Kapitel 115

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Wir lagen ausgestreckt auf Max Bett und ich kuschelte mich an seine Brust, während er mir sanft mit seiner Hand über meine Seite strich. Ich war immer noch total stolz auf ihn, dass er Franzi letzte Woche bei der Geburt der kleinen Mariska geholfen hatte. Ich musste mit ihm unbedingt noch ein ernstes Gespräch wegen seines Studiums führen. "Also du hast das in Bio jetzt alles verstanden?" Ich musste grinsen "Bei dem Anschauungsunterricht auf alle Fälle. Obwohl." Ich legte meinen Finger ans Kinn und tat so als grübelte ich. "Vielleicht sollten wir das noch einmal wiederholen." Ich fuhr mit meiner Hand seinen Körper ab "Also hier müsste ungefähr deine Niere sein." Max fing auch an zu grinsen und ich spürte wie sich Gänsehaut unter meinen Fingern bildete. Okay, ich sollte das wichtige Gespräch bis nach der Wiederholung des Biostoffs aufschieben. Aber eigentlich passte sie auch ganz gut dazu. Jetzt sollte ich mich aber lieber auf Max fokussieren............."Wow. Ich bin mir sicher, ich beherrsche den Stoff jetzt wirklich.", gab ich leicht außer Atem von mir, während Max das Kondom entsorgte. "Ein hoch auf den Rahmenplan der 9. Klasse.", lachte er los und kuschelte sich wieder zu mir. Da Papili wusste, dass ich zur Nachhilfe war und er sich um Delphie kümmern musste, konnten wir noch gechillt etwas kuscheln. Vielleicht sollte ich..."Du, Max.", fing ich also an. Mein Freund schaute mich fragend an. Da meine Stimme diesen besonderen leicht schmollenden Klang hatte, dachte er bestimmt ich wollte etwas. Naja, das stimmte ja auch. Ich wollte schließlich, dass er Medizin studierte. "Hast du dir das, was der Notarzt gesagt hat, schon noch einmal überlegt?" Sofort schüttelte er den Kopf "Da gibt es nichts zu überlegen. Ich bleibe hier in Dortmund bei dir." Seine Stimme klang schon fast empört, aber auf alle Fälle entschlossen. "Das ist doch aber total bescheuert. Du wolltest schon immer Medizin studieren. Das war schon immer dein großer Traum.", begehrte ich auf. "Dann ist jetzt halt Ingenieurswesen mein großer Traum." Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. Seit wann war er denn so bockig? Okay, dann kam ich so nicht weiter. Dann halt anders. Ich begann mit meinen Fingern sanft auf seinem Arm lang zu streichen. Sofort lockerte er sich wieder. "Ich möchte aber nicht, dass du wegen mir das Medizinstudium aufgibst. Du hast das mit der kleinen Mariska so toll gemacht und du hast gehört, was der Notarzt gesagt hat. Du bist dazu berufen. Das kannst du nicht einfach wegwerfen." Max setzte sich auf und schaute mich leicht sauer an "Aber unsere Liebe, die kann ich wegwerfen dafür, oder wie?" Man, man, man. Seit wann konnte der denn so stur sein? "Die musst du doch nicht wegwerfen. Ich liebe dich doch immer. Und wie lange dauert das Studium?" Max fuhr sich mit seiner Hand aufgebracht durch die Haare "Mindestens 12 Semester, also 6 Jahre und dann kommt noch die Promotion. So lange halte ich das niemals ohne dich aus. Oder du lernst jemand anderen kennen." Man, warum musste er denn so verzweifelt schauen. Da blutete mir ja das Herz. "Also das mit dem anderen kennenlernen kannst du ja mal vergessen. Für mich gibt es nur dich bis an mein Lebensende." Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn sanft. Wieder spürte ich, wie seine Anspannung etwas nachließ "Und außerdem muss ich nur noch 3 Jahre maximal zur Schule, wenn ich sie vorher nicht schmeiße. Und dann bin ich auch volljährig und Papili kann mich mal kreuzweise und mich nicht mehr wegsperren." Sein Blick war immer noch zweifelnd. "Die drei Jahre schaffen wir auch. Du kannst von Münster doch ganz oft nach Hause kommen und in der anderen Zeit skypen wir halt ganz viel. Und wenn du nur wegen mir weiterhin nicht Medizin studieren willst, dann trenne ich mich von dir." Uih, da schaute aber jemand schockiert und schnappte nach Luft "Das würdest du nicht tun." Ich nickte mit dem Kopf "Doch, das würde ich auf alle Fälle bis du Doktor der Medizin bist. Überlegst du dir das also noch einmal mit dem Angebot von dem Notarzt?" Max zog eine Grimasse "Habe ich eine andere Wahl, du Biest?" Er kitzelte mich kurz und ich musste mich echt zusammenreißen, dass ich nicht laut losquietschte. "Also gut. Ich rufe Doktor Harderbrot an und frage, ob ich in den Weihnachtsferien ein Praktikum bei ihm machen kann. Zufrieden?" Ich grinste breit und nickte "Ja, mega zufrieden. Jetzt sollten wir uns aber langsam wieder anziehen, bevor uns doch noch jemand erwischt." Das mit dem Praktikum war doch ein guter Anfang. Bestimmt würde Max dann auch ganz schnell merken, dass Medizin seine Berufung war. Das hatte der Arzt garantiert nicht nur so gesagt.
"Hallo, mei Minischnütli.", wurde ich begrüßt als ich die Treppe hinunter ins Wohnzimmer kam, wo ich mich eigentlich von Franzi und der Kleinen verabschieden wollte. Was machte denn Papili hier? Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wenn der vorhin zu Max ins Zimmer gekommen wäre. "Habt ihr gut geübt?" Ich drehte mich nickend zu Max, der hinter mir die Treppe herunterkam und mit Sicherheit gerade die gleichen Gedanken hatte. "Ich bin hier, weil ich Franzi fragen wollte, ob du nächstes Wochenende hier bleiben kannst, weil ich mit Delphie zu einer Nussknacker-Aufführung nach Hamburg muss und Mama hat ein wichtiges Shooting mit einem ihrer Schützlinge in Berlin. Ist zwar ziemlich blöd, weil ja erster Advent ist. Ich würde dich ja liebend gerne mitnehmen, aber es gibt kein Hotelzimmer mehr für dich. Ich habe schon alles versucht.", klärte er uns mit schuldbewusster Miene auf. Danke lieber Reservierungsgott. "Das ist doch gar keine Frage. Natürlich kann sie bei uns bleiben.", kam es sofort von Supermom und in mir fing alles zu jubeln an. Wieder ein halbwegs ungestörtes Wochenende mit Max. Es war nämlich viel leichter sich vor Marco zu verstecken als vor Papili mit seinem Bluthundinstinkt. "Da muss sie dann aber...", setzte Marco gerade an, als Lucys Stimme hinter mir erscholl "Cool, dann kommst du am Samstag aber auch mit zu uns." Sie klopfte mir freudig auf die Schulter, genau wie Tessa. "Genau, das wollte ich dich gerade warnen." Sein grummeliger Blick fiel zu Papili "Da muss sie dann aber mit zu dem Bauernschlumpf." Franzi räusperte sich und warf Marco einen warnenden Blick zu "Na, ist doch wahr.", schmollte er sofort . "Ay, Sie sollen meinen Paps nicht immer so nennen.", begehrte Lucy sofort auf  "Genau, Paps, Lucy nennt dich ja auch nicht Fohlenzecke, nur weil du bei beiden Borussias warst." , sprang Tessa ihrer mittlerweile besten Freundin zur Seite "Das ist doch echt alles Schwachsinn mit diesem  Revierkampf. Wir mögen uns doch auch beide und haben es überlebt. Sind doch beides nur zwei Vereine." Franzi fing an zu lachen, während Marcos Gesicht rot anlief "Tessa, versündige dich nicht. Das kann man wirklich nicht so sehen." Er wandte sich an Franzi, die immer noch lachte "Das ist nicht zum Lachen. Da siehst du mal, was diese Familie für einen schlechten Einfluss auf unsere Kinder hat. Da können wir am Samstag auf keinen Fall hin.", empörte er sich. "Schnutzelchen, komm wieder runter. Die Kinder und ich werden auf alle Fälle zu Lisa nach Bochum fahren. Und das einzige, was ich sehe ist, dass unsere Töchter endlich normaldenkende Menschen werden und nicht mehr total verblendet sind. Ob du wie ein schmollendes Kleinkind nicht mitkommst ist deine Sache. Ende der Diskussion." Marco zog einen Schmollmund "Ich muss ja mit, um euch vor den schlimmsten Einflüssen zu schützen.", knurrte er leise "Scheiß Wochenende, könnte echt ausfallen." Nee, auf gar keinen Fall, konnte ich ihm da Recht geben. Denn ich freute mich riesig darauf. Endlich mal wieder ein bisschen Freiheit und nicht dieses ständige Drangsalieren durch Papilis Kontrollwahn.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt