Kapitel 69

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"Boah, guckt doch mal, wie verstrahlt sie schon wieder grinst. Das ist echt langsam beängstigend.", stöhnte Tessa neben mir. "Na ist doch klar.  Du würdest auch so grinsen, wenn du so eine Französisch Klausur wiederbekommen hättest wie wir beide.", lachte Saschi. "Genau, das wird es sein.." , Maja gab ihm einen Klaps an den Hinterkopf. "Deshalb grinst Max auch ständig wie ein Rhinozeros auf Droge." Sascha schlug sich seine Hand vor den Mund "Ach das meint ihr, ist der Grund." Tessa und Maja nickten. Wenn ich nicht schon grinsen würde, würde ich es spätestens jetzt. Im Moment lief es wirklich super bei mir. Meine Versetzung war durch und mit Max war alles perfekt. Ich musste daran denken, wie er mich gestern überrascht hatte. Er war extra gekommen, um mich vom Training abzuholen. Wir versuchten wirklich jede Sekunde gemeinsam zu nutzen, schließlich war das schwer genug. Immer mussten wir ja Angst haben von Papili entdeckt zu werden. Das war so ziemlich das einzige, was echt nervte. Aber lieber so, als gar nicht oder ein Internat in der Schweiz. "Wird Zeit, dass bald Ferien sind. Ich freue mich schon so auf Ibiza.", stöhnte Tessa. "Was macht ihr eigentlich?" Ihr Blick ging zu Saschi und mir. Ich zuckte mit den Schultern. Da hatten Mama und Papili noch gar nicht mit uns drüber gesprochen. Die beiden waren total im Stress. Zwar hatten sie sich in den letzten zwei Wochen kaum gestritten, aber das lag wahrscheinlich auch nur daran, dass sie sich kaum sahen. Papili steckte mit seiner Nase ständig in seinen Büchern und Mama hing im Büro oder bei irgendwelchen Verhandlungen fest. Die letzten Tage hatte ich sogar kochen müssen, damit Dani, Delphie und ich etwas zu futtern bekamen. Man hatte meine Schwester wieder einen Zickenterror abbrennen lassen. Naja gut, ich war nicht gerade sehr begabt am Herd und es tat mir ja auch leid, dass ich die Dosenravioli hatte anbrennen lassen. Aber die Tiefkühlpizza war wirklich nur etwas crosser. Glücklicherweise hatte ich ein paar Marshmallows gefunden, um sie zu besänftigen bevor sie Mama oder Papili störte. "Also Mama und Papa sind ja total eingespannt.", fing Saschi an. Ja, klar. Erik und Kathi arbeiteten ja mit Mama zusammen in der Agentur. Da hatten sie auch nicht viel Zeit. "Deshalb fahren Rosa und ich zusammen mit Oma Resi nach Mallorca auf ihre Finca. Milli und Tante Vicki kommen auch mit Feli mit. Und Silvi auch. Das wird bestimmt voll lustig die ganze Zeit am Strand oder Pool.", grinste mein Cousin. Klar, das konnte ich mir gut vorstellen, dachte ich neidisch. Wenn ich Pech hatte, ging es bei mir wieder erst einmal mit Papili in die Schweiz, ehe Mama dann Urlaub hatte. Das hieß entweder Regenwetter und Wolken, die durch das Fenster zogen oder aber Sonnenschein und dämliche Bergtouren. Das einzige gute dort war Oma Karin, die uns verwöhnte. Am schlimmsten fand ich aber die Sprache. Wer sollte denn Schwytzerdeutsch verstehen?. Das hatte mit deutsch so viel Ähnlichkeit wie ein Hund mit einem Delphin. Und wenn dann immer noch Papilis alte Freunde kamen. Ich schüttelte mich. Die mochte ich ja mal so gar nicht. Die waren total creepy. Ach ja, was würde ich dafür geben bei meinem Cousin mitzufahren. Oder noch viel lieber mit meinen Freundinnen nach Ibiza. Da wäre dann ja auch Max. Das wäre was. "Außerdem kommt Onkel Alex mit seinen Kindern auch noch. Und wenn Mama und Papa dann kommen, fahren wir wieder mit der Katharina. Was ich mich schon auf Marias Essen freue." Saschi rieb sich strahlend den Magen und hatte vor Aufregung ganz rote Wangen. Das hörte sich so toll an. Ich freute mich für ihn. "Ay, schnell wir müssen raus.", quietschte Maja. Schnell sprangen wir drei Mädels aus dem Bus und winkten Saschi noch. "Das hätte ja gerade noch gefehlt, dass wir unsere Haltestelle verpennen. Ich habe solchen Kohldampf. Lass mal flott machen." , stöhnte Tessa als sie mich zum Abschied umarmt hatte und zog ihre Schwester mit. Ich musste grinsen. Wann hatten die beiden mal nicht Hunger? Was sollte ich denn heute kochen? Vielleicht waren ja noch zwei Dosen Ravioli da. Naja, nicht wirklich lecker, aber sie machten wenigstens satt. In Erwartung dieses leckeren Essens lief ich also nur medium enthusiastisch zu unserer Tür und schloss auf. Als ich meine Schuhe ins Regal stellte, hörte ich ein Klappern aus der Küche und Essensduft zog mir in die Nase. Was war das? Ich griff mir schnell meinen Rucksack und nahm Witterung auf. Als ich meinen Kopf durch die Küchentür steckte, sah ich Papili am Herd stehen und in den Töpfen rühren. "Hallo, mei Minischnütli." Er drehte sich zu mir und wischte sich seine eine Hand an der Küchenschürze ab, die er anhatte. Mmh, roch das lecker. Das roch nach der leckeren Lachssahnesauce, die er immer machte. Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen und ich lief zu ihm, um in die Töpfe zu schmulen. "Wow, Brummbärli, was kochst du denn leckeres?" Mama kam auch an und drängelte sich zwischen uns, während sie die Arme um Papilis Bauch schlang und auch versuchte zu schmulen. "Setzt euch schon an den Tisch. Das Essen ist gleich fertig. Ich dachte, ich verwöhne euch heute mal." Das hörte sich gut an. Mama und ich gingen ins Esszimmer und setzten uns auf unsere Plätze. "Na, wie war die Schule?" Mama lächelte mich an. "Ich habe in Französisch eine zwei geschrieben." Das hatte ich ja fast schon wieder vergessen. "Das ist ja toll, meine Maus." Ich konnte an Mamas Gesicht sehen, wie sehr sie sich darüber freute. "Das ist ja prrima, mei Minischnütli. Dann brauchst du ja gar keine Nachhilfe mehr." Papili stellte meinen dampfenden Teller vor mir ab. Halt, nein. Was sollte das denn heißen? Ich brauchte dringend noch Nachhilfe. Ganz viel sogar. "Aber Brummbärli, natürlich braucht sie weiter die Nachhilfe. Du konntest doch auch nicht mit dem Training aufhören, weil du ja die Bälle fangen konntest." Danke Mama, auf so einen genialen Vergleich wäre ich nie gekommen. "Mama hat Recht. Ich glaube nicht, dass ich ohne Nachhilfe die Noten halten kann," setzte ich also schnell auch noch nach. Papili nickte "Dann machen wir so weiter." Man musste ich mich zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Das wäre ja aufgefallen. Wer freute sich schon so, wenn er weiter zur Nachhilfe musste. Manno, waren die Nudeln lecker. Genüsslich stopfte ich mir eine Gabel nach der anderen in den Mund.  "Ach übrigens sind heute Karten für die Endausscheidung für euer Projekt gekommen. Ihr seid ja unter den letzten zehn. Wir Eltern sind extra dazu eingeladen worden daran teilzunehmen." Papili schaute mich stolz an. "Das Ding gewinnt ihr, da habe ich gar keine Zweifel.", lachte Mama "Mit Max ist das sicher." Ich nickte, was Max anging hatte sie ja recht, aber trotzdem war ich alles andere als siegessicher. "Unser Minischnütli wird noch eine große Wissenschaftlerin. So, jetzt hole ich aber noch die Mousse." Papili erhob sich von seinem Stuhl. "Es gibt Mousse.", Mama verdrehte wohlig ihre Augen als Papili auch schon die Dessertschalen vor uns abstellte und sich wieder setzte. Mama griff sich ihre Schale und setzte sich zu Papili auf den Schoß und gab ihm einen Kuss "Du bist einfach der beste, Brummbärli. Ich liebe dich." Papili fing an zu lächeln "Ich dich auch, mei Sunneschii. Jetzt bin ich wieder richtig motiviert weiter zu lernen." Mama grinste und zwinkerte mir zu "Du solltest viel öfter Lernpausen machen, mein Brummbärli." So hatte ich meine Eltern am allerliebsten. Es war genauso  wie früher als wir nur zu dritt waren. Aber irgendwie fehlte Dani schon. Ich schaute wieder zu meinen Eltern, die sich gegenseitig mit der Mousse fütterten. Sofort musste ich an meinen Max denken. Ob Mama wohl genauso Herzklopfen hatte wie ich, wenn ich bei Max auf dem Schoß saß? Vielleicht kribbelte und krabbelte es bei ihr ja genauso wie bei mir im Bauch.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt