Kein Schuss, trotzdem ein Treffer ✔Teil 5

Kapitel 147

Ich saß dicht an Max gedrängt auf dem Motorrad. Meine Arme hatte ich um seine Mitte geschlungen. Er fuhr richtig toll und Ich schaute mir entspannt an, wie die Autobahnschilder an uns vorbei flogen. Ja, wir fuhren auf der Autobahn Richtung Oberhausen. An Schlumpfhausen waren wir schon vorbei. Wo er wohl hin wollte? Ich musste daran denken,wie uns Marco über den Weg gelaufen war. Ein Glück, dass er Papilis Einstellung auch blöd fand. Erst hatte ich echt Angst gehabt, dass er ihm was erzählte. Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht. Es war schon llustig, wie er über meinen Freund gesprochen hatte. Ob er das wohl auch der Fall gewesen wäre, wenn er gewusst hätte, dass er gerade seinen eigenen Sohn disst? Als Papili uns dann auch aufgelauert hatte, war mir mein Herz fast in die Motorradstiefel gerutscht. Irgendwie schadete es ihm gar nichts, dass er mich nicht erkannt hatte. Wenn Max nicht losgefahren wäre, wäre ich wahrscheinlich ausgerastet.Was bildete der sich eigentlich ein? Er konnte doch nicht einfach die Nachhilfe streichen. Das würde ich mir nicht gefallen lassen. Ich spürte, wie sich gerade wieder die Wut auf ihn in meinem Bauch aufstaute. Ich würde einfach bei nächster Gelegenheit Mama davon überzeugen, dass ich noch weiter Nachhilfe brauchte. Dann würde Papili mit seinem idiotischen Plan nicht durchkommen. Wir fuhren seit einiger Zeit durch Bottrop. Ich fragte mich gerade, womit Max mich hier überraschen wollte, als er auf einen Parkplatz bog. "So, wir sind da." Ich setzte genau wie Max meinen Helm ab und legte ihn auf die Sitzbank. Mein Blick fiel zum Eingang und dem Schild darüber."Wir gehen in eine Skihalle?" Man, warum quietschte ich denn so aufgeregt? Max nickte nur schmunzelnd."Ja,du hast in der Schweiz immer so vom Skifahren geschwärmt. Und du hast immer gesagt, dass du so gerne mal mit mir zusammen Skifahren möchtest." Das stimmte. Das hatte ich mir wirklich gewünscht. Also gut,in der Schweiz hatte ich mir eigentlich nur gewünscht, dass wir zusammen sein konnten. "Ich hoffe, die Überraschung gefällt dir." Max schaute mich unsicher an. Wieso das denn? Mir würde immer alles gefallen, was er sich einfallen ließ. Hauptsache wir waren zusammen. Ich fiel ihm um den Hals. "Ja,ich freue mich riesig." Meine Lippen entwickelten gerade wieder ein Eigenlebenund drückten sich auf Max seine. Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. "Aber wir haben doch gar keine Skiausrüstung und keine Winterklamotten mit." Egal. Der Gedanke mit der Überraschung alleine zählte ja schon. Und die Motorradtour war auch cool. "Das bekommen wir alles hier.", grinste Max mich an. War ja klar, dass er an alles gedacht hatte. "Los, dann lasse uns reingehen." Ich griff mir seine Hand und zog ihn mit mir. Ich war noch nie in einer Skihalle und wollte das jetzt sofort ausprobieren. "Hallo, ich hatte zwei Tageskarten mit Ausrüstung bestellt." Max wandte sich an die Frau am Infotresen. "Auf welchen Namen?" Man, warum zwinkerte sie denn Max jetzt zu? Was sollte denn das? Die war doch steinalt, mindestens schon Anfang 20. Die sollte gefälligst aufhören meinen Freund anzugraben und in ihrer Altersklasse wildern. "Reus", kam Max knappe Antwort, ehe er seinen Arm um meine Schultern legte. Ich konnte es mir nicht verkneifen die Alte anzugrinsen. Sie schaute in ihren PC und nickte. "Ja, dann willkommen in Deutschlands längster Skihalle. Hier sind eure Armbänder, damit bekommt ihr alles. Essen und Trinken eingeschlossen. Dort hinten gibt es die Ausrüstung." Sie deutete zur rechten Seite. Ja gut, die Skier und der Rest war ja nicht zu übersehen. Hielt die uns für dumm oder blind? "Bist du denn schon einmal Skigefahren?" Wieder zwinkerte sie Max zu, der verlegen den Kopf schüttelte. "Ich bin hier auch als Skilehrerin tätig. Also falls du Hilfe brauchst." Na ich glaubte ja wohl, es ging los. Warum schaute sie nur immer Max an und tat so, als wäre ich Luft. "Das wird nicht nötig sein. Er hat ja mich.", giftete ich sie an. Sie zuckte mit den Schultern. "Dann viel Spaß. Und falls du es dir doch noch überlegst, weißt du ja, wo du mich findest". Jetzt reichte es mir aber echt. "Garantiert nicht. Ich bin Schweizerin." Auch, wenn ich das eigentlich nicht so sah, aber in dem Fall erklärte es doch wohl alles. "Ja, und das ist der Emmentaler Käse auch. Und kann der Skifahren?", grinste die mich hämisch an. Gerade als ich ihr eine passende Antwort geben wollte, kam mir Max zuvor. "Leo ist Vollprofi. Also kein Bedarf". Er zog mich einfach mit zu dem Ausrüstungsbereich "So,und jetzt machen wir uns einen schönen Valentinstag." Ich nickte grinsend. Genau, den würden wir uns doch nicht von so einer blöden Pute versauen lassen. Schnee, Skier und vor allem Max! Was brauchte ich mehr? Nichts, genau. Scheinbar waren wir nicht die Einzigen, die heute auf die Idee mit der Skihalle gekommen waren. Vor uns standen vier ältere Herren,die gerade versuchten ihre Bierbäuche in Anoraks zu quetschen "Mensch, guckt mal, der Kleine da sieht aus wie eine Kopie vom Reus." Einer der vier zeigte
auf Max, der rot anlief. Ich wusste, dass es ihm immer äußerst unangenehm war, wenn er wegen der Ähnlichkeit angesprochen wurde. "Bist du ein Sohn von dem Fußballgott?", fragte jetzt wirklich der andere Kumpel und klopfte Max kumpelhaft auf die Schulter. Man musste das denn sein? Reichte es nicht, wenn sie unsere Väter belasteten? Konnten sie uns nicht einfach in Ruhe lassen? "Nee ist er nicht, aber ich bin die Tochter von Bürki." Witzigerweise glaubten das die wenigsten, weil ich viel mehr nach meiner Mama kam. Die vier fingen herzhaft an zu lachen. "Ja genau. Du bist dem Gürki wie aus dem Gesicht geschnitten. Mensch Mädel, wenn du uns verarschen willst, musst du schon früher aufstehen." Sein Kumpel  nickte. "Genau Gürki ist Schweizer. Da wird wohl seine Tochter auch die Heidi in den Alpen geben und nicht hier im Pott'ne große Klappe haben ." Na das klappte doch mal wieder. "Mensch Micha, jetzt lasse die doch in Ruhe. Wenn das ein Sohn von dem wäre,würde der hier bestimmt nicht rumturnen, sondern seine süße Maus in irgend so einen Luxusskiort ausführen. Also nix für ungut, ihr zwei." Max nickte nur und drehte sich zu mir. Seine Erleichterung war ihm anzusehen. "Na, ihr zwei,kann ich euch helfen?" Ein großer, blonder Typ stand vor uns und lächelte mich an. " Ähm, wir brauchen unsere Ausrüstung." Max schob sich zwischen uns. Anorak und Skihose waren schnell gefunden. "So, dann schauen wir mal, welche Skier ihr braucht. Du brauchst ein paar kürzere würde ich denken." Er legte seinen Arm um meine Schulter und schob mich zu den Skiern. Das war ja voll ätzend. Ich schaute zu Max, der grimmig zu uns sah. Ich nahm also den Arm von der Schulter und griff mir ein paar Skier, die die gleiche Länge wie meine in der Schweiz hatten. "Und die hier für deinen Bruder." Was hatte der gesagt? Die waren doch viel zu lang für einen Anfänger. "Ich bin ihr Freund", knurrte Max und griff nach den Skiern. "Nee, nimm die." Ich griff ein paar andere und drückte sie Max in die Hand. Die Skistiefel waren auch schnell gefunden. Dann mussten ja nur noch die Bindungen eigestellt werden und dann konnte es auch schon los gehen. Ich war total aufgeregt. Gleich würde ich mit Max Ski laufen. Das würde garantiert toll werden.