Kapitel 10

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Ich schaute zu Leo, die neben Sascha und meinen Schwestern saß. Sie sah heute aber auch wieder extrem süß aus mit ihren kurzen schwarzen Locken und diesen braunen Kulleraugen. Dieses Mädel schaffte mich einfach. Was würde ich dafür geben mit ihr zusammen in eine Gruppe zu kommen. Vielleicht würde ich es ja dann endlich einmal schaffen sie nach einem Date zu fragen. Obwohl wenn ich in ihre Augen schaute, war mein Kopf garaniert gleich wieder luftleer und ich stotterte nur. Vielleicht wäre es doch besser mit jemand anderem zusammen zu arbeiten, bevor ich mich bei ihr total blamierte und alles verkackt hatte. Ich spürte einen Ellenbogen in meiner Seite "Menschenskinder, hör' auf so zu sabbern. Das kann ja keiner mehr mit ansehen." Ich warf meinem Zwillingsbruder einen giftigen Blick zu. Der sollte endlich aufhören mich ständig damit aufzuziehen. "Wenn du nicht bald in die Pötte kommst, dann frage ich sie in deinem Namen. Das merkt sie garantiert nicht." Das wäre auch eine Lösung, aber schon eine ziemlich blöde. Und wenn es rauskam noch dazu eine ziemlich peinliche. Dieser blöde Weidenfeller hatte auch schon wieder so einen dämlichen Spruch in Richtung meines Mädchens losgelassen. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte ihm eine reingehauen. Glücklicherweise, war er gleich von Herrn Riemann in die Schranken gewiesen worden. Es war wirklich an der Zeit, dass ich mir etwas einfallen ließ, bevor der Arsch mir wirklich noch einen Strich durch die Rechnung machte. Ich versuchte mich erst einmal wieder auf das Gesabbel von den Lehrern zu konzentrieren als auch schon die ersten Gruppen ausgelost wurden.
"Boah, nö.", stöhnte Phil, als ihm unsere Schwestern und Sascha zugelost wurden "Warum muss ich denn ausgerechnet die faulen Weiber bekommen. Dabei gibt es in der Klasse auch noch ein paar süße Mäuse." Langsam richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und schlenderte mit dem Zettel in der Hand, den ihm Herr Riemann gegeben hatte zu einem freien Gruppentisch. Ich schaute ihm hinterher. Wieso hatte mein Zwilling eigentlich so eine selbstbewusste Ausstrahlung und ich benahm mich wie ein nasser Lappen in der Kurve, wenn es daruf ankam. Ich spürte wie der Frust in mir hochkrabbelte.  "So, jetzt losen wir als nächstes erst einmal unsere einzige Dreiergruppe aus.", riss mich Frau Burmester Stimme aus meinen trüben Gedanken "Leonard Weidenfeller."  Der Idiot schlug sich wie Tarzan auf die Brust. Bitte, bitte nicht Leo, war alles, was ich denken konnte. "Leokardia Bürki.", ertönte Frau Burmesters Stimme. Das konnte doch nicht sein. Mist verfluchter. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich hatte keinerlei Einfluß. Der Mistkerl würde doch keine Sekunde verstreichen lassen, um meine Leo anzubaggern. "Wuhu, können wir das nicht bei einer Zweiergruppe belassen. Ich stehe nicht so auf einen flotten Dreier.", gröhlte er auch schon prompt los. Ich spürte, wie mein Magen sich zu einem Knoten formte, ich hatte recht, er legte wirklich sofort los. Was half es da, dass unser Lehrer ihn sofort verwarnte. Die Gruppenarbeit fand ja auch nachmittags zu Hause statt und da war dann keiner dabei, der eingreifen konnte. Ich schaute zu Leokardia, konnte aber ihren Bllick nicht so recht deuten. War sie happy mit ihm zusammen zu arbeiten oder eher genervt? Was konnte ich nur machen, dass ich auch in die Gruppe kam, damit ich dem Arsch in die Parade fahren konnte. Nichts. Ganz toll. Ich würde Leokardia noch heute um ein Date fragen, wenn ich nur in die Gruppe kam. Ich würde all' meinen Mut zusammennehmen, versprach ich wem auch immer in meinen Gedanken "Und der Dritte im Bunde ist Maximilian Reus." Ich traute meinen Ohren nicht. Wie jetzt? Ich war wirklich in der Gruppe mit meinem Mädchen? Erleichterung machte sich in mir breit. Wie in Trance nahm ich den Zettel von Herrn Riemann entgegen und lief auch zu einem Gruppentisch.
"Ay, Alter. Du kannst dich ja um die Aufgaben kümmern, während die beiden Leos es sich kuschelig machen." Der Typ saß noch nicht einmal richtig am Tisch und nervte schon wieder. Leokardia ließ sich gerade auf den Stuhl neben mich gleiten und verdrehte die Augen. "Zeig' mal, was ist denn die Aufgabenstellung?" Sie beugte sich zu mir, um mit auf den Zettel zu schauen. Sofort kroch mir ihr Duft in die Nase. Sie duftete irgendwie nach Vanille. Und als sie nach meiner Hand griff und den Zettel zu sich drehte, hörte ich förmlich, wie sich sämtliche Intelligenz in meinem Kopf zischend verabschiedete. Juhu, da war er wieder, der luftleere Raum.
"Also, es muss etwas Naturwissenschaftliches sein." Leo fuhr sich mit ihrer Hand durch die Locken.  "Dann lasst uns Astronomie nehmen. Sterne sind irgendwie interessant.", schlug sie vor. Als sie mich anschaute, hatte ich das Gefühl, ihre Augen wären kleine Sterne. Ich schüttelte kurz den Kopf. Das musste sofort aufhören. Wir hatten hier ein Projekt auszuarbeiten. "Nicht?", Leos Stimme klang enttäuscht. Boah, nö. Ich hatte doch aus einem ganz anderen Grund den Kopf geschüttelt. "Doch, finde ich gut.", quetschte ich gerade so heraus. "Na, geil. Welches Sternzeichen bist du denn? Eigentlich müssten wir beide ja Löwe sein. Ich bin aber Fisch." Achja, der Idiot war ja auch noch da.
"Das ist Astrologie und nicht Astronomie.", knurrte ich ihn an. "Aahh.", nickte er. "Egal. Für dich Süße hole ich die Sterne vom Himmel. Welchen möchtest du? Den Mars oder den Saturn?" Boah, konnte der nicht einfach mal die Klappe halten?
"Das sind Planeten und keine Sterne.", knurrte ich ihn erneut an.
"Ist doch egal, du klugscheißendes Blasshuhn. Die Lady weiß schon, dass sie garantiert nur noch Sterne sehen wird, wenn ich mich ihrer annehme." Wie hatte der mich genannt? Aus dem Huhn würde gleich ein Hahn werden, denn ich spürte schon, wie mir der Kamm schwoll.
"Das glaube ich auch, weil ich meinen Kopf gegen die Wand haue, damit ich dich nicht länger ertragen muss." Leokardias Stimme klang nicht sonderlich freundlich. Sofort schlich sich ein Grinsen der Erleichterung in mein Gesicht. Das bedeutete ja, dass ihr der Arsch genauso auf die Nerven ging wie mir.
"So, dann sind wir uns also über das Thema einig. Dann müssen wir uns nur noch überlegen, wann wir uns wo treffen um einen Plan auszuarbeiten." Irgendwer musste das ja hier in die Hand nehmen. Und so lange ich Leo nicht direkt anschaute, funktionierte ja auch mein Sprachzentrum.
"Na, bei mir. Ich habe sturmfreie Bude, Süße. Mein Alter ist gerade in Kitzbühel." Wusste der Wichser eigentlich wie dämlich er aussah, wenn er so mit den Augenbrauen wackelte? Außerdem was hieß hier Süße? Ich war ja wohl auch noch da.
"Das ist ja mal toll für dich, aber Leo und ich wohnen gleich nebeneinander, also kannst du deinen Arsch zu uns bewegen.", knurrte ich ihn an. So langsam reichte mir das mit dem Affen.
"Genau.", sprang mir Leo gleich zur Seite "Heute um 16 Uhr bei mir. Mein Dad ist auch da." Ich musste grinsen. Roman würde den lieben Leo garantiert eigenhändig zu Hackfleisch verarbeiten, wenn er sich irgendwie an Leokardia ranmachte. Das waren doch schon einmal gute Aussichten für heute Nachmittag. Plötzlich fiel mir das Versprechen ein, dass ich mir selbst gegeben hatte, wenn ich mit Leo in eine Gruppe kam. Mist, wie sollte ich sie nach einem Date fragen, wenn Roman auch noch in der Nähe war. Ich bekam ja so schon nicht den Mund auf.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt