Kein Schuss, trotzdem ein Treffer ✔Teil 5

Kapitel 22

Ich stocherte in meinem Essen herum. Irgendwie war mir heute schon die ganze Zeit komisch im Magen. Was würde ich machen, wenn ich bei meinem Date mit Leo wieder nicht meinen Mund aufbekommen würde? Ehrlich gesagt, ging mir der Arsch megamäßig auf Grundeis. Ich hatte gleich nachdem Leo mich gefragt hatte schon die Kinokarten bestellt. Phil hatte mir beim Aussuchen geholfen. Er hatte darauf bestanden, dass ich letzte Reihe Mitte nahm.  Hoffentlich war das kein Fehler. Aber andererseits kannte er sich mit Dates ja viel besser aus. Also sollte ich mich auf ihn verlassen.
"Boah, was veranstaltest du denn mit deinem Essen?" Tessa schaute mich angewidert an. "Spaghetti muss man echt nicht quetscchen. Und wenn du keinen Hunger hast, kannst du sie mir geben." Ja, Hunger hatte ich wirklich nicht. Dazu war ich viel zu aufgeregt. "Nix da, wenn hier einer den Teller bekommt, dann ich." Meine Mom schaute mich fragend an. Ich schob den Teller zu ihr. "Und ihr anderen könnt euch noch einen Nachschlag holen.", setzte sie sofort nach, als dreistimmiges Gemurre einsetzte. Sofort sprangen Tessa, Maja und Benny auf und flitzten mit ihren Tellern zum Herd.  "Ihr seid was von verfressen." Paps schüttelte nur mit dem Kopf. "Und was liegt heute bei euch Nachmittag an?" Er schaute einmal in die Runde. "Wir sind zu einem Geburtstag eingeladen.", lachte Stella und Luna klatschte in die Hände. "Wir gucken Fussball.", empörte sich Maja, als wäre das wohl mehr als klar "Was sollten wir sonst Samstag Nachmittag machen?", empörte sich auch Tessa. Paps hob entschuldigend seine Hände "Wie konnte ich nur fragen. Und ihr?", er schaute zu Phil und mir. Mist, was sollte ich denn jetzt sagen. Wenn ich Kino sagte, kam garantiert die Frage mit wem. Mein Blick fiel zur Uhr. Mist, ich musste mich so langsam auch fertig machen. "Kino.", brummte auf einmal Phil. "Was denn?" Boah, musste Mom echt von ihrem Essen ablassen und neugierig sein? Vielleicht sollte ich ihr schnell noch einen Nachschlag holen, damit sie beschäftigt war. "Avengers.", brummte jetzt also ich. "Boah, der soll echt geil sein.", grinste Paps "Den sollten wir uns auch anschauen, Prinzessin." Meine Mom schüttelte ihren Kopf "Nicht heute. Ich muss die Drillinge zum Geburtstag bringen, mein Schnutzelchen." Erleichtert atmete ich auf. Das hätte mir ja gerade noch gefehlt. "Menno.", mein Paps zog eine enttäuschte Flappe "Ich hatte mich schon auf die letzte Reihe zum Knutschen gefreut."
"Reus, was sollen die Kinder denn denken." Mom gab ihm einen Klaps an den Hinterkopf. "Wie wäre es mit, dass wir uns lieben?", grinste er sofort, beugte sich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf ihren Mund."igittigitt.", kreischten meine Schwestern los. Während Phil nur seinen Kopf schüttelte "Dumme Hühner. Komm wir müssen uns aber langsam beeilen, sonst verpassen wir den Anfang." Ich guckte dankbar zu meinem Zwilling und sprang auch auf.  In meinem Zimmer schlüpfte ich dann schnell in meine beste Jeans und zog noch mein bestes Shirt an. Ich lief ins Bad, um meine Haare zu kontrollieren. Okay, die waren auch in Ordnung. Auf ein Mal hörte ich ein zischendes Geräusch. "Du wolltest doch nicht ohne Parfum los." Phil schaute mich kopfschüttelnd an. "Die Weiber stehen darauf, wenn du gut riechst." Wenn er das sagt, dann war das wohl so. Ich hustete leicht, so wie er mich eingenebelt hatte, war das ja kein Wunder. Mein Blick fiel auf meine Uhr. Ich musste mich wirklich beeilen, denn ich wollte auf gar keinen Fall zu spät kommen. Lieber war ich zehn Minuten zu früh da, nicht dass Leo es sich noch anders überlegte. "Hier Alter." Phil drückte mir etwas in die Hand. Ich schaute kurz, was es war. "Was soll ich mit einem Kondom?" Ich schaute ihn verwirrt an. "Ist nicht dein Ernst, dass du nicht weißt, was du damit sollst.", gackerte er los. "Hat Paps dir noch keinen seiner gefürchteten Vorträge über die Wichtigkeit der Verhütung besonders bei Reus Männern gehalten?" Leider war ich auch schon einmal sein Opfer. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie peinlich das war. Trotzdem war das heute meine erstes Date mit Leo, da brauchte ich das garantiert nicht. Ich drückte es meinem Bruder also nur wortlos wieder in die Hand, ehe ich meine Jacke griff und noch schnell mein Handy und Portemonnaie einsteckte. "Na dann, Glück auf. Mache deine Perle endgültig klar." Phil klopfte mir auf die Schulter und stopfte mir noch etwas in meine Hosentasche. "Kleiner Glücksbringer.", zwinkerte er mir zu. Mein Blick fiel wieder zur Uhr. Jetzt musste ich aber wirklich durchstarten. Ich würde nachher gucken, was er mir da zugesteckt hatte. Gerade als ich aus unserem Grundstück kam, sah ich auch Leo den Weg heruntergelaufen kommen. Ich wartete kurz auf sie. "Hallo.", strahlte sie mich an. "Ha...hallo.", stotterte ich auch schon wieder. Man, das fing ja schon gut an.  "Komm wir müssen uns beeilen, der Bus kommt gleich." Leo stupste mich an und lief etwas schneller. Ich passte mich schnell ihrer Geschwindigkeit an. Eben als sie mich angeschaut hatte, war irgendetwas an ihr anders. Sie sah irgendwie noch hübscher aus als sonst. Unauffällig versuchte ich sie zu mustern. Wow, sie trug einen Rock und keine Sportschuhe. Man konnte richtig ihre hübschen Beine sehen. Ob sie sich extra für mich so schick gemacht hatte? "Schau, da kommt schon der Bus."Ein Lächeln zierte ihe Gesicht, kaum dass wir an der Haltestelle angekommen waren. Man, glänzten ihre Lippen eigentlich immer so verführerisch? Als der Bus vor uns zum Stehen kam, fing Leo an in ihrer Tasche zu wühlen. "Ich bezahle.", stoppte ich sie sofort. Mein Paps hatte uns das schon ziemlich früh eingetrichtert, dass beim Date immer der Mann bezahlte. Heute Vormittag war ich deshalb extra noch zum Geldautomaten mit dem Fahrrad gefahren, damit ich auch genug Bargeld dabei hatte. Manchmal wäre es echt einfacher, wenn Mom und Dad uns unser Taschengeld bar geben würden. Andererseits ist ihre Idee, dass wir so schneller lernen damit verantwortungsvoll umzugehen ja auch nicht verkehrt. Sie meinen immer, dass nur weil sie genug Geld haben, wir nicht zu solchen Rich Kids werden sollen. "Zwei mal, bitte.", wandte ich mich also an den Busfahrer und hielt ihm einen zehn Euroschein hin, den ich aus meinem Portemonnaie genommen hatte, während Leo wartend neben mir stand.  "Hast du noch einen Euro? Sonst klappt das mit dem Wechseln nicht." Der Fahrer schaute mich erwartungsvoll  an. Gerade als ich den Kopf schütteln wollte, fiel mir das Kleingeld in meiner Tasche ein und ich holte es heraus. Als ich meine Hand öffnete, dachte ich, mich traf gleich der Schlag. Jetzt wusste ich, was mein Bruder mit dem Glücksbringer gemeint hatte. Scheiße, er hatte mir doch wieder dieses dämliche Kondom untergejubelt. Ich griff schnell einen Euro und steckte den Rest wieder in meine Tasche. Fuck, war das peinlich. Was sollte Leo denn jetzt von mir denken? Ich schaute kurz zur Seite. Sie studierte scheinnbar gerade den Fahrplan, der am Fenster angebracht war. Dann hatte sie das ja vielleicht gar nicht mitbekommen, versuchte ich mich zu beruhigen. Trotzdem spürte ich diese Hitze in meinem Gesicht. Wahrscheinlich sah ich gerade wieder wie ein gekochter Hummer aus. Wir sollten uns einfach ganz schnell irgendwo hinsetzen. Ich drehte mich also um und wollte gerade loslaufen, als die Stimme des Fahrers wieder erscholl "Halt, mal nicht so aufgeregt. Hier ist noch dein Wechselgeld und die Fahrkarten." Er hielt mir alles hin. Schnell griff ich danach "Na, dann noch einen schönen Abend euch beiden.", zwinkerte er mir zu, während er blöde mit seinen Augenbrauen wackelte. Boah, ging es noch peinlicher? Ich schaute sicherheitshalber noch einmal zu Leo, die das aber scheinbar wirklich nicht mitbekommen hatte. Phil würde ich heute Abend, wenn ich nach Hause kam, so was von in den Arsch treten. Das war sicher.