Kapitel 15

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Erleichtert atmete ich auf, dass Max auch über Delphis peinlichen Auftritt lachen konnte. Ich hatte echt Angst, dass er irgendwann noch dachte, ich wäre auch so eine verwöhnte Zicke. Aber glücklicherweise kannte er mich ja schon lange genug und kam scheinbar gar nicht auf die Idee. Als er mir zugezwinkert hatte, war mir fast das Herz stehen geblieben. Das sah so süß aus. Hilfe, ich war defintiv sowas von verknallt in ihn. Trotzdem hatte ich garantiert niemals eine Chance. Ich war und blieb die Freundin von seinen jüngeren Schwestern, die gerade durch die Tür gestürmt kamen. "Da bist du ja." Tessa hakte sich bei mir unter und zog mich aus der Küche.
"Wir haben dich schon überall gesucht.", meldete sich auch Maja vorwurfsvoll zu Wort und wedelte mit einem Stapel Papier in der Hand herum "Mili hat uns erlaubt seinen PC zu benutzen. Wir haben die Anmeldungen für Wolfsburg für uns drei ausgedruckt.", sprudelte sie sofort weiter. Tessa nickte wild "Jetzt müssen wir sie nur noch unseren Alten unterjubeln und sie unterschreiben lassen." Die beiden hielten mir ihre Hände zum Einklatschen hin. So richtig überzeugt war ich nicht von dieser Aktion. Ganz abgesehen davon, dass ich eigentlich überhaupt nicht von Dortmund und meiner Familie weg wollte. Ich drehte mich kurz um und sah, wie Max hinter uns her lief. Er war auch ein weiterer Grund, warum ich hierbleiben wollte. Vielleicht würde ich ja doch irgendwann einmal eine Chance bei ihm haben. Außerdem brauchte mich auch Dani unbedingt, wenn Papili wieder so unnachgiebig mit ihm war. Andererseits wollte ich aber auch unbedingt weiter Fussballspielen. Das war doch totaler Mist.
"Hier." Maja drückte mir Zettel und einen Stift in die Hand. Wir waren im Wohnzimmer angekommen, wo mein Papili zusammen mit Erik, Marco, Mili, Kehli und Dogan saß. Sie waren mächtig in eine Diskussion vertieft.
"Ja, was ist den, mei Minischnütli." Papili hatte uns wohl als erstes bemerkt. Was sollte ich denn jetzt sagen?  Ich wechselte das Papier von einer Hand zur anderen."Paps, du must das für Tessa und mich mal schnell unterschreiben." Maja hielt zusammen mit Tessa ihrem Vater die Unterlagen und den Stift hin "Das ist für Fussball.", ergänzte Tessa "Du musst das auch für Leo unterschreiben, Roman.", setzte sie nach, noch ehe ich einen Ton von mir gegeben hatte. Mein Papili griff sich sofort den Stift aus meiner Hand und blätterte das Papier durch bis er die Stelle gefunden hatte, wo er unterschreiben musste. Ich sah wie meine Freundinnen anfingen zu strahlen, als Papili unterschrieb. Mein Blick ging zu Marco, der die Stirn runzelte "Wollt ihr mich verarschen?" Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch "Das könnt ihr ja mal ganz schnell vergessen. Das kommt überhaupt nicht in Frage." Mein Papili schaute zu Marco und griff dann in seine Hemdtasche und zog seine Lesebrille heraus. Okay, das war es dann wohl auch. "Aber Paps wir wollen Fusball spielen.", begehrten Tessa und Maja gleichzeitig auf. "Das sollt ihr auch, aber nicht in Wolfsburg.", regte sich Marco sofort gleich wieder auf. "Sebastian, wie kommt es, dass der BVB sich eine Frauenhandballmannschaft leisten kann, aber keine Fussballmannschaft für die Mädels? Es kann doch wohl nicht sein, dass ich meine minderjährigen Töchter in diese Autostadt oder in die Provinz nach Potsdam schicken muss oder noch viel schlimmer zu denen nach Schlumpfhausen." Er funkelte Kehli wütend an, ehe er sich wieder seinen Töchtern zuwandte und sie nicht weniger sauer anfunkelte "Und so was unterschieben geht so gar nicht, damit das klar ist." Meine Freundinnen nickten betreten. "Wir würden ja eine Frauenfussballabteilung gründen. Aber wir haben keine Trainer dafür. Und da es in fünf Monaten wieder los geht, finden wir auch so schnell keine. Oder hat einer von euch eine Idee dazu", Sebastian schaute fragend in die Runde. "Dann mache du das doch, Paps.", ertönte Max Stimme. Sofort flogen alle Blicke zu ihm und Tessa und Maja sprangen quietschend zu ihrem Vater auf den Schoß "Ja, Paps. Du machst den Trainer.", jubelte Maja "Das wird super, Paps." Tessa drückte ihrem Vater einen Schmatzer auf die Wange. "Halt, Stop. Ich habe überhaupt keine Trainerlizenz." Marco hob abwehrend seine Hände. "Dann machst du die halt.", grinste Phil, der auch dazu gekommen war seinen Vater an. "Das reicht leider nicht.", bremste Kehli den Enthusiasmus. "Wir brauchen drei Trainer. Roman?" Mein Papili nickte sofort. Sebastian schaute sich weiter am Tisch um "Erik?"
"Nee, ich bin raus aus der Nummer. Ich habe in der Agentur schon genug zu tun. Da habe ich keine Kapazität für. Außerdem reitet Rosa. Also ist mein Eigeninteresse auch ziemlich eingeschränkt." Das konnte ich irgendwie auch verstehen, denn er hatte wirklich nachdem er mit dem Fussballspielen aufgehört hatte, noch ein Studium gemacht und war dann bei Mama und Kathi in der Agentur mit eingestiegen, wo er sich um die ganz jungen Spieler kümmerte. "Mili?" Kehl schaute den nächsten fragend an. "Du kannst das doch ruhig machen. Du sitzt doch sowieso nur faul zu Hause rum und arbeitest nicht. Du kannst doch sowieso nichts anderes als Fussball spielen.", mischte sich Dogan sofort ein. "Pass mal auf du Keks, ich muss nicht arbeite. Ich lasse nämlich mein Geld arbeiten. Außerdem bin ich nicht faul, sondern höchstens sehr motiviert nichts zu tun.", kam sofort die prompte Antwort. Ich hatte echt keine Ahnung, warum die beiden sich immer gegenseitig dissten. "Und glücklicherweise bin ich ein begnadeter Fussballer. Sonst müsste ich ja auch so wie du im Büro völlig unterbezahlt vor mich hinkrümeln und schimmeln." Dogan schaute ihn sauer an, während er grinste.  "Jungs, aus. Nicht schon wieder eure Kleinscharmützel", rief Alex seine beiden Schwager zur Ordnung."Ich würde euch ja gerne helfen, aber mein Knowhow beschränkt sich eher auf Baukonstuktionen. Aber Mili, du könntest das wirklich machen. Susan will bestimmt auch bald Fussball spielen. Da könntest du mächtig als Onkel punkten" Sein Seitenblick fiel zu Dogan. "Ja, schon gut. Ich mache es. Feli will ja auch spielen."  Sebastian klatschte in die Hände "Na, prima. Dann ist das ja geklärt. Den Rest kläre ich gleich am Montag mit dem DFB." Maja und Tessa kamen zu mir gestürzt und umarmten mich lachend "Wir sind alles Dortmunder Mädls.", fingen sie an zu singen und hüpften mit mir im Kreis. Ich schaute über Tessas Schulter und sah Max, der in meine Richtung grinste. Er war heute eindeutig mein Held des Tages. Hätte er nicht die Idee mit unseren Vätern gehabt..... obwohl eigentlich war er nicht nur mein Held des Tages. Eigentlich war er immer mein Held.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt