Kapitel 9

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"Na, hast du dir schon die Webseite vom VFL angeschaut?" Tessa schaute mich grinsend an. Natürlich hatte ich mir die sofort angeschaut, nachdem wir vom Spiel zu Hause waren. Die Ansage von Kehl hatte uns total geschockt.
"Das sieht doch alles voll hammer aus." Tessa fing an wie ein Wolf zu heulen. So ganz konnte ich ihre Freude nicht teilen. Mir war eigentlich mehr nach wirklich heulen, denn eigentlich wollte ich nicht weg von Dortmund. Es war immer nur mein Traum Fussball für den BVB zu spielen und dort im Tor zu stehen wie mein Dad. Außerdem wollte ich eigentlich meine Familie auch nicht verlassen. Klar zofften sich Mama und Papili ziemlich oft in letzter Zeit, aber trotzdem oder gerade deshalb wollte ich eigentlich nicht weg. Wer sollte denn dann meinem kleinen Bruder zur Seite stehen, wenn Papili wieder viel zu viel von ihm erwartete. Oder wenn Delphine ihre Prinzessinnenphase hatte und ihn schikanierte, was so ziemlich immer der Fall war? 
"Wir müssen unsere Alten nur noch davon überzeugen, dass wir eine WG gründen und nicht im Internat wohnen.", lachte Maja. Das wäre zwar toll, aber ich war mir sicher, dass mein Papili eher mitziehen würde, als das zu erlauben. Und wenn ich so an meine letzten Noten dachte, war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob ich überhaupte noch einmal einen Fussball in meinen Händen halten würde, bevor ich volljährig war. Wenn ich eine Ehrenrunde drehen musste, würde Mama da garantiert einen Riegel vorschieben.
"Los, komm." Maja zog mich am Arm mit. "Wir haben jetzt die Projektstunde mit unseren Blassnasenbrüdern zusammen." Ich atmete auf und mein Herz fing an zu hüpfen. Das bedeutete eine Doppelstunde kein Mathe. Und was mein Herz noch mehr hüpfen ließ, das war eine Doppelstunde in Max seiner Nähe. Ich hatte garantiert nicht so viel Glück mit ihm in ein Team zu kommen. Aber wenn ich ehrlich war, war er auch ein Grund, warum ich Dortmund nur sehr ungern verlassen würde.

"Schön, dass ihr euch alle hier eingefunden habt.", wurden wir von Frau Burmester begrüßt und auch Herr Riemann lächelte uns freundlich entgegen. "Wir werden gleich noch einmal die Aufgabenstellung erklären und dann die Arbeitsgruppen einteilen." Ich schaute durch den Raum, sofort zwinkerte mir dieser dämliche Leo zu. Ich verdrehte die Augen und schaute weiter. Mein Blick blieb bei Max hängen, der verträumt zu mir schaute. Wahrscheinlich dachte er gerade wieder an seine Stute und ging im Geiste irgendwelche Figuren durch. Ich wuuste, dass er Dressurreiter war und nicht wie Phil über irgendwelche Hindernisse hüpfte. Sofort hatte ich ein Bild vor Augen, wie er in den Reitklamotten auf dem Pferd den Parcours oder wie das hieß durchquerte. Mein Herz hüpfte gleich noch ein wenig mehr. Tessa stubste mich in die Seite "Wenn wir mit Max und Phil in eine Gruppe kommen, haben wir die nächste Zeit ein gechilltes Leben."
"So, nachdem das geklärt ist. Hat noch jemand Fragen?" Frau Burmester schaute durch unsere Reihen. Mist, ich hatte nicht einmal zugehört, also wie sollte ich Fragen haben. Was war überhaupt das Projektthema? "Prima, wenn keiner Fragen hat, dann können wir ja gleich mit der Gruppenaufteilung beginnen. Herr Riemann und ich haben uns da schon einmal einen Plan zu gemacht." War ja klar, dass wir da kein Mitspracherecht hatten.  Wäre ja auch zu schön gewesen.
"Also ich nehme in meine Gruppe die kleine Bürki. Wir bilden eine Zweiergruppe." Leo grinste mich anzüglich an "Die zwei Leos. Das wird wild, roaw." Ein paar fingen an zu lachen, während es mich schon bei dem Gedanken schüttelte. Ich schaute verzweifelt zu den Lehrern.
"Nix, da. Hier sucht sich niemand seine Gruppe aus. Außerdem werden es immer Vierergruppen." Herr Riemann schaute Leo streng an "Und solche Bemerkungen gehören nicht in den Unterricht. Damit wir uns gleich richtig verstehen. Sollte ich irgendwo mitbekommen, dass sich die älteren Schüler den jüngeren in nicht angebrachter Art nähern, wird es ernste Gespräche mit Konsequenzen geben. Wir haben uns doch hoffentlich verstanden, Leonard." Der nickte nur grinsend. Gab es eigentlich irgendetwas, was den bremsen konnte?
"Wir haben beschlossen, dass jedem Oberschüler drei Schüler aus der Unterstufe zugelost werden." Na, dann konnte ich ja nur auf den Losgott hoffen, dass er mich vor Leo verschonte. Frau Burmester griff in den Becher vor sich und zog den ersten Zettel heraus "Philipp Reus." als nächstes griff sie in den anderen Topf "Sascha Durm" Ich schaute zu meinem Cousin neben mir, der zufrieden grinste. Frau Burmester zog den nächsten Zettel. "Tessa Reus" ich hörte ein Quietschen neben mir.
"Maja Reus. So, dann haben wir die erste Gruppe komplett." Meine Freundinnen schlugen miteinander ein. "Ihr könnt euch dann schon einmal einen Tisch suchen und mit eurem Thema anfangen. Herr Riemann drückte Phil einen Zettel in die Hand. Ich schaute sehnsüchtig zu meinen drei Freunden, während unsere Lehrerin weiterzog und schon die nächste Gruppe zusammenstellte. "Bitte Max, bitte, bitte Max", flüsterte ich die ganze Zeit fast lautlos vor mich her. Ich schaute nervös zu den Leuten um mich herum, die immer weniger wurden. Leo war immer noch im Lostopf. Das fehlte mir ja gerade noch. Mit dem wollte ich ja mal so auf gar keinen Fall in eine Gruppe.
"So, jetzt losen wir als nächstes erst einmal unsere einzige Dreiergruppe aus bevor wir mit den Vierergruppen weitermachen." Frau Burmester griff in den Oberstufentopf "Leonard Weidenfeller." Bitte, bitte nicht ich. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel.
"Leokardia Bürki.", ertönte Frau Burmesters Stimme. Das konnte doch nicht sein. "Wuhu, können wir das nicht bei einer Zweiergruppe belassen. Ich stehe nicht so auf einen flotten Dreier.", gröhlte der Depp sofort los. "Leonard, ich möchte so etwas nicht noch einmal hören. Ich habe mich doch wohl vorhin klar genug ausgedrückt." Herr Riemann schaute ihn warnend an. Mir wurde speiübel alleine bei dem Gedanken mit dem Arsch zusammenarbeiten zu müssen. Was hatte ich verbrochen, um mit dem bestraft zu werden. Okay, ich hatte Papilis Unterschrift gefälscht. Das würde ich auch nie wieder machen, aber bitte, bitte Max sollte der Dritte in der Gruppe werden. Bei meinem Glück, was mir am Stiefel pappte war, es aber bestimmt einer von uns aus der Unterstufe.
"Und der Dritte im Bunde ist Maximilian Reus." Ich traute meinen Ohren nicht. Mein Blick fiel zu Max, der einen Zettel von Herrn Riemann in die Hand gedrückt bekam. Nein, ich hatte mich wirklich nicht verhört. Mein Herz hopste in meiner Brust als ich aufsprang, um zu ihm zu laufen. Ich würde mit Max zusammenarbeiten, was interessierte da schon dieser aufgeblasene Primat, der gerade hinter mir her trampelte.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt