Kapitel 13

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Ich stocherte in meinen Nudeln herum. Seit Papili und Mama sich gestritten hatten, war mir irgendwie total übel. Bei dem Anblick der Nudeln könnte ich mich fast übergeben. Warum mussten die beiden sich ständig streiten? Ich verstand Papili echt nicht. Was war denn so schlimm daran, dass Mama Dani auf den Arm nahm? Er machte das doch auch, wenn Delphie herumflennte. Und das war nun wirklich nicht selten und sie war viel älter als der Kleine. Ich schaute zu ihm. Es sah so süß aus, wie er ganz konzentriert seine Nudeln futterte. "Fertig geesst.", grinste er mich an. Gerade als ich aufstehen und unsere Teller in die Küche bringen wollte , öffnete sich die Tür und Mama kam herein "Och, seid ihr schon mit dem Essen fertig. Das ist ja schade. Ich dachte, wir könnten noch zusammen essen." Mama schaute uns enttäuscht an. Irgendwie sahen ihre Augen leicht gerötet aus. Ob sie geweint hatte? "Leo hatte nis ristig geesst." Der Kleine zeigte auf meinen noch vollen Teller.  "Was ist los, meine Große?" Sie durchlöcherte mich mit einem prüfenden Blick. "Nichts. Ich habe nur keinen Hunger.", schwindelte ich. Was sollte ich denn sagen, wenn Mama weiter nachhakte. Sie schüttelte ihren Kopf "Das glaube ich nicht. So, und jetzt die Wahrheit." Ehe ich weiter überlegen konnte, brach es auch schon aus mir heraus "Du und Papili habt euch so gezofft. Lasst ihr euch jetzt scheiden?" Ich konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Ich hatte solche Angst vor Mamas Antwort. Was würde ich denn machen, wenn sie jetzt ja sagte? Ich wollte mich auf gar keinen Fall entscheiden, zu wem ich dann zog. Ich würde einfach zu Oma und Opa ziehen und mit beiden nichts mehr zu tun haben wollen. Meine Mama kam auf mich zu und zog mich in ihre Arme. "Ach, meine Süße. Nur weil dein Vater und ich einer anderen Meinung sind, lassen wir uns doch nicht gleich scheiden. Da musst du dir doch keine Sorgen machen. Es ist ganz normal, dass man sich in einer Beziehung ab und zu einmal streitet." Sie drückte mir einen Kuss auf mein Haar und ich kuschelte mich ganz fest an sie. Wenn Mama das so sah, dann war das auch so. Ich atmete erleichtert auf. "Will auch kusseln.", Dani stupste mich an mein Bein. Sofort bückten Mama und ich uns und nahmen ihn hoch und schlossen ihn in unsere Umarmung mit ein. Das fühlte sich richtig gut an. "So, und jetzt essen wir beide erst nochmal was. Und Dani setzt sich zu uns und bekommt noch eine Waffel." Der Kleine grinste sofort begeistert und lief wieder zu seinem Stuhl und setzte sich hin, während Mama mir und sich einen neuen Teller hinstellte und uns auftat. "Von wegen du hast keinen Hunger.", grinste sie, als wir alle drei unseren Nachtisch löffelten. Die  Mousse au chocolat hatte Papili wieder lecker gemacht. Gerade als wir alles in die Küche getragen hatten, klingelte es an der Tür "Das muss Max sein." Ich lief schnell aus der Küche. "Leo.", rief meine Mama mir hinterher. Ich drehte mich schnell um "Wenn was ist, du weißt ich bin im Büro." Ich nickte und rannte den Rest zur Tür. Ich wollte Max auf keinen Fall warten lassen. Hoffentlich war es auch  Max und nicht dieser blöde Leo. Als ich die Tür öffnete, schaute ich in die hübschesten grünbraunen Augen, die ich je gesehen hatte. "Ha....hallo.", begrüßte er mich. Ich ließ ihn herein und lief die Treppe zu meinem Zimmer hinauf. Mist, durch diese ganze Aufregung war ich noch gar nicht in meinem Zimmer. Hoffentlich war da alles ordentlich. Ich überlegte kurz. Eigentlich müsste alles tuffi sein. Es wäre total peinlich, wenn nicht. Schließlich wusste ich von Maja und Tessa wie oft sie rummeckerten, weil ihre beiden Brüder totale Ordnungsfanatiker waren und ich wollte mich auf gar keinen Fall vor Max blamieren. Langsam öffnete ich die Tür und schaute mich um. Erleichtert atmete ich auf. Ich hatte heute morgen sogar mein Bett gemacht und die Schmutzwäsche in den Wäschekorb gebracht. Max, der mir gefolgt war, stand mitten in meinem Zimmer und knetete seine Hände. Man, ich war aber auch total unhöflich. "Da kannst du dich gerne setzen." Ich zeigte auf den Stuhl neben meinem Schreibtisch. "Möchtest du etwas trinken?" Max hatte sich noch keinen Millimeter bewegt. "Ich wollte...." Mein Blick tauchte wieder in diese unglaublichen Augen, während ich auf eine Antwort wartete. "Ich... ich...", er fuhr sich mit seiner Hand durch seine Haare. Man sah das süß aus. "Cola, bitte." Schnell lief ich also runter in die Küche und holte Gläser aus dem Schrank. Gerade als ich die Flasche Cola aus dem Kühlschrank nahm, klingelte es. Na, klasse. Der Depp hätte sich ruhig mehr verspäten können. Wie gerne wäre ich noch ein wenig mit Max alleine gewesen. Vielleicht würde er mich ja doch mal nach einem Date fragen. Genau, als ob er das tun würde. Ich lief also nur medium begeistert mit den Sachen beladen zur Tür und öffnete sie. "Hallo, Süße." Der Kerl zwinkerte mir zu, als er sich auch schon an mir vorbeidrückte und ins Haus lief. "Nette Bude. Aber ziemlich einfach." Er schaute sich um. Hatte der einen Knall? Ich fand unser Haus alles andere als einfach. Papili und Mama hatten sich viel Mühe mit der Einrichtung gegeben. Leicht sauer, marschierte ich einfach ohne weitere Worte die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Entweder der Idiot folgte mir, oder er ließ es sein. Ich hörte ein Trampeln hinter sich. Man, der lief ja wie ein Elefant und der wollte Sportler sein. Als ich ins Zimmer kam, stand Max immer noch an der selben Stelle und bewegte sich erst jetzt zum Schreibtisch, während der andere Gast sich einfach rückwärts auf mein Bett warf. Was sollte das denn? Scheinbar reichte ihm das nicht, denn er wippte es richtig durch "Das ist aber schön weich. Da könnten wir ja richtig Spaß drin haben." Ich spürte eine leichte Übelkeit alleine schon beim Anblick dieses Idioten, wie er da in meinem Bett lag. Nachher würde ich es definitiv neu beziehen. "So, jetzt lasst uns aber flott machen. Ich muss nämlich gleich noch zum Training. Ich habe schließlich die wichtigste Aufgabe." Eingebildet klopfte sich der Kerl auf die Brust "Als Pfosten, oder was?", rutschte es mir heraus. Mein Blick fiel zu Max, der schmunzelte. "Ach übrigens, Babe. Ich habe am Wochenende Geburtstag. Das wird die absolute Hammerparty. Und du bist natürlich mein ganz spezieller Gast." Er zwinkerte mir zu, während sich alles bei dem Gedanken in mir schüttelte. In diesem Moment war ich ja mal sowas von Glücklich, dass Papili so streng war. Er würde mich dort niemals hingehen lassen. Nicht einmal, wenn ich wollte, was ja nicht im geringsten zutraf. "Du kannst auch bei mir übernachten. Es wird garantiert spät." Jetzt wackelte er auch noch mit den Augenbrauen. "Und du Reus, kannst ja auch mit deinem Blasshuhn von Bruder kommen." "Du, dass ist ja mal blöd, aber Leo und Max haben am Wochenende keine Zeit. Wir sind alle zusammen auf Vicki und Milis Geburtstag.", ertönte auf einmal an der Tür die Stimme meiner Mutter. Ich schaute sie an und musste grinsen als sie mir verschwörerisch zuzwinkerte. Mein Blick ging weiter zu Max, der auch ein fettes Grinsen im Gesicht hatte.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt