Kapitel 35

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Zum perfekten Ort? Was meinte Max denn mit dem perfekten Ort? Ich spürte wie sich mein Magen leicht zusammenzog. Der perfekte Ort, um meine Leiche zu verscharren? Ich schlug mir innerlich vor die Stirn. Als wenn Max mir jemals was tun würde. So ein Blödsinn. Aber wofür dann der perfekte Ort? Wollte er etwa mit mir schlafen? Oh, mein Gott. Mein Magen zog sich noch mehr zusammen. Nicht, dass ich mir das nicht mit Max vorstellen könnte, doch aber jetzt noch nicht. Ich war dafür noch überhaupt nicht bereit. Das würde er doch verstehen? Das musste er verstehen! Scheiße, wie sollte ich ihm denn klar machen, dass es nicht daran lag, dass ich ihn nicht genug liebte. Vielleicht suchte er sich dann eine andere Freundin. Nein, das würde Max bestimmt nicht tun. Ich musste daran denken, wie wir vor erst ein paar Minuten zusammen Nelly geputzt hatten. Er hatte sofort meine Angst davor bemerkt. Als er sich hinter mich gestellt hatte und zusammen mit mir diese beiden Putzdinger über ihren Körper  gleiten ließ. Man, kribbelte da alles in mir. Ich hatte mich mit meinem Rücken vielleicht sogar ein bisschen mehr als nötig an seine Brust gekuschelt. Aber das war so ein angenehmes warmes Gefühl. Und meine Angst, dass mir Nelly irgendetwas tun konnte, war wie weggeblasen. Ich war sogar so mutig, ihr ganz alleine einen Apfel zu geben. Meinen Pausenapfel hatte ich nämlich extra für sie aufgespart. Es war wirklich unglaublich wie vorsichtig Nelly von dem Apfel abbiss und wie samtig ihr Maul war. Das hätte ich echt nie gedacht. Und das alles nur, weil Max da war und mich ermutigte. Nein, er würde niemals etwas machen, was nicht gut für mich wäre. Außerdem war er der verständnisvollste Mensch, den ich kannte. Er hatte garantiert auch Verständnis dafür, wenn ich noch nicht weitergehen wollte. Erleichtert atmete ich auf. Genau. So würde es sein. Ich blickte kurz zur Seite, als sich Max Hand fester um meine schloss. Irgendwie wirkte er nervös als er plötzlich stehen blieb. Ich hörte in der Ferne einen Kuckuck rufen und um uns Vögel zwitschern als ich meinen Blick von Max abwendete. Vor uns lag ein kleiner Tümpel aus dem ein bemooster Baumstamm herausragte. Ein Entenpärchen drehte im Wasser seine Runden. "Komm, da." Max deutete mit seiner Hand zu einer Bank, die am Rand des Teichs stand. Irgendwie war er heute wieder etwas komisch, seit wir den Stall verlassen hatten. Er war fast wieder so wie bevor wir zusammengekommen waren. So total schweigsam. Man bekam nur einzelne Worte aus ihm heraus. Das war echt beunruhigend. Ob doch irgendetwas war? Mein Magen zog sich sofort wieder zusammen. Vielleicht wollte er ja mit mir Schluß machen. Bestimmt ging ihm die ganze Heimlichtuerei wegen Papili total auf die Nerven. Das war ja klar. Wer wollte schon eine Freundin mit der man sich nicht öffentlich zeigen konnte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Max mich zu der Bank zog und sich darauf setzte. Sollte ich mich jetzt auf seinen Schoß setzen? Aber wenn er wirklich Schluss machen wollte, war das ja noch peinlicher. Also setzte ich mich einfach neben ihn. Sofort rutschte er dichter an mich und legte seinen Arm um meine Schulter. Das machte doch niemand, der seine Freundin abservieren wollte, oder? Ich atmete erleichtert auf, als Max auch schon mit seinem Gesicht sich näherte. Okay, definitiv niemand, der das beenden wollte, würde vorher küssen. Mein Magen hatte sich total entkrampft und fühlte sich stattdessen wie ein Ameisenhaufen an. Ich liebte es, wenn er seine Lippen auf meine drückte. Sofort fing dann immer alles in mir zu kribbeln an. Genau wie gerade in diesem Moment. Man, das war so schön. Max seine Lippen waren immer so schön warm und weich. Ob er wohl auch Labello benutzte? Ein eigenartiges Stupsen an meinen Lippen riss mich aus diesem Gedanken. Erschrocken öffnete ich leicht meine Lippen, als sich auch schon etwas in meinen Mund drängte und dort bewegte. Das war nicht irgendetwas. Das war Max seine Zunge, die dort meine anstupste. Das fühlte sich irgendwie seltsam an. Aber ehrlich gesagt irgendwie seltsam gut. Ehe ich noch weiter darüber nachdenken konnte, entwickelte auch meine Zunge ein ungeahntes Eigenleben. Verflucht nochmal, das fühlte sich echt mehr als nur gut an. Das gefiel mir definitiv. Und die Ameisen hatten sich auch schon von meinem Magen im ganzen Körper verteilt. Warum hörte Max denn jetzt auf? Ich öffnete meine Augen wieder und schaute in zwei grünbraune, die mich unsicher musterten. Wieso unsicher? "Ähm, war.", ehe er weiterreden konnte, drückte ich ihm einfach wieder meine Lippen auf und stupste diesmal mit meiner Zunge gegen seine Lippen. Was er konnte, konnte ich auch. Ich brauchte auch nicht lange warten, ehe meine Zunge Besuch bekam. Das waren dann also die berühmt berüchtigten Zungenküsse von denen immer alle sprachen. Oft genug hatte ich das schon mitbekommen, wenn sich irgendwelche Mädels in der Schule darüber gackernd unterhalten hatten. Man, hatte ich immer gedacht, das ist doch voll ekelig. Ich will doch nicht die Spucke von jemand anderem schlabbern. Aber ehrlich gesagt. Das war alles andere als ekelig. Das war einfach nur wunderschön. Jedenfalls mit Max. Mit jemand anderem konnte ich mir das auf gar keinen Fall vorstellen. Als sich unsere Lippen voneinander lösten, zog mich Max ganz fest an sich. Ich spürte wie schnell sein Herz gegen meine Hand wummerte, die ich auf seine Brust gelegt hatte. Wow, er war also genauso durch den Wind wie ich.
"Das... das war...war total der...der Hammer.", stotterte er auf einmal los und schaute mich lächelnd an. Ich nickte wild mit meinem Kopf. "Ich hatte so Angst, dass ich das vergeige." Er kratzte sich am Kinn. Deshalb war er also wieder so komisch gewesen. "Du warst perfekt.", grinste ich "Auch, wenn ich keinen Vergleich habe." Max schaute mich kurz schockiert an, ehe er mich zu kitzeln begann "Das brauchst du auch nicht, du kleines freches Ding.", lachte er, während ich mich zu winden begann und lachend nach Luft schnappte. "Stimmt. Will ich auch gar nicht.", brachte ich zwischen den Lachern gerade so heraus. "Besser ist es.", knurrte Max grinsend und ließ von mir ab. "Aber wir brauchen definitiv noch ganz viel Übung.", versuchte ich so ernst wie möglich von mir zu geben. Er nickte schmunzelnd "Ja, Übung ist wichtig." Und schon spürte ich wieder seine Lippen auf meinen. Das war defintiv eine meiner liebsten Übungsaufgaben. Vielleicht konnte ich ihn ja auch nachher beim Lernen für die Schule überzeugen, dass ich mich extrem anstrengte und deshalb meine Belohnungsküsse auch eine höhere Belohnungsstufe erreichen mussten. Also nicht, dass ich unsere anderen Küsse nicht mochte, aber jetzt hatte er mich echt angefixt. Ich war schon süchtig nach diesen Küssen von Max.
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Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt