Kapitel 48

444 53 18
                                    


Ich schaute erschrocken zu meinen Schwestern, die Leo wütend anfunkelten. "Wann wolltest du es uns sagen?", fand Tessa als erst ihre Sprache wieder. "Mädels chillt mal. Die beiden sind echt süß zusammen." Phil schaute die beiden total entspannt an. "Wie, du weißt auch Bescheid.", empörte sich Maja. Diesmal bekam ich einen finsteren Blick ab. Ehrlich gesagt störte mich das aber weniger. Ich machte mir eher Sorgen um Leo, die ziemlich traurig aussah. "Na, klasse. Was bist du denn für eine Freundin?", stieg sofort wieder Tessa ein. "Genau, Kreti und Pleti wissen Bescheid. Nur deine angeblich besten Freundinnen nicht.", ereiferte sich gleich wieder Maja. "Wir heißen nicht Kreti und Pleti sondern Phil und Sascha.", meldete sich mein Zwilling zu Wort. "Das ist egal, wie ihr heißt. Ihr seid elende Lügner und Verräter. Jedenfalls bist du keine Freundin mehr. Von unseren blöden Brüdern konnte man so etwas ja eher erwarten " Tessa sprang auf und zog Maja mit hoch. "Komm, mit denen will ich nichts mehr zu tun haben." Ohoh, die beiden waren echt stinkesauer, so wie sie davon stampften. Ich schaute wieder zu Leo, die aussah als würde sie gleich weinen. Das tat mir richtig weh. Am liebsten würde ich mein Mädchen jetzt in den Arm nehmen und trösten. Aber das konnte ich ja nicht. Verfluchter Roman. "Ich.... ich wollte doch nur ....nur von euch ablenken.", stotterte Sascha. "Ich dachte, sie fangen an zu lachen, dass das totaler Blödsinn ist mit euch beiden und dann hätte ich gesagt, dass ich ja auch Leo Weidenfeller und die Maxi aus unserer Klasse meinte.", erklärte er seine Idee. "Das war gar nicht mal dumm." Phil klopfte ihm anerkennend auf die Schulter "Hätte echt funktionieren können." Leo riss ihren Kopf hoch "Ja, wenn ich nicht so durchgedreht wäre. Saschi, tut mir Leid, dass ich dich so angegangen bin." Sie sah total deprimiert aus. "Bitte sei du nicht auch noch böse mit mir. Tessa und Maja verzeihen mir das niemals " Es tat mir echt im Herzen weh sie so zu sehen und nichts tun zu können. Ich schaute mich um, ob Roman irgendwo in der Nähe war. Ich konnte ihn aber nirgends entdecken. Vorsichtig strich ich also sanft über Leos Hand, die mich sofort anschaute. Ein kurzes Lächeln blitzte auf. Sascha legte ihr auch seinen Arm um die Schulter "Ich rede mit Tessa und Maja. Wir sind doch das Kleeblatt. Wir halten immer zusammen." Ich hoffte, er hatte Recht. Auf alle Fälle wäre es sonst noch schwieriger für uns. Alle wären garantiert total misstrauisch, wenn die vier Zoff hätten, denn das gab es noch nie. Und dann würde es Fragen geben und alles würde herauskommen. Ich schaute ihm hinterher, wie er zu meinen Schwestern lief, die sich in die Hollywoodschaukel gesetzt hatten und eifrig miteinander debattierten. Wie hatten sie das vorhin eigentlich mit den blöden Brüdern gemeint? Eigentlich hatten wir doch ein gutes Verhältnis. Und wie so konnte man von uns erwarten, dass wir ihnen etwas verheimlichten? Ich hatte bis jetzt noch nie meinen Schwestern etwas verheimlicht. Naja, halt bis jetzt. Aber sie mussten doch verstehen, dass das wegen Roman nicht ging. Ich würde auch viel lieber allen zeigen, dass Leo mein Mädchen war. Wo war Leo überhaupt? Während ich meinen Gedanken nachgehangen hatte, musste sie wohl aufgestanden sein. "Mensch, die Zicken kriegen sich schon wieder ein." Phil klopfte mir auf die Schulter. Das hoffte ich wirklich. Mein Blick fiel zur Hollywoodschaukel, wo Sascha  mittlerweile auf sie einredete. Ich lief zur Terrasse. Leo drückte ihren kleinen Bruder gerade an ihre Brust, der sofort glücklich quietschte. Da sah mein Mädchen auch gleich wieder positiver aus.
"Spielen wir alle Fussball?" Benny lief zusammen mit Feli und den anderen Zwergen durch die Gegend und versuchte uns Große mit zu animieren. Naja, sagen wir mal so, sie versuchten eher Tessa, Maja, Sascha und Leo zu animieren. Bei Phil und mir hatten sie es schon vor langer Zeit aufgegeben. Narürlich waren meine Schwestern sofort dabei. Auch Leo stellte Dani bei ihrer Oma ab. "Mannschaften wie immer. Wir gegen das Kleeblatt?" Benny schaute sich fragend um. "Nee. Wir drei gegen Leokardia und den Rest.", kam es sofort zweistimmig von meinen Schwestern und sie zeigten auf sich und Sascha. Leo schaute sie wie ein getretener Hund an. "Dann spiele ich auch mit in Leos Mannschaft.", hörte ich mich sagen. Tessa schnaubte nur abwertend, während Benny maulte "Du stehst doch sowieso nur im Weg und triffst keinen Ball." Das war mir ehrlich gesagt egal. Ich wollte jedenfalls meinem Mädchen beistehen, wenn meine Schwestern sich so blöd benahmen. Wir stellten uns also alle auf, als Roman zusammen mit seinem kleinen Sohn angerannt kam, der seinen Vater verwirrt anschaute und fast über seine eigenen Füße stolperte, weil er gar nicht so schnell mitkam. "Dani spielt auch mit." Er stellte den kleinen zwischen die ganzen anderen. "Will nich Ball pielen." Der Zwerg klammerte sich an das Bein seines Papas und fing an zu weinen. "Hör auf zu flennen, du Heulsuse. Ein richtiger Junge spielt Fussball.", beharrte Roman und löste die Hände seines Sohnes, ehe er beiseite trat. Dani blieb stocksteif stehen und schluchzte bitterlich, während die anderen anfingen den Ball zu kicken. Keinen Moment später wurde er auch schon davon am Kopf getroffen und plumpste auf seinen Hintern. Er schrie laut auf. Das hatte bestimmt weh getan.
"Was ist denn hier los?" Jasi kam angerannt. Ihr folgte meine Mom und Kathi, die scheinbar gerade zusammen im Haus gewesen waren.
"Ach der Waschlappen jammert schon wieder, weil er Fussball spielen soll." Roman machte eine abwertende Handbewegung. "Wie hast du gerade deinen Sohn genannt?" Jasi funkelte ihren Mann an, während ich sah, wie Leo ihren kleinen Bruder auf den Arm nahm und tröstete. "Naja ist doch wahr, schau dir doch das Bürschli an. Heult wie so ein Muttersöhnchen, weil er einen Ball abbekommen hat."
"Wie, er hat den Ball abbekommen? Wir reden hier von einem Dreijährigen. Aber manchmal frage ich mich, ob du mit deinem Kopf zu oft gegen den Pfosten gerannt bist." Jasi war mächtig in Fahrt. Alle Gespräche ringsum verstummten. "Was soll das heißen, mei Sunneschii." Roman schaute seine Frau verwirrt an. "Das soll heißen, dass du ein totaler Idiot bist. Mir reicht es jetzt endgültig. Und dein blödes Sunneschii kannst du dir in deinen verbohrten Arsch schieben. Die Sonne hat ausgeschienen." Jasi drehte sich um und stürmte davon. Als nächstes war ein aufjaulender Automotor zu hören. Ich schaute zu Leo und sah, wie ihr Tränen über die Wange liefen.
"Na das hast du ja sauber hinbekommen, Sohn." Romans Vater stand kopfschüttelnd neben ihm und seine Mutter lief zusammen mit meiner Mom zu Leo. Am liebsten würde ich jetzt zu meinem Mädchen gehen und sie trösten. Das würde aber im Moment nur für noch mehr Stress sorgen. Ich sah, wie Leos Oma ihr Dani abnahm und ihn tröstete, während meine Mom Leo in den Arm nahm. Wenigstens kümmerte sich meine Mom um sie. Das war gut.
"Mensch Bürki, wie blöd bist du eigentlich.", mischte sich jetzt auch mein Paps ein "Du kannst doch deinen Sohn nicht zum Fussball zwingen. Du hast doch gesehen, was damals dabei herausgekommen ist, als wir die Mädels zu etwas zwingen wollten." Roman stand wie angewurzelt da und reagierte überhaupt nicht. "Menschenskinder, jetzt beweg gefälligst deinen Arsch und sehe zu, dass du dich bei deiner Frau entschuldigst."Leos Opa schaute seinen Sohn sauer an. "Wir kümmern uns um die Kinder. Ich will dich und Jasi nicht vor Montag Abend wiedersehen. Und zwar glücklich. Ist das klar.", setzte er noch nach. Roman nickte nur und lief ins Haus. Ich schaute wieder zu Leo, die immer noch von meiner Mom getröstet wurde. Na das war ja ein super Ostern für mein Mädchen. Erst der Zoff  mit meinen Schwestern und dann der Zoff von ihren Eltern. Ich strich mit meiner Hand über mein Lederarmband. Dabei hatte der Tag doch so gut angefangen.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt