Kapitel 57

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"Ja, Papili. Ich schreibe mir die Adresse auf." Mist, warum musste er denn jetzt damit kommen? Ich hatte mir doch schon ihre ganze Planung für das Wochenende angehört. Ehrlich gesagt interessierte es mich nicht so richtig, dass sie morgen alle zusammen ein Floß bauen würden. Wahrscheinlich würde Delphie sowieso wieder ein wenig Stroh abbrennen lassen von wegen sie machte sich doch nicht die Finger schmutzig. Und Papiili würde dann die ganze Arbeit für sie übernehmen, damit sie sich auch nicht schwer verletzte und sich vielleicht den Fingernagel einriss. Das würde garantiert wieder total peinlich. Ein Glück, dass ich nicht mit musste. Jetzt brauchte ich aber erst einmal schnell etwas zu schreiben. Ich zog also Max Nachttischschublade auf und fing an nach einem Stift zu kramen. Bestimmt hatte er da so etwas. Prima, da war ja ein Bleistift. Jetzt brauchte ich nur noch Papier. Ich kramte schnell weiter. Da war nichts. Dann blieb nur der kleine Karton. Ich konnte ja da erst einmal raufschreiben und dann Max nach einem Zettel fragen, wenn er zurück war und diese blöde Adresse dann abschreiben. Obwohl wozu brauchte ich sie überhaupt? "Hast du jetzt was zu schreiben?", fragte Papili. Wieso war der eigentlich so geduldig? Ach ja, er war ja Schweizer. "Ja.", antwortete ich schnell und schrieb mit. Das könnte ich mir eigentlich auch sparen. Ich würde mit Sicherheit nicht ans Steinhuder Meer fahren. "So, dann lies noch einmal vor, ob du auch alles richtig notiert hast." Ach ja, genau deshalb hatte ich mitgeschrieben. Weil ich genau wusste, dass er es garantiert noch einmal kontrollierte und ich mir den ganzen Psalm nie gemerkt hätte. "Prima.", kam es sofort als ich vorgelesen hatte "Dann können wir beide beruhigt schlafen." Okay, das hätte ich auch ohne die Adresse gekonnt. "Also gute Nacht, mei Minischnütli. Ich rufe dann morgen wieder an." Das wäre ja mal nice, wenn er nicht auch noch nachts anrief, um zu kontrollieren, ob ich schlief. So nach dem Motto, schläfst du schon?  Nö, jetzt nicht mehr. Ich atmete einmal tief durch und legte mein Handy auf den Nachttisch, ehe ich die Schachtel in meiner Hand genauer beäugte. Scheiße, das waren Kondome. Wieso hatte Max Kondome in seinem Nachttisch? Mir wurde ganz flau im Magen. Also ich war mir sicher, dass die nicht für ein anderes Mädel waren, aber...... aber das bedeutete dann ja, dass er mit mir schlafen wollte. Jetzt war mir nicht nur flau im Magen, sondern kotzübel. Klar, würde ich das irgendwann auch wollen, aber doch nicht heute. Was sollte ich denn jetzt machen? Sollte ich doch noch schnell meinen Schlafplatz wechseln und in das Zimmer meiner Freundinnen umziehen? Nee, das wäre irgendwie feige und eigentlich wollte ich ja auch mit Max kuscheln, aber eben nicht......Ich legte erst einmal schnell wieder die Packung zurück in den Nachttisch. Die musste ich ja zum Überlegen nicht weiter in meinen Händen herumdrehen. Vielleicht sollte ich einfach mit Max darüber reden. Aber wie und wann? Gleich wäre am besten. Aber was sollte ich sagen? Ehe ich weiter überlegen konnte, öffnete sich auch schon die Tür und Max kam in schwarzen Boxershorts und einem enganliegenden Tanktop herein. Scheiße, sah das heiß aus. Ich sprang auf, griff mir schnell meine Sachen und lief an ihm vorbei, bevor ich hier noch zu sabbern begann. "Ich dann Bad.", war alles, was mein nicht weniger fasziniertes Sprachzentrum gerade noch zu stande brachte. Kaum dass ich die Badtür geschlossen hatte, lehnte ich mich dagegen. Na klasse. Bei seinem Anblick war mir sofort wieder Spongebob eingefallen. Jetzt hatte ich also gleich zwei Probleme. Das Schlafshirt und die Kondome. Ich rieb mit meinen Händen durch mein Gesicht, ehe ich mich wieder aufrichtete und von der Tür abstieß. Vielleicht sollte ich einfach erst einmal meine Zähne putzen und dann weiter überlegen, vielleichte bekam ich vom heiligen Zahnpasta-Gott eine Eingebung. Einige Minuten später hatte ich immer noch keine Eingebung. Also blieb mir nichts anderes übrig als Spongi anzuziehen. Langsam zog ich also mein T-Shirt aus. Mein Blick fiel in den Spiegel. Mist, was machte ich denn mit meinem BH? Okay, ich erhöhte auf drei Probleme. Wenn ich den BH auszog, wäre ich ja fast nackig neben Max. Außerdem wenn er das mitbekam, wertete er das vielleicht völlig falsch. Was mich dann aber zu meinem zweiten Problem brachte. Bestimmt dachte er dann, ich wollte Sex. Wollte ich aber gar nicht. Andererseits mit BH schlafen war total unbequem. Und außerdem schlief ich nie damit. Scheiß drauf. Ich würde den jetzt einfach ausziehen und dann einfach ganz locker mit Max darüber sprechen, dass ich keinen Sex wollte. War doch ganz einfach. Oder auch nicht. Mir würde schon die perfekte Ansprache noch einfallen, womit sozusagen eineinhalb meiner drei Probleme gelöst waren. Ich zog mir Spongi über. Man, sah das albern aus. Wenn ich mich aber beeilte und sofort unter das Bettdeck flutschte, bekam Max den Aufdruck ja vielleicht gar nicht mit. Und im besten Falle hatte er das Deckenlicht schon aus und nur die Nachttischlampe an. Das waren doch immer nur Funzeln, jedenfalls die, die ich kannte. Da würde er den Aufdruck garantiert nicht erkennen und so locker wie das Shirt fiel, merkte man auch überhaupt nicht, dass ich den BH ausgezogen hatte. Jedenfalls versicherte mir das mein Spiegelbild. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich die Tür öffnete und durchstartete. Ich rannte förmlich in Max Zimmer und schloss schnell wieder die Zimmertür hinter mir. Jetzt waren es nur noch ein paar Schritte in Sicherheit unter die Decke für Spongi und mich. Wow, das ganze Zimmer strahlte in einem tollen violett. Das sah ja voll Hammer aus. Ich blieb stehen und schaute mich um. Mein Blick fiel zum Bett, wo Max schon unter der Decke saß und mich anschaute. Er lächelte total süß. Plötzlich fiel mir wieder Spongi ein und ich setzte mich schnell wieder in Bewegung. Als ich endlich unter das Deckbett geflutscht war, atmete ich erleichtert auf. Bestimmt hatte er Spongi nicht bemerkt. Na gut, vielleicht hatte ich Glück und er hatte ihn nicht bemerkt, weil er von meiner alles übertreffenden Schönheit geblendet war. Genau, so würde es sein. Garantiert nicht. Wahrscheinlich war, er hatte ihn bemerkt und lachte sich innerlich darüber schief, was ich doch für ein Baby war. Wobei das dann auch Problem zwei lösen würde. Kein Typ, der was auf sich hielt würde mit einem Kleinkind schlafen wollen. Ein Arm legte sich um meine Schulter und zog mich an Max Körper, ehe ich auch schon seine weichen Lippen auf meinen spürte. Okay, scheinbar hatte sich Problem zwei doch noch nicht gelöst und er hatte Spongi gar nicht bemerkt. Dann sollte ich jetzt aber ganz schnell das Gespräch suchen....obwohl ein kleiner Kuss erst einmal als Ermutigung wäre auch nicht verkehrt. Vielleicht war Max ja nach dem Gespräch auch sauer und dann gab es keine Küsse mehr. Vielleicht machte er dann ja auch Schluss. Mein Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen. Das wäre absolut schrecklich. Aber nein, so war Max nicht. Er hatte doch eigentlich immer Verständnis, redete ich mir ein. Genau. Und wenn nicht? Dann war ich total am Arsch.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt