Kapitel 146

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Ein klapperndes Geräusch riss mich aus meinen Träumen. Mit geschlossenen Augen tastete ich nach meinem Mädchen. Wo war Leo hin? Ich riss meine Augen schlagartig auf. Und da stand mein Mädchen vor mir in ihrem Spongebob Schlafshirt mit einem Tablett in der Hand "Alles Liebe zum Valentinstag ", lächelte sie mich an und stellte es auf dem Nachtisch ab, ehe sie in mein Bett zurück krabbelte. "Komm her, du hast ja total kalte Füß." Ich zog sie ganz fest an mich und schlang meine Arme um sie. Sofort verschwanden ihre Füße zwischen meinen Unterschenkeln und sie kuschelte sich an mich. Das war ja fast wie Winterurlaub. Ich musste grinsen. Was Leo wohl zu meinem Valentinsgeschenk sagen würde? Das war ja unser erster Valentinstag. Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde meine ganze Aufmerksamkeit aber an anderer Stelle benötigt....."Und was machen wir heute?" Leo schaute mich neugierig an und fütterte mich mit einer Weintraube, die zu dem Frühstück gehörte, dass sie mir ans Bett gebracht hatte. "Wir fahren mit dem Motorrad zu einer Überraschung." Ich wusste ja, wie sehr sie Überraschungen liebte. Ich hoffte, dass sie ihr auch gefiel. Aber eigentlich war ich mir fast sicher. Aber eben nur fast. "Überraschung?" Sie riss ihre Augen auf. "Was machen wir dann noch hier im Bett?" Sie schlug die Decke schnell zurück und wollte gerade aufspringen als ich sie zurück zog "Erst noch einen Kuss." Mein Mädchen kam der Bitte nicht gerade widerwillig nach.....
Aufgeregt lief ich neben meinem Motorrad auf und ab. Zu meiner heutigen Überraschung gehörte auch, dass wir erst einmal dort hinkommen würden. Und das bedeutete, dass ich heute das erste Mal mein Mädchen auf meinem Motorrad mitnehmen würde. Ein bisschen mulmig war mir schon dabei, denn ich hatte ja erst seit einer Woche den Führerschein. Ich strich mit meinem Finger über den Schlüsselanhänger an meinem Schlüssel. Das war Leos Geburtstagsgeschenk für mich. Im Kopf ging ich schnell noch einmal alles durch, was Thomas, mein Fahrlehrer, mir eingebläut hatte. Besonders, worauf zu achten war bei einem Mitfahrer. "Du brauchst nicht zum heiligen Christopherus beten. Ich bin auch so absolut sicher bei dir." Mein Mädchen tauchte mit ihrem Helm unter dem Arm und in einer schicken Motorradkombi hinter mir auf. Mom hatte darauf bestanden, dass die zusammen mit meiner gekauft wurde. Sie hatte Paps gegenüber behauptet, dass ich vielleicht auch mal meine Schwestern mitnehmen würde und er doch wohl nicht wollte, dass sie ohne Schutzkleidung unterwegs waren. Das war natürlich ein perfektes Argument für ihn gewesen. Und noch perfekter war natürlich, dass meine Schwestern und Leo die gleiche Figur hatten. Also ganz ehrlich, bei diesem Anblick von ihr in der Kombi wurde ich noch kribbeliger. Ich schaute mich um, ob uns jemand beobachtete. Mein Motorrad hatte ich extra so geparkt, dass es vom Bürkihaus aus nicht zu sehen war. Ich wusste zwar nicht, ob Roman überhaupt zu Hause war, aber sicher war sicher. Den brauchte ich garantiert nicht. Der würde mir noch meine ganze Überraschung versauen. "Kannst du mir mal helfen?" Leo hatte ihren Helm aufgesetzt und fummelte jetzt an dem Verschluss herum. Ja, da hatte ich bei der ersten Fahrstunde auch meine Probleme mit gehabt. "Wo wollt ihr denn hin?" Was machte Paps denn hier? Wieso war er nicht bei Mom und frühstückte mit ihr im Bett oder machte was weiß ich, was alte Leute am Valentinstag halt so machten? "Ähm... wir.....ähm", fing ich an zu stottern. Was sollte ich denn sagen? "Max hat eine Überraschung zum Valentinstag für mich", strahlte Leo ihn an. Scheinbar war ihr gerade ihr Fehler selbst aufgefallen, denn sie schaute plötzlich schockiert. Die Freude hatte sie wohl unvorsichtig werden lassen. Okay, aber es war ja nur Paps. Das war also noch nicht mein Todesurteil. Mit ihm konnte man garantiert reden. Supermom würde uns bestimmt helfen, ihm zu erklären, dass das Leben seines ältesten Sohnes davon abhing, dass er bei Roman die Klappe hielt. "Ja, genau.", er fing an zu lachen. "Leo, egal  wohin und zu wem er dich bringt, ich weiß von nichts. Dein Alter hat echt eine Klatsche. Dann viel Spaß bei deinem Freund. Ist doch hoffentlich kein Blauer?" Leo schüttelte schnell den Kopf "Absolut nicht. Der spielt nicht mal Fussball." Ich musste grinsen, als ich Paps schockiertes Gesicht sah "Dann ist er aber nicht der Richtige."  Was sollte das denn heißen. Natürlich war ich der Richtige! Gerade als ich empört meinen Mund aufmachen wollte, fiel mir dann doch noch ein, dass noch so ein Fehler heute nicht so klug wäre und ich klappte ihn wieder zu. "Doch, der ist absolut perfekt.", hörte ich Leo, die gerade hinter mir auf das Motorrad stieg. Genau, ich war für sie absolut perfekt. Bei dem Satz beschleunigte sich sofort mein Herz wieder. Wir klappten unsere Visiere herunter. Paps winkte uns noch einmal zu und verschwand im Haus. Ich startete den Motor und fuhr langsam los. Man, war das ein tolles Gefühl, wie Leo ihre Arme um meine Taille schlang und sich an meinen Rücken kuschelte. Ja, das gefiel mir richtig gut. Plötzlich erblickte ich Roman, der scheinbar gerade die Zeitung aus dem Briefkasten geholt hatte. Manno, konnte der sich nicht wie alle online informieren? Wer las denn heute wirklich noch die Zeitung? Und warum gab er mir jetzt auch noch ein Handzeichen zu stoppen. Mist, verfluchter. Wenn der jetzt mitbekam, dass Leo da hinter mir saß, war es Essig mit meiner Überraschung. "Ja, hallo Max." Ich nickte ihm nur zu. "Können wir mal nächste Woche wegen des Nachhilfeunterrichts von Leo sprechen? Ihre Noten sind doch jetzt ausreichend gut, dass wir das einschränken können. Dann hat sie viel mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge in der Zunkunft, ihrem Training als Fußballprofi! " Ich nickte nur, auch wenn mir das überhaupt nicht gefiel. An meinem Rücken spürte ich auch, wie sich mein Mädchen verspannte. Wir mussten hier schnell weg, bevor sie noch unüberlegt reagierte und wir aufflogen. "Dann will ich dich auch nicht länger aufhalten. Bringe mal Maja schnell nach Bochum. Obwohl ich deine Eltern da überhaupt nicht verstehe. Sie ist dafür noch viel zu jung."  Ich spürte, wie Leo jetzt richtig angespannt war "So ein Idiot..", hörte ich sie hinter mir. Schnell ließ ich den Motor aufjaulen. Scheinbar hatte Roman nichts mitbekommen. Denn er drehte sich nur mit seiner Zeitung unter dem Arm um, während ich langsam losfuhr. Das war gerade echt knapp gewesen. Jetzt würde uns aber nichts mehr aufhalten und ich war schon total gespannt, was Leo wohl zu meiner Überraschung sagen würde.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt