Kapitel 23

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Seit wir in den Bus eingestiegen waren, hatte Max kein Wort mit mir gesprochen. Er saß da und starrte aus dem Fenster. Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? War er sauer auf mich. Oder hatte er das mit dem Date doch nur gemacht, weil er mich nicht enttäuschen wollte? Vielleicht gefielen ihm ja auch meine neuen Klamotten nicht? Ich riskierte einen Seitenblick. Er schaute nicht einmal in meine Richtung.Irgendwie war er voll komisch seit er unsere Tickets bezahlt hat. Naja, ich fand das schon etwas creppy, dass er ein Kondom in der Tasche hatte. Was erwartete er sich von dem Date? Was dachte er denn von mir? Ich war doch nicht so eine, die sofort mit jemandem ins Bett hüpfte. Genaugenommen hüpfte ich mit überhaupt noch niemandem ins Bett. Vielleicht war er ja auch nur aus Mitleid mit mir ins Kino gegangen und hatte eigentlich eine Freundin für die er das Teil brauchte. Aber das hätten Maja und Tessa mir garantiert erzählt, schließlich liebten sie es über bestehende und zukünftige Liebespaare zu spekulieren. Und wenn es jemand aus der Schule wäre, hätte ich das garantiert auch mitbekommen. Aber wenn es eine Reitertussi war. Ich spürte wie leichter Frust in mir hochkroch. Andererseits hätte ich Max auch noch gar nicht so eingeschätzt. Ich hätte niemals erwartet, dass er ein Kondom mit sich in der Hosentasche herumtrug. Vielleicht war das ja auch alles ganz anders, versuchte ich mich zu beruhigen. Genau, das war bestimmt die Hose von Phil. Der trieb sich doch ständig mit irgendwelchen Tussen herum und Zwillinge haben doch meistens die gleichen Klamotten. Das wusste ich ja von meinen Freundinnen, die auch immer das gleiche trugen. Bestimmt hatten Max und Phil nur ihre Hosen vertauscht. Ja, genau. So musste es sein. Erleichtert atmete ich auf. "Du... du siehst ...siehst heute voll hübsch aus." Oh, mein Gott. Hatte Max gerade gesagt, ich sehe hübsch aus. Ich spürte wie meine Wangen ganz heiß wurden. Dann gefielen ihm meine neuen Klamotten. "Da...danke." ich schaute ihn glücklich an. Warum schaute er denn jetzt schon wieder aus dem Fenster. Man, das war ja zum Haareraufen. Erschrocken stellte ich fest, dass wir gleich aussteigen mussten. "Los, wir müssen raus." Max sprang sofort auf und folgte mir. "Wollen wir erst noch etwas bei Mecces essen?"  Und ob ich das wollte. Schließlich hatte ich zu Hause keine Zeit mehr gehabt und mein Frühstück war schon ewig her. "Auja." Da musste ich nicht lange überlegen. Außerdem musste ich auch ganz dringend mal für kleine Torfrauen. Kaum, dass wir den Laden betreten hatten, standen wir auch schon vor der Schlange am Bestellautomaten. Na toll, das konnte ja dauern. Ich trat von einem auf das andere Bein. Verflucht, ich musste wirklich dringend. "Musst du?" Na, klasse. Das fiel ihm auf, aber nicht, wenn ich ihn anlächelte. Ich nickte also peinlich berührt. "Dann gehe schon mal, ich kann ja bestellen. Wie immer Cheese, Pommes, Coke?" Wieder nickte ich nur. Bei Mecces aß ich immer nur das gleiche. Erleichtert kam ich wieder aus der Toilettentür und schaute, wo Max sich hingepflanzt hatte. Ich lief also beschwingt Richtung Tisch. Bestimmt kam gleich das Futter und dann würde sich die Stimmung auch auflockern. Abrupt blieb ich stehen und tauchte hinter dem Pfeiler ab. Das konnte doch nicht wahr sein. Was machten denn die jetzt alle hier? Ich sah die Drillinge zusammen mit meiner Schwester Delphine in Richtung unseres Tisches laufen. Mist, Mama hatte ja erzählte, dass sie heute zu einem Geburtstag eingeladen war. Aber konnten die nicht bei Burger King oder sonst wo anders feiern? Wenn die uns hier erwischten, dann wüsste Papili spätestens heute Abend Bescheid. Naja gut, dann hätte ich wenigstens ein Date mit Max gehabt, bevor Papili ihn entgrätete. Vielleicht übersahen sie ja Max einfach. Das könnte doch passieren, versuchte ich mir zuzureden, während ich in Eichhörnchenstarre verharrte und die vier beobachtete. "Hey, Max." Natürlich übersahen die Drillinge ihren Bruder nicht. "Wo ist denn Phil?" Benny schaute sich suchend um. Ich duckte mich schnell noch weiter hinter dem Pfeiler ab. "Toilette.", brummte er und schaute nervös Richtung Toilettentür. Na klar, er wusste ja nicht, ob ich da jeden Moment herauskam. "Ach da seid ihr ja." Eine Frau im Alter meiner Mama tauchte auf und begrüßte die vier freundlich . Das war bestimmt die Mutter von dem Geburtstagskind. "Dann kommt mal mit, wir haben dahinten den Spielraum ganz für uns. Da kommt jetzt auch erst einmal ein Zauberer. Und dann gibt es Burger." Okay, das hörte sich gut an, dann waren sie erst einmal weg und beschäftigt. Vielleicht könnte der Zauberer sie ja auch einfach temporär verschwinden lassen bis wir weg waren. Obwohl, das war wohl zu viel erwartet. "Ich will aber Marshmallows.", quäkte meine Schwester sofort wieder los. Warum war die eigentlich immer so peinlich? Die Frau legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Wir gehen jetzt erst einmal in den Raum und dann werden wir auch alle deine Wünsche erfüllen." Delphie strahlte sofort zufrieden. Die Frau wusste nicht, worauf sie sich mit dem Satz eingelassen hatte. Ich war mir sicher, sie würde ihn heute im Laufe des Nachmittags noch schwer bereuen. Egal, das war nicht mein Problem. Viel wichtiger war, dass die Zwerge endlich verschwanden. Ja, sie waren endlich weg. Ich schob mich wieder hinter dem Pfeiler vor und lief zum Tisch. "Gott sei Dank bist du nicht früher gekommen. Du glaubst ja nicht, wer hier war." Ja, er war scheinbar genauso panisch gewesen wie ich. "Doch, weiß ich. Ich habe mich extra hinter dem Pfeiler da versteckt." Ich deutete zu meinem Versteck. "Wow, das war echt knapp." Da hatte er durchaus Recht. Schnell ließ ich mich auf den Stuhl neben ihn  gleiten. Unser Essen war jedenfalls noch nicht da. Mist, ich hatte mir ja ganz vergessen einen Milchshake zu bestellen. Ich liebte meinen Milivanilli. Wenn ich jetzt aber noch einmal loslief, sah das ja auch blöd aus. Dann würde ich halt heute darauf verzichten, dachte ich enttäuscht. War ja meine eigene Blödheit. "Hier eure Bestellung. Lasst es euch schmecken." Der Mitarbeiter stellte ein vollbeladenes Tablett vor uns ab.
"Dein Burger, die Pommes und deine Coke." Max reichte mir alles "Und hier ist noch dein Vanilleshake. Ich hoffe, das war okay, dass ich den bestellt habe." Max schaute mich unsicher an. Hatte er gerade Vanilleshake gesagt? "Ein Millivanilli für mich?" Gerade könnte ich ihn abknutschen. Ich strahlte ihn an. Ob das okay war? Das war mehr als nur okay. Er war mein absoluter Hero. "Den nimmst du doch immer." Ich nickte wild "Ja, ohne den ist das Essen hier nicht perfekt. Danke, dass du daran gedacht hast." Das musste doch etwas bedeuten, wenn er sich so etwas merkte. Das machte man doch nicht einfach nur so. Ich wusste ja schließlich auch nicht, was Phil immer bestellte. Bei Max wusste ich das schon. Er bestellte immer einen Royal TS, Pommes und Coke. Naja gut, Phil bestellte auch immer etwas anderes. Aber trotzdem. Das musste etwas bedeuten. Vielleicht mochte er mich ja doch etwas mehr.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt