Kapitel 88

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Ich schaute zu Leo, die mir gegenüber saß und gerade ihr Besteck auf den Teller legte. "Na, Leo magst du noch einen Nachschlag?" Mom griff schon zur Schüssel, als mein Mädchen ihren Kopf schüttelte und sich über den Bauch rieb "Das ist zwar voll lecker, aber ich bin platzesatt.", stöhnte sie. "Also das Stöhnen auf Zimmerlautstärke hat sie ja schon mal drauf.", zischelte mein Zwilling neben mir grinsend. Boah, was sollte der Scheiß denn. Sauer trat ich ihm mit meinem Fuß vor das Schienbein.  "Autsch." Mit schmerzverzogenem Gesicht beugte er sich runter "Was ist denn passiert?" Paps schaute irritiert in unsere Richtung. "Ach nichts, habe mich nur am Tischbein gestoßen." Jetzt schaute Paps nicht mehr irritiert sondern verständnislos "Da ist doch gar keins." Ich musste einen Gluckser unterdrücken "Meinte ja auch das Stuhlbein.", brummte Phil. "Naja, ist ja auch egal. Eigentlich wollten Mama und ich nämlich noch etwas mit euch allen besprechen." Er schaute einmal in die Runde. Was hatte das denn zu bedeuten,  wenn er es so spannend machte? Hoffentlich nichts schlechtes. "Also, vorhin habe ich mit Mili telefoniert. Er und Vicki hatten uns ja schon lose zu ihrem Hochzeitstag nach Mallorca eingeladen." Hatten sie das? Stimmt, da war was. Dann hieß es wohl, dass wir jetzt alle nach Malle flogen. Okay, gab ja schlimmeres. Solange Leo mitkam, war doch alles bestens. "Die Planung sieht jetzt folgendermaßen aus, Mama und ich fliegen übermorgen zusammen mit Stella, Luna und Benny rüber. Und ihr Großen bleibt alleine hier. Ist das für euch in Ordnung?" "Warum denn wir nicht auch?", murrte Tessa. "Weil die Kleinen zusammen mit Rosa, Feli und den Kindern von Alex und Dogan auf der Finca bei den Omas bleiben, während wir mit der Katharina einen Kurzturn machen.", schaltete sich meine Mom ein "Oder wollt ihr zu den  langweiligen Erwachsenen mit auf das Schiff." Maja schüttelte sofort angewidert den Kopf "Nö, da werde ich ja nur wieder seekrank und füttere die Fische." Mama schaute uns alle fragend an "Also, ihr habt die Wahl. Bei den Omas in der Finca oder hier alleine." Das war doch wohl eine klare Entscheidung. "Hier.", erscholl es vierstimmig. Ich schaute zu Leo, die bis jetzt nichts dazu gesagt hatte. Scheinbar war das meiner Mom auch aufgefallen "Leo, hast du damit ein Problem?" Sie zuckte mit den Schultern "Eigentlich nicht. Aber was sagen wir Papili?" Ohja, das war wirklich ein Problem. Wenn Roman davon erfuhr, dass wir fünf hier alleine auf Ibiza waren, dann drehte der garantiert durch. Im mildesten Fall gab es eine telefonische Standleitung. Und an den schlimmsten Fall wollte ich gar nicht denken. "Der kann alles essen, muss aber nicht alles wissen.", entschied mein Paps sofort "Wenn ich an das Affentheater denke, dass er veranstaltet hat, als wir am Steinhuder Meer waren." Er schüttelte grinsend seinen Kopf "Wahrscheinlich heuert der gleich die Schweizer Garde an und lässt die Helikopter über der Finca kreisen." Mom fing auch an zu lachen "Ja, Schnutzelchen. Das braucht wirklich keiner." Sofort wurde sie wieder ernst und schaute uns der Reihe nach an "Wir können uns doch auf euch verlassen, ne?" Ein kollektives Nicken setzte ein. "Prima.", Paps klatschte in die Hände "Dann wäre das ja auch geklärt. Was wollen wir denn jetzt noch machen?" "Strand.", quietschten die Drillinge los, während Maja, Tessa und Phil "Pool." brummten. Also was ich am liebsten machen würde, war klar. Aber ich konnte ja schlecht sagen mit Leo kuscheln. Paps rieb sich sein Kinn, ehe er sich am Hinterkopf kratzte "Bei so viel Einigkeit würde ich doch mal vorschlagen, wir fahren zum Hippiemarkt und schauen mal, was da so abgeht." Sofort quietschten Luna und Stella freudig los und sprangen von ihren Stühlen auf "Dürfen wir uns da auch wieder verkleiden und Fotos machen?" Beim letzten Mal hatten sie diesen Stand entdeckt, wo man nostalgische Hippifotos als Andenken machen konnte. Mom nickte nur "Na klar, könnt ihr das." Phil grinste  "Da laufen echt immer scharfe Bräute herum." Mir fiel eher ein, dass dort immer ein unheimliches Gedränge war. Vielleicht musste ich ja aufpassen, dass Leo nicht verloren ging. Das wäre doch vieleicht eine Möglichkeit Händchen zu halten. "Sag mal Schnutzelchen, wenn wir schon da sind, dann können wir doch auf dem Rücckweg noch bei diesem tollen kleinen Restaurant anhalten, wo man dirkt am Strand sitzt. Du weißt schon, wo es diese leckere Paella gibt und allen möglichen Fisch." Maja und Tessa begannen unruhig auf ihren Stühlen hin und herzurutschen. "Auja, da gab es so leckere Greixonera." Mama nickte sofort und bekam einen ganz verträumten Blick "Stimmt, der Nachtisch war so lecker." Paps schüttelte ungläubig den Kopf "Also ihr seid echt sowas von verfressen. Wir haben noch nicht einmal den Mittagstisch abgedeckt und ihr denkt schon an das nächste Futter. So, jetzt aber los." Er klopfte auf den Tisch, ehe er anfing die Teller zusammenzustellen. Mein Blick fiel zu Leo, die auch schon dabei war abzuräumen. Ab übermorgen würden wir wieder drei Tage ganz für uns alleine haben. Wir würden uns nicht einmal vor meinem Paps und den Drillingen verstecken müssen. Das hieß wir konnten die ganze Zeit händchenhaltend und knutschend durch die Gegend laufen. Und wir konnten kuscheln, wann wir wollten. Vielleicht war dann ja auch der richtige Zeitpunkt. Bei dem Gedanken wurde mir ganz heiß. Toll wäre das schon. Aber...ob ich das nicht vergeigte? Nee, mit dem Küssen hatte es doch auch geklappt. Vielleicht sollte ich einfach noch einmal vorher mit Phil quatschen und mir Tipps holen. Obwohl, irgendwie war das auch blöd. Der lachte sich doch garantiert scheckig. Egal, das würde ich mir noch später überlegen. Aber auf dem Hippiemarkt würde ich meine Augen aufhalten nach Kerzen. Ja, die mussten unbedingt sein. Und vielleicht fand ich ja auch etwas Hübsches für Leo, das ich ihr kaufen konnte. So als Andenken, damit sie immer wieder daran zurückdachte. Vielleicht ein Armband oder so. Das wäre es doch. Das würde ich ihr dann hinterher schenken. Und wenn wir noch warten wollten, dann hob ich es eben so lange noch auf. Aber dann war ich jederzeit vorbereitet. Total kribbelig lief ich den anderen hinterher zu den Autos. Die nächsten Tage würden sowas von toll werden. "Ay Digger, pass doch mal auf." Phil schaute mich sauer an "Du bist mir voll in die Hacken gelatscht." Plötzlich fing er an zu grinsen "Ach du bist in Gedanken schon ganz woanders. Aber dass du was von meinen Fahrkarten abbekommst, kannst du dir gleich abschminken. Die werde ich in den drei Tagen alle selbst brauchen."
"Was denn für Fahrkarten? Wo willst du denn hin?", fragte Leo neugierig, die gerade neben uns aufgetaucht war. Boah, das wurde jetzt echt peinlich. "Ach ins Paradies.", lachte er. "Wo ist denn  das?", fragte Maja, die sich auch zu uns gesellt hatte. Na da war ich aber mal auf die Antwort gespannt. "Ach ist nur so eine Bucht gleich hier um die Ecke." Um eine Antwort war er aber auch nie verlegen. Meine Schwester verzogen ihr Gesicht "Du meinst die Vögelbucht?" Klar hatte sie auch schon mitbekommen, was bei Phil abging, auch wenn sie selbst noch nicht das geringste Interesse in Richtung Jungs hatte. "Na dann viel Vergnügen. Wir bleiben lieber hier und haben hier unseren Spaß.", grinste Leo ihn an und zwinkerte mir zu. Wieder spürtte ich, wie eine gewisse Hitze in mir aufstieg.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt