Kapitel 59

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Langsam öffnete ich erst ein Auge dann das andere. Gerade als ich mich strecken wolte, bewegte sich mein Kopfkissen. Wieso bewegte sich mein Kopfkissen? Und wieso hielt es mich fest? Mein Kopf fing an zu rattern und im nächsten Moment raste auch schon mein Herz. Das war gar kein Kopfkisen. Das war Max auf dessen Brust ich lag und der mich umschlungen hatte wie ein Kuscheltier. Vor meinem inneren Auge tauchten Bilder von gestern Abend auf und ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Meine Hand bekamen schon wieder ein Eigenleben und strichen über Max Bauch. Wahnsinn, was er da für Muskeln hatte. Ein zufriedenes Brummen ließ seinen Oberkörper leicht vibrieren und seine Arme schlangen sich noch fester um mich. Ich schmiegte mich zufrieden an ihn, als ich auch eine Hand ganz sanft an meiner Taille streicheln spürte. Sofort musste ich schon wieder an gestern Abend denken und das totale Kribbeln breitete sich in mir aus. Meine Hand wurde sofort etwas mutiger. Und streichelte über den Bauch, als ich etwas hartes an meinem Unterarm spürte. Was war denn das? Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, sprang Max auf "Muss mal." und sprintete wie ein geölter Blitz aus dem Zimmer. Der musste ja scheinbar echt dringend. Eben hatte er fast noch geschlafen und jetzt rannte er zur Toilette. Ich schaute auf meine Uhr. Man, es war ja gerade einmal sieben Uhr. Entspannt streckte ich mich jetzt doch noch einmal und kuschelte mich wieder ins Bett. Gestern nach dem Gespräch mit Max war ich vielleicht happy gewesen. Ich hatte echt schon Panik bekommen als ich die Kondome gesehen hatte. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Ja, mit ihm schlafen wollte ich jetzt noch nicht. Aber irgendwann garantiert. Ob das wohl genauso toll war wie das Streicheln gestern? Wenn ja, dann müssten wir ja vielleicht doch nicht mehr allzu lange warten. Nach dem Streicheln könnte ich nämlich genauso süchtig werden wie nach dem Küssen. Obwohl, irgendwie kribbelte es da noch viel mehr und so ganz anders. Es war einfach überirdisch. Ich schaute wieder auf die Uhr. Max war schon fünf Minuten weg. Was trieb der denn da auf Toilette? Vielleicht sollte ich mal gucken gehen, ob mit ihm alles okay war. Gerade als ich aufstehen wollte, ging die Tür auf und da war er wieder. Bei diesem Anblick rastete mein Herz sofort wieder aus. Max krabelte wieder zu mir ins Bett "Guten Morgen." Seine Stimme war leicht rau, wie bei Papili immer morgens, wenn ich zu ihm und Mama ins Bett gekrabbelt war, als ich noch jünger war. Seinen Arm legte er um meine Schulter, ehe er mich küsste. Ja, so war das gut. Sofort schlang ich wieder auch meine Arme um seinen Bauch. Irgendwoher drangen leise Stimmen in mein Unterbewusstsein. Man, die sollten verschwinden. Ich wollte mich lieber ganz auf Max konzentrieren. Vielleicht würde er mich ja auch wieder an meiner Brust streicheln. Das war soooooo...... ob ihm das genauso gefiel wie mir? Vielleicht sollte ich das mal ausprobieren. Vielleicht am besten jetzt gleich.
"Guten morgen. Boah, igitt. Die sind ja schon wieder am Knutschen." Tessa hatte die Tür aufgerissen und stand auch gleich halb im Zimmer. "Sind sie wenigstens angezogen?" Maja hielt sich ihre Augen zu und stand hinter ihrer Schwester. Erschrocken waren Max und ich auseinander gezuckt. Man, hatten die denn keine anderen Hobbys auf einem Samstagmorgen um kurz nach sieben als knutschende Paare aufzuschrecken? Das war so ziemlich das erste Mal, dass ich meine Freundinnen echt verfluchte. Heute Abend sollte ich ihnen vielleicht Baldrian geben, damit sie morgen länger schliefen. "Alles sauber.", lachte Tessa und plumpste auch schon auf das Bettende. Was Maja animierte ihr zu folgen. "Habt ihr kein eigenes Leben? Und kein eigenes Bett?", knurrte Max seine Schwestern ziemlich sauer an. Ja, da war ich ganz bei ihm.
"Schon, aber wir müssen jetzt das Spiel heute besprechen.", grinste Tessa. Hatte die einen Knall? Das Spiel war um 14 Uhr also in knapp sieben Stunden. Da blieb ja wohl noch genug Zeit. "Das könnt ihr ja wohl noch später. Und jetzt verzieht euch.", knurrte mein Freund wieder nur, als auch noch mein Handy klingelte. Hatte sich eigentlich die ganze Welt gegen uns verschworen? Ich griff es mir und nahm den Anruf an "Hallo Papili.", meldete ich mich gleich. Wer sollte wohl sonst um diese Uhrzeit anrufen. "Guten morgen, mei Minischnütli. Schön, dass du schon wach bist. Ich wollte nur schnell alles wegen dem Spiel mit dir durchsprechen, so lange Mama und Delphie noch schlafen.", scholl es mir gut gelaunt entgegen. Na, prima. Die durften noch schlafen, aber mich konnte er ja schon zutexten. Ehe ich irgendwie antworten konnte, begann Papili auch schon mit einer kurzen Gegneranalyse und seinen Tipps dazu. Eigentlich war ich ihm ja immer sehr dankbar dafür, aber heute hätte er sich das echt sparen können. "Hast du das alles verstanden? Oder soll ich doch lieber schnell nach Hause kommen und euch zu dem Spiel begleiten?" Das fehlte mir ja gerade noch. Der sollte mal schön am Steinhuder Meer bleiben und irgendwelche Floße bauen. Ich wollte hier meine ungestörte Zeit mit Max. "Neenee, alles klar. Das schaffen wir schon alleine.", versuchte ich ihn davon abzubringen. "Jaa, wir putzen die weg." Tessa schien wohl den Teil des Gesprächs erahnt zu haben. Vielleicht sprach aber auch mein Gesichtsausdruck für sich. "Ach, Tessa und Maja sind auch schon wach. Das ist gut, dann habt ihr bestimmt gerade eure Taktik besprochen, während ihr zusammen im Bett kuschelt." Papili schien erleichtert und ich hörte an seiner Stimme, wie er gerade grinste. "Ja, genau. Wir haben gerade alles im Bett besprochen." Da brauchte ich wenigstens nicht lügen, denn das war ja die Wahrheit, schließlich kuschelten die beiden ja mit im Bett, wenn auch nicht gerade zu meiner Begeisterung. Also verschwieg ich ja nur, dass es Max Bett war und er ganz eventuell auch noch mit darin lag, was ich durchaus befürwortete. "Na dann will ich nicht weiter stören. Ich melde mich aber auf alle Fälle noch einmal vor dem Spiel." Ja, das würde er mit Sicherheit. Wahrscheinlich auch nicht nur einmal, sondern im Stundentakt. Ich legte mein Handy wieder auf den Nachttisch zurück. Hoffentlich waren meine Freundinnen jetzt genauso einsichtig wie Papili und wollten Max und mich nicht weiter stören. Das wäre ja mal nice. Aber so viel Einsicht erwartete ich nicht wirklich. "So, und jetzt verpisst euch hier. Ihr könnt auch nach dem Frühstück quatschen. Und das ist um 10 Uhr." Max funkelte seine Schwestern an, die von seiner Ansage wohl ziemlich beeindruckt waren und sofort aufstanden. Naja, ehrlich gesagt war ich es auch, denn sonst blieb er eigentlich immer eher ruhig. Irgendwie gefiel mir das aber. Und außerdem war ich vollkommen seiner Meinung. Die beiden sollten sich trollen. An der Tür konnten sie sich natürlich nicht bremsen noch einmal wenigstens ein paar Knutschgesichter zu machen, ehe sie gackernd die Tür zu feuerten. Glücklicherweise von außen. Max und ich mussten lachen, ehe wir uns wieder küssten. Und dann machten sich unsere Hände auch schon wieder auf Entdeckungsreise. Irgendwie schien so ein kleiner Vasco da Gama in uns zu schlummern. Und wehe uns störte wieder jemand. Ich würde seinen Kopf eigenhändig auf einen Speer spießen.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt