Kapitel 89

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"So, also wenn nur ein bisschen was ist, ruft ihr den Verwalter an. Gibt es echte Probleme könnt ihr bei Milis Mutter anrufen. Die Telefonnummer hängt am Kühlschrank. Die kann uns dann über Funk erreichen." Franzi schaute in die Runde "So weit alles klar?" Wir nickten alle fünf. "Prima, dann können wir ja jetzt los. Schnutzelchen hast du unseren Koffer schon im Auto?" Sie schaute ihren Mann fragend an, der nur grinsend nickte "Und ihr Knalltüten denkt dran, ich will nicht renovieren, wenn wir wiederkommen und wenn ihr Scheiße baut, dann so, dass wir es nicht mitbekommen. Ist das klar?" Diesmal nickten wir Marco zu. Na dann auf, Prinzessin." Er griff die Hand seiner Frau und zog sie mit sich zur Tür, als er sich noch einmal zu uns umdrehte "Und Phil und Max, vergesst, nicht einen Fahrschein zu lösen." Phil fing an zu lachen "Na Hauptsache du denkst auch daran." Musste ich das jetzt verstehen? "Warum müssen Max und Phil einen Fahrschein ziehen? Wollen die beiden irgendwo hin?" Maja zuckte genau wie Tessa mit den Schultern "Keine Ahnung. Vielleicht haben sie mal ihre Monatskarte vergessen und sind beim Schwarzfahren erwischt worden." Klar, das wäre eine Erklärung. Aber so genau wie Max immer war, konnte ich mir das nicht vorstellen. Naja, war ja auch egal, vielleicht fragte ich ihn nachher einfach selbst einmal. "Heute ist Pooltag.", jubelte Tessa los "Und nachher wird voll die fette Pizza bestellt.", schloss sich Maja jubelnd an. Ich schaute zu Max, der irgendwie in sich gekehrt schien. "Jolo, ab poolfertig machen.", klatschte auch Phil in seine Hände und alles verteilte sich zum Umziehen in die Zimmer. Eigentlich könnte ich doch heute mal meinen neuen Bikini dazu anprobieren. Ich zog ihn aus der Tüte, die immer noch in meinem Schrank gammelte und entfernte das Preisschild. Hoffentlich gefiel er Max. Schnell schlüpfte ich in das Bikinihöschen. Ups, das war aber ganz schön knapp. Da hingen ja fast meine kompletten Pobacken raus. Trotzdem zog ich auch das Oberteil an. Okay, das war jetzt auch nicht wirklich üppig, deckte aber alles notwendige ab. Ich stellte mich vor den Spiegel. Eigentlich sah der ja ganz gut aus. Trotzdem zupfte ich das Oberteil noch einmal zurecht, ehe ich mir ein Handtuch schnappte und mich auf den Weg zum Pool machte. "Wow, hot. Das Fräulein Bürki.", lachte Maja hinter mir und Tessa gackerte los "Da gibt es ja gleich wieder Würstchenalarm bei Max." Boah, waren die blöd. Sollte ich mich doch lieber noch einmal schnell umziehen? Nee, kam ja gar nicht in Frage. Wir waren hier am Pool, wo mich niemand Fremder sah und ich hatte mir den Bikini ja nicht umsonst gekauft. "Dein Alter würde jetzt garantiert eine Burka über dich stülpen, oder mindesten ein Dutzend Handtücher um dich wickeln.", kicherte Maja immer noch. Aber damit hatte sie wahrscheinlich recht. Papili würde total durchdrehen, wenn er mich so sah. Ich ließ mich auf der einen Sonnenliege nieder, genau wie meine Freundinnen neben mir. "Bist du eigentlich noch Jungfrau?" Maja schaute mich ernst an. Was wurde das denn jetzt für eine Fragerunde? Ich nickte "Weil Max nicht wollte oder weil du nicht wolltest?" Seit wann interessierte denn Maja so etwas. "Weil wir beide noch warten wollen.", antwortete ich kurz angebunden. Irgendwie war das voll komisch. Solche Gespräche hatten wir noch nie geführt. "Iihh, könnt ihr mal bitte das Thema wechseln. Schon der Gedanke, dass mein Bruder sein Würstchen in dich steckt ist total ekelig.", quiekte Tessa auf und schüttelte sich. "Können wir uns hier nicht einfach nur in Ruhe sonnen?" Also manchmal fragte ich mich wirklich, was sie für ein Problem hatte. Eigentlich konnte ich mir sehr gut vorstellen mit Max zu schlafen. Wir hatten beide zwar noch nicht darüber gesprochen, aber eigentlich würde ich heute, wo wir sturmfrei hatten, gerne dafür nutzen. Zwar hatte ich ein bisschen Angst, dass ich irgendetwas falsch machte, aber mit Max zusammen würde ich das schon hinbekommen. Ob das wirklich so weh tat, wie die Mädels in der Schule immer erzählt hatten? Max würde bestimmt vorsichtig sein. Und wenn das nur ansatzweise so gut wurde wie alles andere, dann war das perfekt. Ich schaute mich am Pool um. Wo war Max überhaupt?  Ich stand auf, um ihn suchen zu gehen. In der Küche kam mir Phil mit einem Glas Cola in der Hand in seinen Badeshorts entgegen. "Hast du Max gesehen?" Er wusste bestimmt wo mein Freund gerade war. "Der ist in den Ort und wollte noch etwas besorgen. Er bringt nachher auch die Pizza mit." Das war ja komisch. Was wollte Max denn besorgen? Und warum hatte er mich nicht gefragt, ob ich mitkam. "Du, Phil.Was meinte dein Vater eigentlich mit den Fahrkarten vorhin? Wollen wir nachher noch irgendwo mit dem Bus hin?" Ich schaute in sein Gesicht, dass sich kurzzeitig eigenartig verzog. Fast als müsste er sich ein Grinsen verkneifen. "Du, das ist ein Insider. Aber nee, wir hatten keinen Ausflug geplant." Okay, dadurch war ich jetzt auch nicht wirklich schlauer. Dann musste ich halt nachher Max fragen. Wenn ich schon einmal in der Küche war, konnte ich ja auch gleich für meine Freundinnen und mich etwas zu trinken mitnehmen. Als ich wieder auf die Terrasse kam, sprang Tessa gerade kopfüber in den Pool. "Da bist du ja endlich wieder. Komm lass' uns eine Wasserschlacht machen." Ich schaute an mir herunter. Also dafür war der Bikini nun absolut nicht geeignet. "Gehe mich nur schnell umziehen.", rief ich ihr zu und drehte mich wieder um, um ins Haus zu laufen. Tja, dann hatte Max halt Pech und konnte mich nicht darin sehen. Selbst Schuld, wenn er einfach verschwand, ohne etwas zu sagen. Irgendwie war ich darüber schon ziemlich sauer. Schließlich konnten wir mal uns ganz offen bewegen und er verschwindet einfach anstatt die Zeit zu nutzen. Frustriert lief ich also die Treppe hoch in mein Zimmer. Meinen Bikini warf ich wieder in die Tüte und schlüpfte in meinen ollen Badeanzug. Grummelig lief ich die Treppe wieder herunter, als die Tür schloss und Max hereinkam. Als er mich sah, fuhr er erschrocken zusammen und versteckte etwas hinter seinem Rücken. Was sollte das denn schon wieder? "Mist, ich habe die Pizza vergessen." Ruckartig verschwand er wieder aus der Tür, die kurz danach hinter ihm ins Schloss fiel. Boah, jetzt war ich wirklich sauer. Der hatte mich nicht einmal zur Begrüßungen geküsst. Nee, er war sogar einfach wieder abgehauen. Und das sollte eigentlich unsere tolle unbeschwerte Pärchenzeit sein. Also um mit Tessa zu sprechen, heute würde es bei ihm garantiert keinen Würstchenalarm mehr geben. Der konnte heute bei seinem Bruder im Zimmer schlafen. Wutschnaubend lief ich zu meinen Freundinnen an den Pool und sprang mit einer Arschbombe hinein, ehe ich Maja unterstukte. Als sie prustend wieder hochkam, schaute sie mich fragend an "Was hat mein Bruder angestellt, dass du so sauer bist?"  Ich schnaubte nur "Nichts." Das war ja das Problem, dass er nichts gemacht hatte. Nicht geküsst, nicht geschmust, mich nicht gefragt. Das war einfach zu viel nicht für einen Tag auf den ich mich so gefreut hatte und vor allem von dem ich mir so viel versprochen hatte.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt