Kapitel 76

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Ich griff mir das letzte T-Shirt auf dem Bett und stopfte es in meinen Koffer. Morgen würde es dann los nach Ibiza gehen. Irgendwie freute ich mich ja auf Sonne, Strand und Pool. Aber irgendwie wollte ich da auch nicht sein, denn das hieß, dass ich mein Mädchen ewig lange nicht sehen und vermissen würde. Es würde mir total fehlen sie in den Arm zu nehmen und zu küssen. Man das war doch voll blöd, dass wir noch nicht volljährig waren. Dann könnten wir einfach machen, was wir wollten und zusammen verreisen. Sofort hatte ich Bilder im Kopf wie Leo und ich händchenhaltend am Strand lang liefen und dann unter einer Palme im Sand lagen und uns küssten, während die Wellen rauschten. "Ay Alter, hast du auch schön deinen Fahrscheinblock eingepackt." Phil stand hinter mir und grinste. "Ich brauche da keine Kondome. Leo ist ja nicht da." Und selbst wenn sie doch noch mit ihrer Familie nachkam, hätten wir dafür keine Gelegenheit, abgesehen davon, dass wir ja auch noch warten wollten. Mein Bruder schlug sich mit der Hand vor die Stirn " Menschenskinder, um so besser. Auf Ibiza gibt es so viel williges und billiges Fleisch, da kannst du schon mal üben." Bei dem Gedanken mit einem anderen Mädchen als Leo zu schlafen, schüttelte es mich sofort. Ich brauchte nicht üben. Leo und ich würden das genau wie beim Küssen schon zusammen hinbekommen. Jetzt freute ich mich viel mehr, dass ich sie heute wenigstens noch einmal sehen würde. "Komm lasse mal gucken gehen, ob Mom noch Hilfe braucht.", dirigierte ich meinen Bruder aus meinem Zimmer. Als wir in den Garten kamen, herrschte dort rege Betriebsamkeit. Ich lief zu Mom, die gerade mit Vicki das Buffet aufbaute "Und hat Mili fleißig gelernt?", hörte ich sie gerade fragen. Vicki fing an zu lachen "Ja, die letzten zwei Tage Powerlearning, wie er es nennt. Also wenn der nicht nur mit Ach und Krach durchkommt, weiß ich auch nicht. Und Marco?" Mom fing auch an zu lachen "Überhaupt nicht. Er meinte den Scheiß schüttelt er so aus dem Ärmel. Ich bin ja mal gespannt, ob das funktioniert hat. Und wie sieht eure Ferienplanung jetzt aus?" Ein Lächeln schlich sich in Vickys Gesicht "Sechs Wochen Malle. Sylvi und meine Mutter sind heute schon mit Feli, Sascha und den Hunden im Privatjet in ihre Finca geflogen. Naja, und Alex und Helin sind natürlich auch mit den Kindern dabei gewesen. Und wenn Kathi und Erik dann in zwei Wochen kommen fahren wir wieder eine Woche mit der Katharina. Du glaubst ja nicht, wie ich mich darauf freue." Mom nickte mit einem verträumten Blick "Das kann ich gut verstehen. Ach, das wäre auch mal was auf so einem Segelboot." Vicky schlug sich mit ihrer Hand vor die Stirn "Mensch, das hätte ich ja fast vergessen. Alex, Helin, Mili und ich wollten euch ja zu unserem Hochzeitstag einladen. Wir feiern auf der Katharina. Soll ein Zwei-Tagesturn ohne die Kiddies werden. Bekommt ihr das realisiert? Von Ibiza gehen doch ständig Flüge nach Malle und eure Gören sind doch auch alt genug." Meine Mom rieb sich das Kinn und schaute zu mir "Meinst du, ihr bekommt das hin?" Ich nickte sofort. Wir würden die Drillinge schon im Griff haben. Und Supermom hatte sich so einen kleinen Turn mehr als verdient, besonders wenn ich sah, wie sie zu strahlen begann. "Sag mir nur wann und wo. Wir werden da sein. Aber sage mal, fehlt dir heute nicht eure Kleine?" Vicki schüttelte grinsend den Kopf. "Aber Superdad Mili doch bestimmt?", hakte meine Mom irritiert nach. Wieder schüttelte Vicki grinsend den Kopf "Nö, nach Blick in meinen Zykluskalender garantiert nicht. Wir werden den heutigen Abend und die heutige Nacht ausgiebig nutzen, um sowohl dem Wunsch unserer Mütter als auch unserer Tochter nachzugehen und uns um die Nachwuchsplanung zu kümmern." Bäh, das musste ich mir jetzt nicht weiter anhören. Ich war raus und lief schnell weiter. Da war ja Leos Opa und versuchte den Grill in Schwung zu bringen. Vielleicht sollte ich ihm helfen. Obwohl, wenn er hier war, war Leo doch bestimmt auch da. Mein Blick scannte den Garten, schnell drehte ich mich um. Dann musste sie wohl im Haus sein. In der Küche wurde ich fündig. Dummerweise waren dort aber auch ihre Oma und Kathi beschäftigt irgendetwas zu schnippeln. Na toll. Und ich hatte mich schon so auf einen Begrüßungskuss gefreut. Das war aber auch Mist. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um sie hier raus zu locken. "Max und Leo, könnt ihr bitte die Getränke aus dem Keller holen." Danke, Supermom. Ich schaute in das grinsende Gesicht meiner Mom, die mir zuzwinkerte, während sie sich die nächsten Schüsseln griff und wieder in den Garten verschwand. "Na los, hopp Leo. Ab in den Keller. Du hast Franzi gehört. Wir kommen hier schon ohne dich klar." Kathi schob mein Mädchen in meine Richtung "Ich habe keine Lust, dass hier wer verdurstet. Und bringt auch den Sekt zum Anstoßen mit. Die Jungs müssten bald kommen. Also hoppi, damit wir schon die Gläser fertig machen können." Also ob wir so schnell alles im Keller fanden? Da war ich mir nicht so sicher. Kaum, dass wir die Kellertreppe runter und im Vorratsraum waren, schloss ich schnell die Tür und zog dann Leo in meine Arme. Sofort begannen wir uns zu küssen. Man, wie ich das die nächsten Wochen vermissen würde. "Ich werde dich sooooo vermissen." Leo schaute mich traurig an, kaum dass wir uns gelöst hatten. "Ich dich doch auch. Wir werden ganz viel miteinander telefonieren.", versuchte ich sie und auch mich zu trösten "Wir rufen uns einfach alle Stunde einmal an." Leo nickte nicht so ganz überzeugt "Das ist aber nicht das gleiche. Mit wem soll ich denn kuscheln?" Ich musste grinsen. Dafür hatte ich mir etwas einfallen lassen. Ich war nämlich vorgestern extra in der Stadt und hatte einen süßen kuscheligen Plüschteddy gekauft. Und gestern Abend hatte ich noch einen ganz langen Liebesbrief geschrieben. Bestimmt würde sich Leo nachher riesig freuen, wenn ich sie damit überraschte. Dann hatte sie wenigstens einen Stellvertreter für mich zum Kuscheln. "So, jetzt lasse uns aber schnell die Getränken hochtragen, sonst geben sie noch eine Vermisstenmeldung auf.", versuchte ich sie abzulenken. Wir griffen uns die Körbe und liefen wieder hoch in die Küche."Da seid ihr ja endlich. Ich wollte schon gucken kommen, ob ihr die Flaschen erst abfüllt", kam es gleich von Leos Oma. "Wir haben den Sekt erst nicht gefunden.", versuchte ich uns zu entschuldigen. "Ja, den hatte ich echt versteckt.", sprang uns Supermom sofort wieder zur Seite und zwinkerte uns zu. "Dann mal flott her damit. Mili hat geschrieben sie sind gleich da." Vicki griff sich die erste Flasche und schon ploppte der Korken und dann noch einer. Die Frauen befüllten die Sektgläser auf dem Tablett. "So, fertig.", lachte Leos Oma als auch schon die Tür schloss und Paps gefolgt von Mili hereintrabte "We are the champions.", fingen die beiden sofort an zu singen.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt