Cousin nickte sofort verstehend. "Und je mehr Leute von uns wissen, desto schwieriger wird es. Bis jetzt deckt uns nur mein Opa und Phil." Wieder nickte er "Und ich jetzt.", grinste er plötzlich "Keine Angst, ich sage niemandem etwas. Und wenn ihr ein Alibi braucht, sagt nur Bescheid." Er hielt uns seine Hand zum Einschlagen hin. Es war gut, dass er auf unserer Seite war. Trotzdem hatte ich Angst, dass er sich verplapperte, denn manchmal war Sascha ein wenig naiv, was so etwas anging, auch wenn er ansonsten hochintelligent war. Obwohl, damals als es um den Namen seiner kleinen Schwester ging, hatte er auch dicht gehalten. Und auch als ich die Unterschriften von Papili gefälscht hatte. Ich umarmte meinen Cousin grinsend, nachdem ich eingeschlagen hatte. "Aber ihr solltet das nächste Mal, wenn ihr knutscht vielleicht die Tür abschließen, damit euch keiner erwischt." War klar, dass er noch einen praktischen Tipp für uns parat hatte. "In diesem Haus respektieren eigentlich alle meine geschlossene Tür und klopfen an und warten auf ein herein, ehe sie ins Zimmer platzen.", brummte Max.  Sascha zuckte entschuldigend mit den Schultern "Ups, das wusste ich nicht." Über den ganzen Schreck hatte ich total vergessen mich darüber zu wundern, warum Sascha hier war. "Was machst du überhaupt hier?", versuchte ich diese Wissenslücke zu schließen. Sascha kratzte sich am Hinterkopf "Naja, mir war zu Hause langweilig und da bin ich hergekommen, um mit euch Fussball zu spielen. Maja und Tessa haben mich hochgeschickt, damit ich dich hole. Sie meinten du hättest schon genug gepaukt, dafür das Ferien sind. Und kommst du mit in den Garten Fussball spielen?" Ich schaute zu Max, der nur nickte. "Geh' mal, sonst werden die beiden noch neugierig. Wir üben später weiter." Sascha nickte ganz aufgeregt " Genau, und ich lenke die beiden dann ab." Ja, wir würden nachher weiter lernen. Und ich freute mich schon mächtig darauf. Vielleicht war es ja auch gar kein Nachteil, wenn wir noch jemand hatten, der hinter uns stand und uns half. Zusammen mit meinem Cousin lief ich in den Garten, wo meine Freundinnen gerade damit fertig waren die Tore aufzubauen.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt