Kapitel 151

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Ich schaute durch den hübsch geschmückten Saal. Überall hingen Luftballons und Girlanden. Da hatten sich Franzi und Marco echt Mühe gegeben. "Mensch, warum seid ihr denn erst so spät gekommen?" Tessa schaute mich gefrustet an. "Du weißt doch das Paps erst das Kuchenbüffet eröffnet, wenn alle Geburtstagskinder da sind." War klar, natürlich hatte sie mal wieder Hunger. "Dreimal darfst du  raten." Ich musste an das Theater zu Hause denken. Erst hatte Delphie mal wieder an der Uhr gedreht. Das tat sie ja immer, wenn sie nicht im Mittelpunkt stand. Also war es nicht wirklich eine Überraschung. Und danach hatte ich mich dann noch einmal umziehen müssen, weil mein Rock zu kurz war. Also steckten meine Beine jetzt in Jeans. Ein Glück waren Papili dann in seiner Zufriedenheit gar nicht mehr meine Absatzschuhe aufgefallen. "Oh, Prinzessin Dephie.", kam es mit knirschenden Zähnen von Tessa. " Irgendwann trete ich der echt mal in den Arsch." Ich musste bei dem Gedanken schmunzeln. Sollte ich mich eigentlich dafür schämen? Schließlich war sie meine Schwester. Nee, so wie sie sich benahm, hätte sie es mehr als verdient. "Hallo,ihr zwei." Vicki kam auf uns zu und hatte Feli und Mili im Schlepptau. "Herzlichen Glückwunsch." Sie zog uns nacheinander in die Arme, soweit ihr runder Bauch das noch zuließ. "Wann ist es denn soweit?", fragte ich sie neugierig. Vicki fing an zu lachen. " Von mir aus sofort. Aber Termin ist der 1. März." Ich hörte Alex hinter mir auflachen. "Genau mache mal gleich. Dann haben wir nächstes Jahr hier noch ein Geburtstagskind mehr. Außerdem freue ich mich schon auf meine neue Nichte." Mili schüttelte wild den Kopf. "Nix da, der 1.März ist schon perfekt. Dann hat sie mit ihrer Mama und ihrem Papa zusammen Geburtstag." Mittlerweile waren auch Erik und Kathi dazu gekommen. "Klar, du Geizkragen willst nur einmal feiern.", lachte er und klopfte seinem Schwager auf die Schulter, während Kathi ihre Schwester umarmte. "Also,ehrlich gesagt möchte ich deinen 40. und meinen 36. Geburtstag nicht unbedingt auf der Entbindungsstation verbringen." Vicki schaute ihren Mann grummelnd an. "Aber Dornröschen,das wäre dann doch unser schönstes Geburtstagsgeschenk." Vicki schüttelte ihren Kopf. "Das ist die Kleine sowieso. Also nix da, mein Prophet." Okay, das war ja alles ganz interessant, aber eigentlich würde ich jetzt viel lieber mal einen kurzen Moment alleine mit Max haben. Wir hatten heute noch überhaupt keine Zeit für uns gehabt. Noch nicht einmal richtig gratulieren hatte er mir können. Ich ließ meinen Blick schweifen und blieb an der Hüpfburg hängen, wo Dani glücksstrahlend hüpfte, während Oma Karin ihn anfeuerte. Ich schaute weiter und erblickte Maja. Luca stand hinter ihr und hatte die Arme um ihre Taille geschlungen. So wollte ich mit Max auch dastehen. Gefrustet blickte ich weiter und entdeckte Max am anderen Ende des Raumes zusammen mit Phil und, ach man, was machte Papili denn da? Na toll, dann konnte ich wieder nicht ungestört wenigstens ein paar Worte mit meinem Freund wechseln. Ich hatte mich ja schon damit abgefunden, dass mehr heute sowieso nicht drin war. "Meene kleene Schnute. Wir lassen uns noch wat einfallen, damit du mal mit deinem Maxe alleene sein kannst." Opi Chris stand auf einmal neben mir und legte seinen Arm um meine Schulter. Scheinbar hatte er wohl meinen sehnsuchtsvollen Blick mitbekommen. Das wäre ja zu schön. Aber wenn Superopa das versprach, dann klappte das ganz sicher. Ich nickte ihn also lächelnd an, stellte mich auf Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Was hat der alte Mann denn gemacht, um sich das zu verdienen?" Omi Dani schmunzelte uns beide an. "Opi ist einfach der beste Opi der Welt." Omi lachte. "Da kann ich dir nicht widersprechen. Aber jetzt sehe mal zu, dass du zu deinen Freunden kommst." Sie gab mir einen liebevollen Klaps auf meinen Po. Ich schaute mich also wieder um und entschied mich zu Maja und Luca zugehen, da dort nun auch Tessa, Lucy und Saschi standen. "Hallo Cousinchen.",wurde ich von ihm sofort begrüßt und in seine Arme gezogen. Warum hatte ich eigentlich noch gar nicht gemerkt, dass er so gewachsen war? Mein Cousin überragte mich ein ganzes Stück. Irgendwie erinnerte er mit seinem Blick aber immernoch an einen Teddybär. "Ich wünsche dir, dass sich alle deine Wünsche erfüllen.", zwinkerte er mir zu und umarmte mich dann ganz fest. Ja, ich wusste genau, was ich mir wünschte. Leider nützte das aber mal gar nichts. Ich musste meine Liebe zu Max garantiert noch verstecken bis ich volljährig war. Dann konnte Papili nichts mehr machen. Drei lange Jahre noch. "Mensch mache sie nicht kaputt.", meckerte Lucy ihn an. Scheinbar hatte ich wegen meiner Gedanken wohl aufgestöhnt. Saschi ließ mich erschrocken los. "Das hatte nichts mit dir zu tun." Ich umarmte ihn fest und ein erleichtertes Grinsen tauchte in seinem Gesicht auf. Wieder schaute ich mich um. Wo war eigentlich Mama? Ich scannte den Raum erneut ab, konnte sie aber nirgends entdecken. Stattdessen sah ich Delphi, die durch die Gegend tänzelte. Warum war sie nicht wie alle anderen in ihrem Alter bei der Hüpfburg? Wieder fiel mein Blick zu Max, der immernoch von Papili zugetextet wurde. So verspannt wie er ausschaute, gefiel ihm das nicht, was er ihm erzählte. Sollte ich vielleicht einfach mal hingehen? Neugierig war ich ja schon. Gerade als ich mich auf den Weg machen wollte, tauchte Franzi neben mir auf. Sie hatte ein Geschenkpaket in der Hand. "Komm' mal her, meine Süße. Ich konnte dir ja heute noch gar nicht richtig gratulieren." Sie zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Hier das ist für dich. Ist nur eine Kleinigkeit von mir. Dein richtiges Geschenk liegt auf dem Geburtstagstisch." Ich schaute sie überrascht an und begann sofort das Geschenk zu öffnen. Zum Vorschein kam ein Kleid. Ich hielt es mit langen Armen vor mir und betrachtete es genauer "Das ist doch..." Franzi nickte " Ja, das ist das Kleid, das du letztens entworfen hast." Ich strich vorsichtig über den Stoff. Das sah wirklich so aus, wie ich es gezeichnet hatte. Selbst die Blume an der Taille war mit den bunten Farben aufgestickt. "Wow, das ist aber ein schickes Kleid." Mama hatte sich neben mich gestellt und betrachtete es auch ganz interessiert. "Ist das eins von deinen Entwürfen?" Sie schaute Franzi begeistert an. "Das kenne ich gar nicht aus dem Katalog. Ich hätte es sofort gekauft." Franzi fing an zu lachen. "Tja, da hast du Pech. Das ist unverkäuflich." Mama schaute sie verwundert an "Wie unverkäuflich?" Franzi legte einen Arm um meine Schulter "Das ist der erste Entwurf von meiner neuen Kollegin." Hatte sie mich gerade Kollegin genannt? Ich spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss. "Du hast jemanden angestellt?" Franzi schüttelte den Kopf "Nee, Leo hat das letztens gezeichnet als sie bei uns war." Mama drehte sich verwundert zu mir. "Das hast du entworfen?" Ich nickte leicht mit dem Kopf. "Das sieht klasse aus." Mama strahlte mich begeistert an und umarmte mich. "Du musst das jetzt sofort anziehen." Sie war total aufgedreht und schob mich Richtung Toilette, "Aber, wenn Papili ...." Sie unterbrach mich sofort "Nix, da aber. Der soll mal schön die Klappe halten." Warum hatte sie dann vorhin nichts gesagt, als ich mich umziehen musste? "Ich habe mich die ganze Zeit schon gefragt, warum du wieder die ollen Jeans anhast." Sie musterte mich kopfschüttelnd von oben bis unten. "Ich wollte dich nur nicht noch einmal zum Umziehen schicken, als ich mit fertig war." Ja klar, sie war ja den halben Vormittag in ihrem Büro gewesen. Da konnte sie das Trara von Papili nicht mitbekommen. Egal. Wichtig war nur, dass ich jetzt das tolle Kleid hatte. "Na,los.", zwinkerte mir auch Franzi zu. Happy verschwand ich mit dem Kleid. Nein, falsch. Mit meinem ganz besonderen Kleid, um es anzuziehen. So etwas Tolles hatte mir noch niemand geschenkt. Ab jetzt würde der Geburtstag richtig schön werden. Da war ich mir sicher.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt