Kapitel 148

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Ich glaubte ja wohl mein Schwein pfiff. Machte dieser Typ sich gerade an mein Mädchen ran? Wenn der noch mal seinen Arm um ihre Schulter legte,dann bekam er aber meinen Skistock irgendwo hingerammt. " So, die Bindungen sind eingestellt." Ich griff mir die Skier. Ehrlich gesagt wollte ich hier weg und auf die Piste, wo ich mein Mädchen endlich für mich hatte. "Falls du noch etwas brauchst, kommst du einfach zu mir." Zwinkerte der Leo schon wieder zu? Ich schaute zu meinem Mädchen, das sich aber scheinbar überhaupt nicht dafür interessierte und sich nur die Skier griff. Schnell nahm ich sie ihr ab. Ich ließ doch mein Mädchen nicht so schwer tragen. Die Dinger waren gar nicht so leicht, wie sie aussahen. Wir liefen zur Halle und sofort schlug uns Kälte entgegen. Ich schaute die Schräge hinauf und zu dem Lift an der Seite. Manno, ich hatte keinen Plan, wie das mit dem Liftfahren funktionierte. Die Schräge war auch ganz schön steil. Ein heftiger Zweifel machte sich in mir breit. Oder auch anders gesagt, mir ging gerade der Arsch ziemlich auf Grundeis. Warum hatte ich nicht bedacht,dass Skifahren einen Berg voraussetzte und der steil war. Das würde so eine Blamage.  Ich legte die Skier vor mir in den Kunstschnee. Super, und was jetzt? Ich schaute zu Leo, die mir gegenüber stand und mich anlächelte. Sie hatte ihre Skier bereits an ihren Füßen und stand auf ihren Skistock gestützt wartend da. Mist, warum hatte ich mir nicht wenigstens vorher ein You Tube Video reingezogen? Aber nee, ich war ja so stolz auf meine geniale Idee gewesen, dass ich überhaupt nicht daran gedacht hatte. Verzweifelt schaute ich also zu den Dingern runter. Gab es da einen Unterschied? Also wie bei den Schuhen? Ich hörte ein lautes Klacken und dann stand Leo auch schon ohne Skier neben mir. Wie hatte sie das denn gemacht? "Schau mal, Max. Hier ist ein kleines R und da ein kleines L." Leo zeigte auf eine Stelle an der Bindung und ordnete die Skier neu. Okay, dann gab es da also wirklich einen Unterschied. Als nächstes drückte sie noch etwas kraftvoll hinten an der Bindung herunter. "So, jetzt ist sie offen. Du musst da nur noch mit dem Skistiefel rein und dann kräftig heruntertreten." Ich folgte ihren Anweisungen und mit einem lauten Knacken schnappte das Ding um meinen Stiefel zu. Ich wiederholte das ganze noch mit dem anderen Fuss. " So, dann gehst du mit deinen Händen noch so durch die Schlaufen der Skistöcke." Wieder führte Leo es mir vor, ehe sie schnell wieder in ihre Skibindungen sprang. Das sah bei ihr voll einfach und elegant aus. Irgendwie machte mich das mal wieder richtig stolz auf mein Mädchen. In ihrer Skikluft sah sie wie ein süßer Skihase aus. Bestimmt waren die ganzen Kerle in der Schweiz total auf sie abgefahren. Jetzt. wo ich wusste wie süß sie so aussah, würde ich sie nicht noch einmal alleine da hinfahren lassen. Bis nächstes Jahr Weihnachten musste ich das mit Roman geklärt haben. Komme da,was wolle. "So, jetzt musst du dich so mit den Stöcken abstoßen." Leo glitt vor mir los. Das sah gar nicht  so schwer aus. Ich rammte also auch meinen Stock in den Schnee. Wieso kam ich denn nicht vorwärts? "Jungchen,wenn du auf deinen eigenen Skiern stehst, wird das nichts." Na Klasse, den Spaßvogel von vorhin hätte ich ja nun auch nicht gebraucht. Besonders, wenn ich mich gerade blamierte. Leider hatte er aber recht. Ich versuchte also meinen einen Ski anzuheben und schon rutschte ich undefiniert los. Seit wann war Schnee so rutschig? Mir kamen enorme Zweifel, ob das mit der Skihalle wirklich so eine gute Idee gewesen war. Mein Blick fiel zu Leo, die geduldig auf mich wartete. Alleine schon ihr glückliches Gesicht sagte mir, dass es mit Sicherheit eine super Idee war. Alles, was mein Mädchen glücklich machte, war es wert. Ich stieß mich noch einmal mit dem Skistock ab. Aber dieses Mal vorsichtig. Und siehe da es funktionierte sogar. "Komm lasse uns erst einmal zum Anfängerlift." Leo zeigte zu einer kleinen Erhöhung an deren Rand eine Art Laufband hoch ging. Ich sah dort schon einige Kinder, genau genommen kleine Kinder, drauf stehen. Okay, wenn das die fünfjährigen schafften, sollte ich das wohl auch schaffen. Leo lief vor mir auf das Band. Man, das war doch total blöd. "Willst du nicht lieber richtig laufen? Ich rutschte hier ein paarmal zur Probe herunter und dann komme ich zu dir an den richtigen Hang." Ich hatte zwar noch keinen Plan, wie das ganze funktionierte, aber eigentlich war das doch alles nur Physik. Leo schüttelte energisch den Kopf. "Kommt ja überhaupt nicht in die Tüte.", empörte sie sich. "Ich bringe dir jetzt erst einmal die Grundlagen bei. Und dann steigern wir uns langsam." "Aber", begehrte ich auf "Du sollst doch deinen Spaß haben." "Ja und den habe ich, wenn ich mit dir zusammen bin. Also, schau mal." Und dann fing sie auch schon an zu erklären wie man bremste. Ich rutschte wie befohlen im Schneeflug, wie sie es nannte, hinter ihr her die Erhöhung runter. Ja, das funktionierte wirklich.....
Mein Blick fiel zu ihr. Rutschen wir jetzt wirklich schon über eine Stunde hier herum? Leo hatte mir schon erklärt, wie ich Bögen fahren musste. Eigentlich klappte das schon ganz gut. "Max, du machst das echt prima." Das Lob von meinem Mädchen ging bei mir runter wie Öl. "Wollen wir eine kurze Pause machen. Ich habe vollen Durst." Ja, Skifahren war echt nicht ohne. Eine Cola und eine Schnitzelsemmel später schlüpfte ich wieder in die Bindungen. "So, und jetzt gehen wir an den anderen Hang." Mein Blick folgte Leos Skistock, mit dem sie zu dem großen Hügel zeigte. Oh weh, war der steil. Da gab es auch gar nicht so ein Laufband. Diese Haken, die wie Anker aussahen, wirkten irgendwie bedrohlich. Wie sollten die denn funktionieren. Scheinbar konnte Leo Gedanken lesen, denn sie begann mir das zu erklären. Okay, den Lift hatte ich gut überstanden. Ich stand ganz oben in der Skihalle und schaute die ellenlange Piste hinunter. Scheiße,war das steil. "So,du fährst genau wie vorhin einfach hinter mir her." Ich nickte und versuchte mir meine Unsicherheit nicht anmerken zulassen. " Siehste, du bist ein echtes Skitalent.", grinste mich Leo drei Stunden später an, als der Lift uns zum was-weiß-ich-wie vielten Mal hoch zog. Skifahren machte echt Spaß. "So, jetzt noch eine letzte Runde." Leo schmollte mich an. "Ich würde soviel lieber noch mit dir hier bleiben. Ich habe null Bock heute wieder nach Hause zugehen. Bestimmt gibt es da sowieso nur wieder Zoff."  Wenn es nach mir ginge, würde Leo bei uns einziehen. Aber leider ging es ja nicht nach mir. Ich stellte mich oben am Hang neben ihr auf. "Auf die Plätze fertig los." Wir stießen uns beide gleichzeitig ab. "Erster", jubelte Leo und riss ihre Arme in die Luft. Ich bremste neben ihr und piekste mit meinem Stock an der Bindung herum, wie sie es mir gezeigt hatte. Die Dinger sprangen auch auf und im nächsten Moment hatte ich mein Gleichgewicht verloren. Ehe ich mich versah landete ich auf Leo, die auch schon aus den Skiern gestiegen war. Ich hatte sie wohl voll umrasiert. "Sorry." Ich versuchte sofort aufzuspringen, um sie hochzuziehen. Aber statt aufzustehen, zog sie mich wieder in den Schnee und schlang ihre Arme um meinen Hals und begann mich zu küssen. Irgendwann löste sie sich kurz. "Das war das tollste Valentinstagsgeschenk überhaupt." Ihr Lächeln sorgte für ein warmes kribbeliges Gefühl in meiner Bauchgegend. "Ich liebe dich, Max.", flüsterte sie an meine Lippen, ehe sie mich wieder küsste. Ja, ich liebte mein Mädchen auch über alles. Und zum nächsten Valentinstag würde ich richtig mit ihr in die Berge zum Skifahren fahren. Ab heute würde ich anfangen dafür zu sparen. Jetzt sollten wir aber lieber aus dem Schnee aufstehen und nach Hause fahren, bevor Roman noch auffiel, dass seine Tochter den ganzen Tag unterwegs war. Schweren Herzens löste ich mich von Leo und half ihr hoch. " Ich will, dass dieser Tag niemals endet.", schmollte sie schon wieder. Man ich liebte diesen Schmollmund. Und wenn ich ehrlich war, könnte der Tag auch für mich niemals enden. Nur Leo und ich und das für immer. Das wäre doch ein Traum. Nein, falsch. Irgendwann war das kein Traum mehr, sondern Realität.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt